Erfolgreiche Fußballspielerin Janina Leitzig: Aus Wuppertal ins Bayern-Tor
Wuppertal / München · Dass Janina Leitzig momentan sehr langweilig ist, kann sie wirklich nicht behaupten. „Das stimmt, es sind ereignisreiche Wochen“, schmunzelt die 22-Jährige. Am vergangenen Donnerstag hat sie ihre Bachelor-Arbeit abgegeben. Einen Tag nachdem die gebürtige Wuppertalerin im Tor des deutschen Frauen-Fußballmeisters FC Bayern München beim Champions-League-Hinspiel des Viertelfinales gegen Paris St. Germain (1:2) stand.
Es ist noch nicht das Ende der turbulenten Zeit. Am Mittwoch (30. März) steigt das Rückspiel in Paris, am Sonntag (3. April) dann das wohl vorentscheiden Bundesliga-Match beim momentanen Spitzenreiter VfL Wolfsburg, der einen Punkt Vorsprung hat. „Es ist natürlich eine spannende Phase, wenn man Titel gewinnen und Spiele auf so einem hohen Niveau bestreiten kann“, freut sich die 1,84 Meter große Keeperin.
Leitzigs Familie stammt aus Mingolsheim, einem Ortsteil von Bad Schönborn im Landkreis Karlsruhe. Ihr Vater, ein praktizierender Kinderarzt, bekam Ende der 1990er Jahre eine Stelle in der Wuppertaler Kinderklinik angeboten. Es folgte der Umzug in die bergische Metropole. „Nach Barmen“, blickt sie zurück. „An meine Kindheit habe ich gute Erinnerungen. In der Nähe gab es ein Feld und einen Bach. Wir haben viel draußen gespielt. Und die Nachbarn waren cool.“ Auch die Schwebebahn kennt sie noch. Im Alter von fünf Jahren ging es zurück nach Bad Schönborn.
Bei der heimischen TuS Mingolsheim startete im Alter von acht Jahren die Fußball-Karriere, auch Volleyball, Hochsprung und Kugelstoßen gehörten in der Jugend zu ihren sportlichen Betätigungen. 2013 folgte der Wechsel zur TSG Hoffenheim. Hatte Leitzig zuvor auch ab und an im Feld gespielt („Bei den Jungs“), wurde nun das Tor die feste Position. Über die zweite Mannschaft gelang 2018 der Sprung ins Bundesliga-Team der Hoffenheimer, außerdem Berufungen in die deutsche U 16, U 17 und U 19. Dann kam das Angebot aus München.
Beim FC Bayern, wo sie seit dem Sommer 2021 unter Vertrag steht, setzte sich Janina Leitzig schnell durch, obwohl die Bayerinnen mit Laura Benkert eine sehr erfahrene Torfrau im Kader haben. „Ich fühle mich in München sehr, sehr wohl und versuche, hier so viel Spielpraxis wie möglich zu sammeln“, sagt sie. Dafür unterbricht Leitzig nun auch ihr Lehramtsstudium. „Während meiner Zeit in Hoffenheim war ich in Heidelberg eingeschrieben. Ich war vormittags in der Uni, das Training war am Abend.“ Für den Master-Abschluss wäre eine regelmäßige Präsenz vor Ort notwendig – nicht machbar bei den professionellen Bedingungen in der bayerischen Landeshauptstadt.
Welche Bedeutung hat der Frauenfußball innerhalb des FCB aus ihrer Sicht? „Es hat uns sehr gefreut, dass wir gegen Paris in der Allianz-Arena antreten durften. Das war nicht selbstverständlich. Der Verein hat immer große Ambitionen und unterstützt uns sehr.“
Glaubt sie daran, dass Frauen auch in Deutschland im Fußball künftig genauso viel verdienen wie Männer – wie es in den USA vereinbart worden ist? „Es wird Veränderungen geben. Ob dann am Ende wirklich das Gleiche herauskommt, glaube ich nicht. Die Männer verdienen ja sehr viel. Der Frauenfußball wird aber immer attraktiver, das Niveau immer höher. Und das wird sich dann auch finanziell bemerkbar machen.“ 13.000 Fans kamen zum Spiel gegen Paris.
Obwohl es im Team des FCB momentan einige Corona-Fälle gibt, zeigt sich Leitzig für das Champions-League-Rückspiel (Mottwoch, kostenloser Livestream bei DAZN) optimistisch. „Wir sind breit aufgestellt und haben ein hohes Niveau im Kader. Im Hinspiel waren wir die bessere Mannschaft und hatten auch mehr Torchancen. Ich bin deshalb zuversichtlich!“ Zeit, sich die französische Hauptstadt anzugucken, besteht allerdings nicht: Dienstag hob der Flieger ab, Donnerstag geht es bereits wieder zurück. Der Rest ist vollgepackt mit der Vor- und Nachbereitung auf die Partie.
Gesehen hat die gebürtige Wuppertalerin dennoch schon viel von der Welt – beispielsweise Louisville in den USA, die Kapverden, dazu Amman in Jordanien bei der U 17-WM. „Durch den Fußball bin ich an Orte gekommen, in die ich sonst wahrscheinlich nicht gefahren wäre“, freut sie die Schlussfrau mit der Trikotnummer 33 („Die hat eigentlich keine besondere Bedeutung“).
Wie wahrscheinlich ist eine erneute Doppel-Meisterschaft des FC Bayern? „Der Titel bei den Männern ist etwas wahrscheinlicher. Aber ich bin auch bei uns sehr, sehr guter Dinge“, sagt Leitzig.