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Wuppertal: „Hat uns zusammengeschweißt“

Mieterinitiative in Elberfeld : „Hat uns zusammengeschweißt“

Mieterhöhungen, Reparaturstau, unzureichende Kommunikation: Als mit dem Verkauf an verschiedene Immobiliengesellschaften die Situation immer schwieriger wurde, sind die Bewohner des Hauses Mirker Straße 61 erfolgreich aktiv geworden.

Bis 2008 waren alle zufrieden. Gab es Probleme in einer der 13 Wohnungen, genügte ein Anruf und der Eigentümer handelte. Schnell und unbürokratisch. „Ihm war es wichtig, dass wir uns wohlfühlen. Und dem war so“, erinnert sich Karin Velten. Bis 2008 die Erben mit dem Verkauf des Gebäudes einen Wechsel mit Folgen einleiteten.

„Mit dem Übergang vom Privatbesitz an rasch wechselnde Immobiliengesellschaften wurde die Situation für uns schlechter“, erinnert sich Oliver Wochnik, der den Widerstand federführend organisiert. So wollte die „Westdeutsche Immobilien Verwaltungs GmbH“, die im März 2008 übernahm, bereits kurze Zeit später eine Mieterhöhung. Wochnik weiter: „Da es dafür keinen nachvollziehbaren Grund gab, haben wir uns zusammengesetzt und beschlossen, diese abzulehnen. Mit dem Erfolg, dass die ’Westdeutsche’ das akzeptierte und die Hausgemeinschaft fortan näher zusammenrückte.“

Auch ein Kabelanschluss, der mit Mehrkosten verbunden gewesen wäre, konnte verhindert werden. „Da wir eine Satellitenanlage haben, brauchten wir den nicht“, begründet Hildegard Edelbrock diesen Schritt.

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m Dezember 2011 wurde das Haus an die „CFE Portfolio 1 AG“ verkauft. „Da setzte sich fort, was schon mit der ’Westdeutschen’ begonnen hatte: Bei Problemen war kaum jemand zu erreichen, Reparaturen wurden nicht durchgeführt, die Nebenkostenabrechnung war fehlerhaft. Also sind wir aktiv geworden“, so Oliver Wochnik. Die Mieter haben, was der Gesetzgeber als sogenannte Ersatzvornahme zulässt, selbst Handwerker geordert und die Rechnungen weitergeleitet. Das wurde von der Immobiliengesellschaft stillschweigend geduldet. Auch übrigens von der „Memorialort Immobiliengesellschaft mbH“, die ab November 2015 als Besitzer auftauchte.

Im Oktober 2017 dann trat die „LEG Achte Grundstücksverwaltungs GmbH“ als neue Eigentümerin in Erscheinung. Und wollte umgehend die Miete erhöhen. Karin Velten: „Alle Mietparteien bekamen ein schriftliches Mieterhöhungsverlangen mit der Aufforderung, dem zuzustimmen. Für den Fall, dass nicht, wurde eine Klage angedroht.“ Die Mieter weigerten sich. Nachdem eine erste Klage vom Gericht abgelehnt wurde, zog die LEG weitere Klagen zurück. Wieder ein Erfolg für die wehrhaften Bewohner.

Die hatten aber noch einen weiteren Pfeil im Köcher: „Wir haben festgestellt, dass die für zwölf Wohnungen zugrunde gelegte Größe von 42,83 Quadratmetern nicht stimmt. Die fast identischen Wohnungen haben eine tatsächliche Größe, die zwischen 35 und 39 Quadratmetern liegt. Das haben wir jetzt der LEG mitgeteilt und um Anpassung der Miete gebeten. Und die hat signalisiert, an einer gütlichen Lösung interessiert zu sein und umgehend die realen Größen ermitteln zu lassen“, freuen sich Wochnik und Velten.

Und mit ihnen fünf weitere Mieter, die zwischenzeitlich zum gemeinsamen harten Kern des Widerstands gehören. „Der Ärger hat uns zusammengeschweißt und gezeigt, dass es sich lohnt, für seine Rechte zu kämpfen. Und so gut, wie die Chemie unter uns Mietern jetzt ist, so zuversichtlich sind wir, einen Weg mit der LEG zu finden, der uns so wie 2008 sagen lässt, dass wir uns hier wohlfühlen“, so Oliver Wochnik.

Es könnte funktionieren: „Nachdem wir erfahren haben, dass die Wohnungsgrößen nicht identisch mit denen in unseren Unterlagen sind, lassen wir die realen Werte jetzt umgehend ermitteln und werden selbstverständlich die Miete entsprechend der tatsächlichen Abweichung anpassen“, verspricht auf Nachfrage der Rundschau LEG-Pressesprecher Mischa Lenz.