Jahresbilanz vorgestellt Sparkasse verzichtet auf Preiserhöhungen

Wuppertal · Auch die Stadtsparkasse muss mit deutlich steigenden Kosten zurechtkommen. Trotzdem sollen die Gebühren für die unterschiedlichen Girokonten-Modelle 2023 nicht erhöht werden. Das gab der Vorstand am Montag (2. Januar 2023) im Rahmen der Pressekonferenz zur Bilanz des abgelaufenen Jahres bekannt.

Die Sparkassen-Vorstände Axel Jütz (l.) und Patrick Hahne (r.) mit dem Vorstandsvorsitzenden Gunther Wölfges.

Die Sparkassen-Vorstände Axel Jütz (l.) und Patrick Hahne (r.) mit dem Vorstandsvorsitzenden Gunther Wölfges.

Foto: Stadtsparkasse Wuppertal

Die Sparkasse verfolgt damit einen anderen Weg als die meisten übrigen Kreditinstitute. „Eigentlich hätten auch wir die Preise anheben müssen“, so Vorstand Patrick Hahne, der global mit rund zehn Prozent Kostensteigerung im neuen Jahr kalkuliert. Wobei in dieser Rechnung noch Unbekannte wie die in Kürze anlaufenden Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst stecken, bei denen hohe Forderungen im Raum stehen.

„Aber wir haben entschieden, uns auf die Unterstützung der Wuppertalerinnen und Wuppertaler zu konzentrieren“, so Hahne. Die Basis dafür legt ein auch 2022 wieder solides wirtschaftliches Ergebnis der Sparkassen-Geschäfte. Rund 12,3 Millionen Euro (1,6 Millionen Euro mehr als 2021) stehen nach Aufstockung des Eigenkapitals und Bewertungen unter dem Strich als Gewinn im Jubiläumsjahr.

4,6 Millionen Euro für gute Zwecke

Die Sparkasse hatte 2022 bekanntlich den 200. Jahrestag ihrer Gründung gefeiert - und das mit mehr als 100 ganz unterschiedlichen Veranstaltungen. „Wir wollten damit deutlich machen, was die Sparkasse alles für Wuppertal tut“, so der Vorstandsvorsitzende Gunther Wölfges. Passend dazu weist die Bilanz 4,6 Millionen Euro an Spenden und Sponsoring für 650 Projekte in allen möglichen gesellschaftlichen Bereichen auf. Aktuell hat die Sparkasse über die von ihr getragene Gemeinschaftsstiftung für Wuppertal das Aktionsbündnis für Energiespenden angeschoben und selbst mit 100.000 Euro unterstützt. In ähnlicher Form hatte man Anfang 2022 Hilfe für Flüchtlinge aus der Ukraine organisiert.

Online-Banking: „Unglaublich, wie das explodiert“

Im abgelaufenen Jahr standen für die Sparkasse die Zeichen in vielen Segmenten auf Wachstum. Zum Beispiel bei der Zahl der Girokonten von (215.200 auf 219.500) oder den neuen Kreditzusagen, die mit 1,4 Milliarden Euro einen laut Wölfges „historischen“ Höchststand erreicht haben. Auf dem Vormarsch ist auch das Online-Banking: Fast 100 Millionen digitale Kontakte verzeichnete die Sparkasse im Jahr 2022. „Es ist unglaublich, wie das explodiert“, so Wölfges. Rechnerisch schaue jeder Sparkassen-Kunde mehr als einmal täglich virtuell auf sein Konto oder seine Anlagen. Die Bedeutung der Filialen bleibt für die Sparkasse trotzdem weiter noch: Es gebe aktuell keine Pläne, hinter die nach wie vor 34 Standorte im Stadtgebiet ein Fragezeichen zu setzen.

Sehr viele Fragezeichen gibt es dagegen bei den Sparkassen-Kunden mit Blick auf die enorme Inflationsrate. Das Problem bringt Vorstand Axel Jütz auf den Punkt: „„Angesichts von zehn Prozent Inflation reichen auch die deutlich gestiegen Zinsen allein nicht aus, um den Wert des Geldes zu erhalten.“ Deshalb will die Sparkasse einmal mehr Wertpapiere in den Fokus rücken. 2022 hatte man dafür eigens besonders niedrigschwellige Vermögensverwaltungs-Modelle vorgestellt.

„Wichtig ist uns, dass eine professionelle Vermögensverwaltung wirklich für jedermann zugänglich ist. Das geht bei 10 Euro im Monat oder 200 Euro in eine Anlage los, richtet sich in der Spitze aber auch an alle, die eine Rundum-sorglos-Lösung für ein großes Vermögen suchen“, so Jütz. Seine Überzeugung: „Das ist das neue Sparen!“ Passend dazu ist die Zahl der Mandate in der Vermögensverwaltung von 660 auf 2.830 gestiegen.

Viele „Was kann ich mir leisten?“-Gespräche

Wer dagegen auf der Kreditnehmer-Seite steht, der muss sich ebenfalls mit dem rasant gestiegenen Zinsniveau auseinandersetzen. Das gilt vor allem bei den Baufinanzierungen. „Die Kunden sind im zweiten Halbjahr vorsichtiger geworden“, hat Axel Jütz festgestellt. „Was kann ich mir leisten?“-Gespräche werden daher seiner Einschätzung nach im neuen Jahr das Kerngeschäft sein.

Prämiertes Design, aber noch Optimierungsbedarf bei den Abläufebn: die neue Sparkassen-Filiale am Döppersberg.

Prämiertes Design, aber noch Optimierungsbedarf bei den Abläufebn: die neue Sparkassen-Filiale am Döppersberg.

Foto: Marc Strunz-Michels

Für maximale Transparenz in Gelddingen gibt die Sparkasse ihren (digitalen) Kunden viele neue Werkzeuge an die Hand. Zum Beispiel einen „Vermögens-Kompass“, mit dem man in Eigenregie seine finanziellen Verhältnisse analysieren kann. Oder neue Zusatzfunktionen für das Girokonto, das zu einer Art Drehscheibe für das private Kostenmanagement werden soll: „„Das Girokonto kann mehr als bloß Zahlungen abwickeln; es ist ein vollwertiges digitales Haushaltsbuch. Ausgaben werden automatisch Kategorien zugeordnet und übersichtlich aufbereitet. Mit Hilfe künstlicher Intelligenz zeigen wir unseren Kundinnen und Kunden eine Kontostands-Prognose und mit dem Abo- und Vertragscheck kann nach schlummernden Kosten gesucht und auch direkt gehandelt werden“, stellte Patrick Hahne Innovationen vor, die Kunden gerade in Zeiten knapper Haushaltskassen unterstützen sollen.

Ein weiteres großes Sparkassen-Stichwort ist auch das Thema Nachhaltigkeit, das schon das Jubiläumsjahr geprägt hat. Hier will das Institut 2023 weitere Pflöcke einschlagen. Sowohl was den eigenen ökologischen Fußabdruck angeht, als auch im Hinblick auf die energetische Sanierung von Immobilien Wuppertaler Hausbesitzer. „Wir werden dafür weitere Wege aufmachen“, so Axel Jütz.

Filiale-Döppersberg muss sich noch einspielen

Apropos aufmachen: Im Juni hatte die Sparkasse ihre neue Innenstadt-Filiale im Köbo-Haus am Döppersberg eröffnet. Das Erscheinungsbild des „Flagship-Stores“ im Schwebebahn-Look ist inzwischen mit einem „German Design Award“ ausgezeichnet worden. Das neue Beratungskonzept unter dem Motto „Kundenreise“ muss sich dagegen noch einspielen, aktuell klagen Besucher vor allem mittags über längere Wartezeiten. „Wir müssen noch an den Abläufen arbeiten und unseren Rhythmus finden “, räumte Gunther Wölfges ein. Prinzipiell komme das Pilotprojekt aber sehr gut an.

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