Interview mit Wuppertals OB Schneidewind zur BUGA: „Dies wird kein isoliertes Event“

Wuppertal · Eine Bundesgartenschau (BUGA) für Wuppertal im Jahr 2031: Klappt das – und wenn ja, wie? Eine neue Machbarkeitsstudie ist auf dem Weg. Die Rundschau-Redaktion sprach mit Oberbürgermeister Uwe Schneidewind über das Projekt, von dem er sich viel Zukunftspotenzial für die Stadt verspricht.

 Oberbürgermeister Uwe Schneidewind sieht in der Bundesgartenschau eine Chance dafür, wie Wuppertal lernen kann, in „großen Zehn-Jahres-Linien zu denken“.

Oberbürgermeister Uwe Schneidewind sieht in der Bundesgartenschau eine Chance dafür, wie Wuppertal lernen kann, in „großen Zehn-Jahres-Linien zu denken“.

Foto: Christoph Petersen

Rundschau: Wie ist der aktuelle Stand in Sachen neuer Machbarkeitsstudie?

Schneidewind: „Am Dienstag hat sich der Bewerbungsbeirat konstituiert. Vor diesem Beirat hat das landschaftsarchitektische Planungsbüro RMP auch einen ersten Einblick in seine Machbarkeitsstudie gegeben. Zu 95 Prozent ist sie bereits fertig, am 15. Juli wird sie komplett vorliegen. Parallel dazu wird ebenso eine Studie zu den regionalwirtschaftlichen Effekten, die die BUGA haben könnte, erstellt. Diese Studie wird Ende Juli vorliegen. Die beiden fertigen Dokumente benötigen wir, um nach der Sommerpause im Bewerbungsbeirat darüber zu sprechen, wie wir uns den weiteren Beteiligungsprozess vorstellen. So kann das Thema dann am 7. September im Rat diskutiert werden.“

Rundschau: Im Hinblick auf das Ursprungskonzept von 2018 gab es ja bereits eine Machbarkeitsstudie. Was hat sich jetzt verändert?

Schneidewind: „Das Kerngelände der BUGA bleibt weiterhin in Vohwinkel auf dem Lokschuppen-Areal und dem ehemaligen Gärtnerei-Gelände im Tescher Stich. Was definitiv herausgenommen wurde, sind die Tescher Wiesen und die in der ursprünglichen Machbarkeitsstudie vorgesehenen Parkplatzflächen gegenüber dem GEPA-Gelände. Wir sind hier auf die Argumente der Landwirte eingegangen, dass ihnen landwirtschaftliche Fläche genommen würde. Das können wir jetzt erheblich reduzieren und lassen diese Flächen unberührt.“

Rundschau: Wie werden die Gäste zum Kerngelände anreisen?

Schneidewind: „Die Mobilität des Jahres 2031 wird eine ganz andere sein als heute und das möchten wir auch abbilden. Wir gehen davon aus, dass ein geringerer der Teil Menschen mit dem Auto zum Kern-Areal anreisen wird. Dafür planen wir eine konsequente Parkplatzsteuerung. Bestehende Parkflächen in der Stadt werden mit einem Ticketsystem kombiniert, so dass die Gäste die Zug- und Schwebebahnverbindungen aus verschiedensten Teilen der Stadt und deren Einstiegsmöglichkeiten nutzen können und den Vohwinkeler Bahnhof bequem erreichen. Von dort aus erschließen dann kompakte Wege das BUGA-Gelände. Wir hoffen auch, Gespräche mit der Bahn führen zu können, denn die Instandsetzung des Vohwinkeler Bahnhofs ein wichtiger Baustein des Projekts. Die Anreise mit dem Fahrrad ist mit der Nordbahntrasse schon gegeben. So werden wir eine konsequente und nachhaltige BUGA präsentieren können.“

Rundschau: Inwiefern nachhaltig?

Schneidewind: „Ein wichtiges Element ist, dass es neben der Kern-BUGA auch eine ,BUGA plus’ geben wird. Bereits bestehende Parkanlagen oder Attraktionen in der Stadt müssen erschließbar gemacht werden. Auswärtige Besucher sollen Lust darauf bekommen, einen zweiten oder auch dritten Tag im Bergischen zu verbringen. Wer die BUGA am ersten Tag besucht, könnte am zweiten Tag eine Radtour über unsere Trassen machen und am dritten den neuen Brückensteig an der Müngstener Brücke besuchen. Mir ist es wichtig, Bestehendes aus der Gesamtlandschaft in die BUGA einzubetten und so Nachhaltigkeit zu schaffen.“

Rundschau: Es wird also eine BUGA, die verschiedene Teile der Stadt einbezieht?

Schneidewind: „Das Projekt wird sich in drei Schlüssel-Arealen abspielen: In Vohwinkel, rund um den Zoo und zwischen der Königs- und Kaiserhöhe. Im Lokschuppen und am Tescher Stich wird sich der große Teil der klassischen Landschafts-Elemente wiederfinden. Der dort entstehende Landschaftspark wird auch nach der BUGA erhalten bleiben und direkt von der Nordbahntrasse erreichbar sein. Zusätzlich entsteht auf dem Gelände des Lokschuppens Wohnbebauung. Angedacht sind Mehrfamilienwohnhäuser im Mietwohnungsbereich. Die Detailplanung steht aber noch aus.“

Rundschau: Und der Zoo bekommt eine eigene Seilbahn?

Schneidewind: „Das zweite große Areal ist der Zoo. Und ja, dort soll eine Seilbahn entstehen, die bis zur Königshöhe fährt. An der Sambatrasse ist eine Zwischenstation geplant. So würde auch der Zoo landschaftsarchitektonisch in die BUGA mit einbezogen werden. Das verbindet sich auch optimal mit den bereits geplanten Zoo-Projekten, zum Beispiel mit dem offenen Savannengelände für die Elefanten. So schaffen wir ein weiteres Highlight für die BUGA. Und wer die Königshöhe per Seilbahn erreicht hat, kann dann seinen Weg über die geplante Hängebrücke zur Kaiserhöhe fortsetzten. Von dort aus könnte es über die Autobahnbrücke zur Nordbahntrasse weitergehen. Damit ergäbe sich ein Rundweg für die Besucher. Wir planen eine BUGA, bei der es auf eine intelligente Wegesteuerung ankommt.“

Rundschau: Wie hoch sind die Kosten?

Schneidewind: „Das gesamte Investitionsvolumen liegt bei rund 70 Millionen Euro. Wir hoffen, dass mindestens 50 Prozent der Summe vom Land dazukommen. Das sind ja alles die großen Diskussionspunkte: Können wir uns das leisten? Sind die Wegebeziehung wirklich machbar? Die Hängebrücke: Sensation oder Wahnsinn? Was bleibt städtebaulich nach der BUGA? Die Antworten auf diese Fragen sind Teil der Machbarkeitsstudie. Klare Unterstützungssignale haben wir vom Land bekommen. Aber wir reden hier über Haushalte in der übernächsten Legislaturperiode, darum gibt es in diesem Stadium noch keine verbriefte Zusage. Aber eine grundsätzliche Zusage ist da.“

Rundschau: Ist die Hängebrücke denn tatsächlich realisierbar?

Schneidewind: „Die vielen Rückmeldungen zu diesem Thema zeigen, dass die Meinungen auseinander gehen. Grundsätzlich ist die Brücke realisierbar. Und dass sie über das Bayer-Gelände führen würde, ist kein Ausschlusskriterium. Das ist schon vorgeprüft. Auch das Gestein auf beiden Seiten, das die Verankerungen der 1,80 Meter breiten Brücke halten soll, wurde bereits analysiert. Die Brücke ist realisierbar und meiner Meinung nach ein Gradmesser dafür, wie mutig diese Stadt ist. Ich glaube, die Diskussionen um diese Brücke ist für die Stadtgesellschaft interessant und wird noch sehr spannend.“

Rundschau: Wie beurteilen Sie die Stimmung innerhalb der einzelnen Parteien zum Thema BUGA?

Schneidewind: „SPD und FDP standen ja schon immer hinter dem Projekt. In sofern sind jetzt die Diskussionen bei CDU und Grünen wichtig. Für die Grünen ist entscheidend, dass die Bundesgartenschau einen nachhaltigen Stadtentwicklingsimpuls hat. Die CDU schaut vor allem auf die ökonomische Tragfähigkeit.“

Rundschau: Sie haben gesagt, dass sie mit der BUGA keine reine „Blümchenschau“ nach Wuppertal holen möchten. Hängebrücke, Seilbahn und manches mehr: Diese Gartenschau soll also was ganz anderes werden?

 Schneidewind:Ich setzte mich für eine Bundesgartenschau in Wuppertal mit viel Engagement ein, weil ich glaube, dass wir so Ökologie und Nachhaltigkeit in dieser Stadt vorantreiben können. Dies wird kein isoliertes Event, es wird in die städtebauliche Gesamtentwicklung integriert. Genau das wird unsere Bundesgartenschau auch so spektakulär machen. Wir beziehen Dinge ein, die schon da sind und integrieren sie klug. Diese Wuppertaler ,BUGA plus’ kann uns lehren, in großen Zehn-Jahres-Linien zu denken, und die Kurzatmigkeit, die die Kommunalpolitik gelegentlich prägt, hinter uns zu lassen.“

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