Die Vorfreude auf das Match in der Duisburger Arena ist beim 35-Jährigen riesengroß: „Wir haben uns um Karten für die Familie und Freunde bemüht und gesehen, dass nur noch wenige verfügbar sind. Das Spiel ist nahezu ausverkauft, und da passen ja gut 31.000 Fans rein. So eine Kulisse haben bei uns im Team bisher die wenigsten erlebt.“ Kevin Hagemann schon, im August 2023 beim 2:1-Sieg in Aachen auf dem Tivoli vor 27.300 Zuschauerinnen und Zuschauern.
Dabei ist der WSV-Kapitän fest davon überzeugt, dass es „kein lauer Sommerkick“ wird: „Bei uns ist der Klassenerhalt rein rechnerisch noch nicht unter Dach und Fach. Und Duisburg tritt erstmals vor heimischer Kulisse als Meister auf.“ Vor Saisonbeginn hatten die Regionalliga-Trainer den WSV als Mitfavoriten genannt, es kam komplett anders.
WSV unterliegt MSV knapp
Aber, waren die Tipps überhaupt realistisch? „Man muss sich ja nur Gütersloh angucken. Da hat keiner damit gerechnet, dass sie als Aufsteiger jetzt Zweiter sind. Man malt sich immer was aus und steckt die Ziele hoch. Wenn man in den vorherigen Saisons unter den ersten Drei war, will man nicht Vierter werden, auch wenn es einen Riesenumbruch gab“, so Hagemann. „Letztlich kann man es aber erst einschätzen, wenn die Saison startet. Und in die sind wir aus verschiedenen Gründen nicht gut reingekommen.“
Am Ende gelingt der Klassenerhalt, sofern nicht noch ein mittleres Fußballwunder passiert. „Der entscheidende Faktor war, dass wir immer zusammengehalten haben. Wir haben untereinander ein harmonisches Verhältnis, auch wenn wir das nicht immer auf den Platz bringen konnten. Die Fans, die uns hervorragend unterstützt haben, waren phasenweise zurecht enttäuscht. Dann haben wir rechtzeitig wieder gepunktet, der Sieg gegen Gladbach war Gold wert“, blickt Kevin Hagemann auf die bisherige Saison zurück.
Dass Trainer Sebastian Tyrala seinen Vertrag verlängert hat, bewertet der Kapitän positiv: „Ich denke, jeder in Mannschaft ist froh, dass er bleibt. Er hat eine gesunde Schärfe mit einer entscheidenden Lockerheit.“ Doch – verlängert auch er selbst? „Ich werde kommende Woche mit Gaetano Manno (Sportlicher Leiter des WSV, Anm. der Red.) sprechen. Wir werden uns tief in die Augen schauen und gucken, ob die Pläne des Vereins mit meinen korrespondieren“, schmunzelt der Routinier.
Wobei noch eine dritte Seite ein entscheidendes Wort mitzureden hat. Hagemann arbeitet seit 2012 beim Ennepetaler Automobilzulieferer Ferdinand Bilstein im Vertrieb. Das Unternehmen hat den Industriekaufmann bislang intensiv unterstützt. „Wenn wir um 14 Uhr trainieren, dann arbeite ich vormittags und ab 17 bis 21 Uhr wieder. Dass das möglich ist, rechne ich sehr hoch an. Aber die Verantwortung im Job wächst. Wir werden sehen, ob das mit dem Aufwand unter einen Hut zu bringen ist“, so Hagemann. „Die Jahre gehen nicht spurlos an einem vorbei …“
Sollte es zu einer Einigung kommen, wäre der dribbelstarke Offensivtechniker („Das Herz schlägt für den Fußball“) einer der (wenigen) erfahrenen Akteure, die in der kommenden Saison den (vielen) jungen Spieler Halt geben sollen. Noch können die WSV-Fans also Hoffnung haben, dass zu den 217 Pflichtspiel-Einsätzen (55 Tore) im rot-blauen Trikot noch einige weitere hinzukommen.