Wuppertaler Tafel Staatsanwaltschaft prüft Vorgänge

Wuppertal · Nach den Turbulenzen im Umfeld der Wuppertaler Tafel, deren Beirat vor kurzem geschlossen zurückgetreten ist, beschäftigt sich jetzt auch die Staatsanwaltschaft mit den Zuständen bei der Hilfsorganisation. Die bemüht sich derweil um Aufklärung.

 Der Tafel-Komplex am Kleinen Werth in Barmen.

Der Tafel-Komplex am Kleinen Werth in Barmen.

Foto: Simone Bahrmann

Oberstaatsanwalt Wolf-Tilman Baumert bestätigte am Donnerstag (4. Februar 2021) auf Rundschau-Anfrage, dass man nach Medienberichten über hohe finanzielle Rückforderungen des Jobcenters an den Verein aktiv geworden sei. Der Vorgang werde zunächst im „Allgemeinen Register“ für Fälle geführt, die noch nicht straftatverdächtig seien, die man aber prüfe. „Das Jobcenter hat uns dazu erste Unterlagen zur Verfügung gestellt“, so Baumert, „außerdem gehen dazu aktuell auch noch Hinweise von Bürgern ein, die natürlich auch überprüft werden.“

Die Rundschau hatte vorige Woche ausführlich über die Situation der Wuppertaler Tafel berichtet, deren Beirat sich erfolglos um eine Umstrukturierung der Hilfsorganisation bemühte und danach das Handtuch warf. Der vor 25 Jahren vom bis heute als Vorstand amtierenden Bundesverdienstkreuzträger Wolfgang Nielsen gegründete Verein versorgt bekanntlich täglich Hunderte bedürftige Wuppertaler mit Essen, betreibt Sozialkaufhäuser und ein „Medimobil“. Er ist wegen des offenbar schwierigen Verhältnisses zwischen Ehrenamtlern und hauptberuflich tätigen Helfern, vermeintlicher Selbstbedienungsmentalität und einer Prüfung des Jobcenters im Hinblick auf die Betreuung der vom Amt finanzierten Arbeitskräfte in die Schlagzeilen geraten.

Für den gesundheitlich stark beeinträchtigen Wolfgang Nielsen tritt weiter der ehemalige CDU-Stadtverordnete und Tafel-Unterstützer Arnold Norkowsky als Sprecher auf. Er bestätigte im Gespräch mit der Rundschau, dass der Prüfbericht des Jobcenters vorliege und entsprechende Rückforderungen geltend gemacht werden. „Wir haben jetzt die drei Tafel-Abteilungsleiter gebeten, zu den darin dargestellten Problemen Stellung zu nehmen“. so Norkowsky. Bis zum 12. Februar müsse sich der Verein selbst gegenüber dem Jobcenter zu den Vorwürfen äußern. Man wolle sich dabei aber kurz fassen und Fristverlängerung beantragen, zumal die ins Gespräch gebrachten Rückforderungs-Beträge nicht ohne Weiteres aufzubringen seien. Er bittet die Förderer unabhängig davon darum, die Tafel gerade in diesen schweren Corona-Zeiten weiter zu unterstützen.

Gleichzeitig hofft Norkowsky darauf, dass die Bemühungen von Sozialdezernent Stefan Kühn um ein Einigungsgespräch zwischen dem Tafel-Verein und dem ehemaligen Beirat fruchten. „Ich versuche, hier Brücken zu bauen“, so Kühn gegenüber der Rundschau. Die Reaktion der Staatsanwaltschaft sei in der aktuellen Situation geboten und genau wie der Bericht des Jobcenters eine eigene Baustelle. Ihm gehe es darum, zwischen den Tafel-Akteuren selbst zu vermitteln.

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