Ehrenamtler Markus Pilters Unterbarmer Kinderteller: „Sind ein Stück Familie“

Wuppertal · Ohne Ehrenamt gibt es keine lebendige Kirche: Markus Pilters ist Bezirkspolizist in Unterbarmen und engagiert sich seit zwölf Jahren dienstlich und in seiner Freizeit beim Unterbarmer Kinderteller. Ein Porträt zur „Wuppertaler Woche des bürgerschaftlichen Engagements“ (wodebuen), die vom 9. bis 18. September stattfand.

Markus Pilters kümmert sich um die Kinder.

Foto: Nikola Dünow

Markus Pilters steht in Uniform auf dem Innenhof des Gemeindehauses an der Martin-Luther-Straße. Neben ihm spielen zwei Jungs Fußball, im Hintergrund hüpfen Kinder über ein Springseil. Immer wieder suchen die Kids Kontakt zu ihm und verwickeln ihn in ein kurzes Gespräch. „Berufsbedingt habe ich viele negative Kontakte zu Jugendlichen. Ich wünsche mir für diese Kinder, dass ich ihnen später nie beruflich begegnen muss. Die soziale Anbindung ist so wichtig, damit sie eine Chance in der Gesellschaft haben. Das gilt erst recht für Kinder mit Migrationshintergrund. Darum setze ich mich hier so ein.“

Markus Pilters trägt bewusst seine Uniform, damit erst gar keine Berührungsängste zur Polizei entstehen und jedes Kind sofort spürt: Mit dem kann man reden. Mittlerweile ist er Vereinsvorsitzender. Er kümmert sich um die Organisation des Kindertellers, stellt Förderanträge und hält den Kontakt zur Gemeinde. Rund ach Stunden pro Woche ist er für den Verein tätig. Zum Team gehören außerdem die Pädagogin Vanessa Franke, die für 26 Stunden angestellt ist sowie rund 20 weitere Ehrenamtliche, die gemeinsam kochen und die Kinder betreuen.

Markus Pilters kümmert sich um die Kinder. Rund acht Stunden pro Woche ist er für den Verein tätig.

Foto: Nikola Dünow

Angefangen hat alles vor zwölf Jahren: Damals beklagten sich die Schulen, dass viele Kinder ohne Frühstück aus dem Haus gehen, zuhause keine warme Mahlzeit bekommen und niemand sie bei den Hausaufgaben unterstützt. Seitdem bietet der Unterbarmer Kinderteller dienstags, mittwochs und donnerstags ein frisch zubereitetes Mittagessen und eine Nachmittagsbetreuung von 12 und 16 Uhr für Kinder zwischen sechs und zwölf Jahren.

Hier wird analog gespielt und gelernt

„Mittlerweile ist die materielle Armut nicht mehr so präsent, aber die soziale Armut ist weiterhin groß“, weiß Pilters. „Die Kids sitzen vor dem Handy, dem Fernseher oder dem Computer und werden sich selbst überlassen. Bei uns wird analog gespielt und gelernt und wir gehen viel raus. Wir sind ein Stück Familie.“ Das Angebot ist heute vielleicht wichtiger denn je: Denn auch beim Kinderteller hat Corona Spuren hinterlassen. „Die lange Isolation hat die Kinder verändert. Sie sind viel lauter und latent aggressiv. Viele von ihnen haben eine Aufmerksamkeitsstörung. Umso wichtiger ist unsere Arbeit.“

Bis zu 40 Kinder nutzen das kostenlose Angebot in den Räumen der Evangelischen Kirchengemeinde Unterbarmen. Sie essen, spielen und lernen im Gemeindehaus an der Martin-Luther-Straße. Im Gegensatz beispielsweise zur Ganztagsbetreuung sind die Gruppen sehr klein. Bei den Hausaufgaben sitzen zwei bis drei Kinder mit einem Erwachsenen am Tisch. Auch in der Hälfte der Schulferien hat der Kinderteller geöffnet.