Wuppertaler Tradition Garnbleicher feiern stillen 40. Geburtstag

Wuppertal · Was machen eigentlich die Langerfelder Garnbleicher? Klar, sie treten in ihrer Tracht auf Veranstaltungen auf und erinnern an das historische Handwerk des Bleichens. Das ist aber nicht gemeint. Wegen Corona hat es schon lange keine Auftritte mehr gegeben. Es ist ein wenig still geworden um die Herren in Weiß. Das macht Garnmeister Gerhard Constapel und seinen Mitstreitern Sorgen. 

  Der Brunnen auf dem Langerfeld Markt zeigt den „Fontainenstreit“, der 1730 in Langerfeld wegen Wasserknappheit ausbrach. Mit der Einweihung des Brunnens im Jahr 1981 gründete auch die Bleichergruppe ihren Verein. Gerhard Constapel (Mitte) ist von Anfang an mit dabei.

Der Brunnen auf dem Langerfeld Markt zeigt den „Fontainenstreit“, der 1730 in Langerfeld wegen Wasserknappheit ausbrach. Mit der Einweihung des Brunnens im Jahr 1981 gründete auch die Bleichergruppe ihren Verein. Gerhard Constapel (Mitte) ist von Anfang an mit dabei.

Foto: Wuppertaler Rundschau/mivi

„Auch wenn es zurzeit keine Veranstaltungen gibt, bei denen wir den Besuchern zeigen können, wie damals in Wuppertal gebleicht wurde, sind wir natürlich immer noch da und aktiv. Das Bleichen hat in unserer Stadt Tradition und war Wegbereiter dafür, dass Wuppertal eine bekannte Textilindustriestadt wurde. Und das Wissen darum bewahren und geben wir weiter“, sagt Gerhard Constapel mit fester Stimme und blickt, wenn auch ein wenig besorgt, immer nur positiv nach vorne.

Als Garnmeister der Truppe ist er sozusagen der Bleicher-Chef. Von Anfang an – seit der Gründung des Vereins im Jahr 1981 – ist der Langerfelder mit dabei, hat die Vereinsgeschichte hautnah erlebt. „Einst waren wir mal 40 Leute, jetzt sind wir zehn. Wir liefen sogar mehrfach bei der bekannten Steuben-Parade in New York mit. Aber wie auch alle anderen Vereine, bemerken wir, dass die Mitgliederzahlen abnehmen und es immer schwieriger wird, Nachwuchs zu finden. Das ist schade“, sagt Constapel.

Dass bedingt durch die Corona-Pandemie seit rund zwei Jahren kaum Veranstaltungen stattfinden können, kommt der Werbung für den Verein und der Suche nach neuen Bleichern nicht zugute. Oder haben Sie etwa mitbekommen, dass die Langerfelder Garnbleicher im vergangenen Jahr ihr 40-jähriges Bestehen feierten? Der wiederholte Ausfall des beliebten Bleicherfestes, das traditionell im Juni Tausende Besucher und Trödel-Fans nach Heckinghausen lockt, war ein schwerer Schlag. Auch für dieses Jahr steht noch nicht fest, ob die 45. Auflage des Straßen-Flohmarkts mit all seinen Events stattfinden kann.

Hoffnung setzt Constapel in den Langerfelder Rossmarkt. Der soll möglichst am 12. Juni auf dem Gelände der evangelischen Gemeinde an der Inselstraße durchgeführt werden: „Das fehlt uns wirklich sehr, der Kontakt zu den Menschen. Das ist immer wieder toll zu erleben, wie die Leute unseren Vorführungen interessiert zuschauen und nacher auf uns zukommen und viele Fragen rund ums Bleicher-Handwerk haben. Wir freuen uns immer sehr, unser Wissen teilen zu können“, sagt Constapel.

Die Garnbleicher sind eine Untergruppe des Langerfelder Bürgervereins. Wer Interesse hat, kann unverbindlich zum Stammtisch-Treffen (einmal im Monat im Langerfelder Restaurant „Delle“) kommen. Willkommen ist jeder, der „schon laufen oder immer noch laufen kann“ – sagt die gesellige Bleicherrunde. Alter, Geschlecht, das alles sei nicht wichtig. Was zählt, ist das Interesse rund ums Handwerk. Ob nun jemand Mittelalter-Fan sei, sich insbesondere für die Technik oder die Historie interessiere, spiele keine Rolle.

Zwar besteht die Gruppe derzeit nur aus Männern, aber auch Frauen sind ausdrücklich willkommen. „Wir treffen uns zwar regelmäßig, haben auch Auftritte, und auch Wissen zu den Bleichern sollte man sich aneignen, aber wir sind kein Verein mit der Pflicht, dass man drei Mal die Woche zum Training erscheinen muss. Wir sind eine lockere, freundliche, gesellige Runde und freuen uns über neue Gesichter“, so der Garnmeister.

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