Lichtenplatz Die vielleicht allerschönste Aussicht auf Wuppertal

Wuppertal · Vor 100 Jahren fanden sich zehn spätere Kleingärtner unter der Leitung von Hermann Zörnitz zusammen, um das von der Stadt erworbene Brachgelände der Familie Eicker im Springen urbar zu machen. Sie waren die neue „Bezirksgruppe Springen des Barmer Gartenbauvereins“, aus der später der Kleingärtnerverein „Springen“ entstand.

 Ein Blick in die Kleingartenanlage Springen, in der auch Spaziergänger herzlich willkommen sind.

Ein Blick in die Kleingartenanlage Springen, in der auch Spaziergänger herzlich willkommen sind.

Foto: KGV Springen

Die Wohnungsnot in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg führte dazu, dass damals Wohnlauben bis zu 30 Quadratmeter und auch Kleintierställe sowie Vorratskeller genehmigt wurden, ebenso ein WC. Die schlechte Versorgungslage brachte es außerdem mit sich, dass immer mehr Menschen einen Kleingarten kauften – bot doch der Eigenanbau von Kartoffeln, Gemüse und Kräutern eine willkommene Möglichkeit, den eigenen Speiseplan zu verbessern. Die Bombardements während des Zweiten Weltkrieges zwangen etliche ausgebombte Kleingärtner dazu, ihre kleine Laube als Wohnraum zu nutzen. Aber auch der Verein erlitt Verluste. Das Vereinsheim brannte aus und das eigene Strandbad fiel Bomben zum Opfer. Erst 1952 konnte wieder ein eigenes Vereinsheim errichtet werden.

Pläne der Stadt, eine „Südhangschnellstraße“ mit Bebauung des Geländes an der Oberen Lichtenplatzer Straße mit bis zu 1.000 Wohneinheiten zu errichten, bedeuteten eine Halbierung des Vereinsgeländes. Diese Pläne weckten den Widerstandsgeist der Kleingärtner, die sich in vielen Veranstaltungen und Diskussionen zu Wort meldeten und sich 1973 mit einem Wagen am Wuppertaler Karnevalsumzug beteiligten: „Baulöwe Leo, der Kleingartenfresser“ war damals das Motto dieses Wagens. Erst 1980 zeigte die Stadt mit dem „Entwicklungsplan Kleingärten“, dass sie die früheren Absichten einer Bebauung des Vereinsgeländes nicht mehr verfolgte.

Die schöne Lage des Vereinsgeländes, die einen seltenen Ausblick auf einen großen Teil der Stadt ermöglicht, bedeutet stets zusätzliche Arbeit(en): Die Zinnientreppe mit ihren Natursteinstufen war immer wieder ein Grund zur Klage vieler Spaziergänger. Deshalb wurde eine komplette Neugestaltung mit Betonstufen und Pflasterung der gesamten Treppe geplant und binnen drei Jahren in Eigenleistung erledigt, wobei die Stadt das Material zur Verfügung stellte. Pünktlich zum 90-jährigen Jubiläum konnte die neue Treppe eingeweiht werden.

Das aus den 50er Jahren stammende Vereinsheim war in keinem guten Zustand. Immer wieder „zierten“ Eimer den Saal, um Regenwasser aufzufangen. Den Neubau des Dachstuhls mit neuer Eindeckung überließ man Fachfirmen, aber das alte Dach wurde in Eigenleistung abgetragen. Die so ersparten 10.000 Mark trugen wesentlich zur Finanzierung des Projektes bei. Immer wieder gelang es dem Verein, bei Wettbewerben der Kleingartenanlagen Preise zu gewinnen – sowohl in Sachen Gesamtverein als auch bei Einzelgärten. 2009 gelang sogar der Gewinn einer Silbermedaille im Landesgartenwettbewerb.

Die jüngste Erweiterung der Kleingartenanlage war 2012 die Übernahme des früheren Schulgartens an der Nesselstraße, wo zwei Imker einen Platz gefunden haben. Das vorhandene Biotop wurde saniert und gefällt einer Schildkröte sehr gut. Neben drei Hochbeeten gibt es auch Flächen für Menschen, die nur so genanntes Grabeland, aber keinen Garten haben wollen. Das ebenfalls sanierte Haus auf dem Gelände steht unter anderem für Feste der Kindergruppe zur Verfügung.

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