Promi Zeigen, wo der Hammer hängt

Wuppertal · Dass krachende Hip-Hop-Beats durch die Lautsprecher dröhnen, kommt im Hörsaal 14 der Uni eher selten vor. Wo sonst mathematische Probleme gelöst werden, ging es am Freitag um Reime, Texte, Samples, kurz: um Rap-Musik.

 Rap-Superstar Samy Deluxe (links) zeigte sich im Gespräch mit Dozent Oliver Kautny entwaffnend ehrlich.

Rap-Superstar Samy Deluxe (links) zeigte sich im Gespräch mit Dozent Oliver Kautny entwaffnend ehrlich.

Foto: Schmidt

Musikpädagogik-Dozent Oliver Kautny hatte zur nächsten Ausgabe der Hip-Hop Academy geladen — und nach zwei Jahren intensiven Baggerns den Rap-Superstar Samy Deluxe aus Hamburg erneut nach Wuppertal locken können. Der 38-Jährige hat in seiner Karriere mehr als eine Million Platten verkauft.
In Wuppertal zeigte sich Samy Deluxe entspannt, konzentriert und hochauthentisch. Wer traut sich schon, in einer Uni zu sagen, dass ihm das theoretische Studieren nicht immer geheuer war? "Ich bin ein großer Freund des Lernens, aber sehr geprägt davon, dass sich in meinem Leben das Meiste durch das Machen ergeben hat", sagte er.

Roter Faden des Gesprächs waren eingespielte Songs, an denen Kautny seine Fragen an den 39-Jährigen aufbaute. Die Vorlesung der anderen Art stand unter dem Motto "Rap goes Jazz". Der Gast nahm die Vorlagen auf, rappte auch weiter, nachdem die Musik verklungen war, und schilderte seine Sicht der Dinge. Und das mit entwaffnender Ehrlichkeit. "Ich finde es wichtiger, eine Kultur zu prägen und zu beeinflussen, als in den Charts zu stehen und irgendwelche Social-Media-Sachen zu machen", sagte er deutlich, dass es ihm um die Musik gehe und darum, gehört zu werden. Speziell weil er viel Zeit darauf verwende, seine Texte auszufeilen.
Von den Anfängen mit 12, 13 Jahren, als er das erste Mal Altmeister wie Public Enemy oder Nas hört, gab er auch einen Einblick in seine aktuellen Projekte — indem er seinen Laptop anschloss und die letzten Produktionen abspielte. Zum Abschluss der anderthalb Stunden konnte das Publikum noch Fragen stellen. Zum Beispiel, was er bei Problemen mit der Kreativität mache? "Dadurch, dass ich ständig an neuen Projekten arbeite, kommt das selten vor. Aber wenn man mal keine Texte schreiben kann, gebe ich mir keinen Stress und lenke mich ab, weil ich weiß, dass es irgendwann wieder aus mir herauskommt."

Die Hip-Hop Academy ist nicht nur ein Forum zur Forschung, sondern hat mit ihren Workshops auch immer wieder praktische Elemente. Samy Deluxe gab drei zuvor ausgewählten lokalen Hip-Hop-Bands bei einem Meet'n'Teach Tipps zu ihren eigenen Songs. "Ich hoffe, ich konnte ihnen konstruktive Kritik geben, die sie ermuntert", sagte der Rapper nach den Sessions.

Angeschlossen an den größtenteils theoretischen Auftritt an der Uni folgte noch der Praxistest — am Abend im ausverkauften Klub an der Gathe. Dort zeigte Samy Deluxe, wo beim Freestyle-Rappen der Hammer hängt.

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