Junge Union kritisiert CDU-Entscheidung gegen Schneidewind „Fadenscheinig und unbefriedigend“

Wuppertal · Der Wuppertaler Kreisvorstand der Jungen Union richtet harsche Kritik an die Adresse der örtlichen CDU. Grund: die Absage der Christdemokraten an eine mögliche Kandidatur von Prof. Uwe Schneidewind als gemeinsamer Bewerber von CDU und Grünen für das Amt des Oberbürgermeisters. Sie fordert, den Präsidenten des Wuppertal-Instituts zurück ins Boot zu holen.

 Uwe Schneidewind ist für die Wuppertaler CDU offiziell kein Thema mehr. Das Nein zur möglichen kandidatur des Wissenschaftlers bleibt aber parteiintern ein heißes Eisen.

Uwe Schneidewind ist für die Wuppertaler CDU offiziell kein Thema mehr. Das Nein zur möglichen kandidatur des Wissenschaftlers bleibt aber parteiintern ein heißes Eisen.

Foto: Wuppertal Institut/Anna Riesenweber

Die Junge Union hat zu dem Thema heute (17. Oktober 2019) in einem Offenen Brief umfassend Stellung genommen. Hier das von Geschäftsführer Justin Roth im Namen des JU-Kreisvorstandes unterzeichnete Schreiben im Wortlaut:

„Mit verwundern haben wir, eine Vereinigung der CDU Wuppertal, dieser Tage der Presse entnehmen können, dass die CDU Wuppertal Prof. Dr. Uwe Schneidewind als möglichen OB-Kandidaten ablehnt und an dessen Stelle Gespräche mit Barbara Reul-Nocke geführt hat. Auch wenn wir verstehen, dass der „normale“ Prozess unserer Partei vorsieht, dass Gremien vor Mitgliedern entscheiden, bezweifeln wir, dass in diesem Fall eine Entscheidung ohne Vorstellung des Kandidaten zu einem befriedigenden, repräsentativen Ergebnis geführt hat. Dies zeigen uns im Besonderen vielen Rückmeldungen, genauso wie Leserbriefe und Diskussionen auf Facebook.

Für den zukünftigen Prozess erwarten wir, dass alle Beteiligten sich vorab ein Bild von dem Kandidaten machen können. Wir sind überzeugt, dass Prof. Schneidewind für Wuppertal ein Gewinn wäre, ist er doch ein Visionär, Quer- und Vordenker, ein geschätzter Berater, Gesprächspartner und anerkannter Wissenschaftler.

Seine Bereitschaft zu kandidieren halten wir für ein positives Zeichen für Wuppertal und eine echte Chance, Wuppertal zu neuer Größe, auch im Zusammenspiel unterschiedlicher Parteien, zu verhelfen. Wir sind uns sicher, dass Prof. Schneidewind besonders junge Wähler überzeugen kann, die bei uns leider zu wenig Beachtung genießen. Klar wurde durch die neue Shell-Studie, dass den jungen Menschen Klimaschutz aktuell am wichtigsten ist. Das Thema Sicherheit ist in den Hintergrund getreten, Angst haben wir junge Menschen vor einem nicht mehr aufzuhaltenden Klimawandel.

Prof. Schneidewind vereinigt ein konservatives Weltbild mit mutigen Ideen für Morgen. Genau hier liegt seine Stärke und wir sind uns sicher, dass er die einzige reelle Chance ist, im Jahr 2020 die Kommunalwahl als Sieger zu bestreiten. Und wir haben die Chance, unser verstaubtes Bild abzulegen und zu beweisen, dass die CDU keine Angst vor neuen Wegen hat. Wuppertal kann unter neuer Leitung nur gewinnen.

Die Argumentation für die Ablehnung, besonders in der ersten Pressemitteilungen, halten wir für fadenscheinig und unbefriedigend. So sind wir sicher davon überzeugt, dass Prof. Schneidewind genügend Führungserfahrung in seinen bisherigen Lebensstationen gesammelt hat, sowohl als Geschäftsführer im Wuppertal Institut, als auch als Präsident der Universität Oldenburg.

Für uns ist Barbara Reul-Nocke mit absoluter Sicherheit keine adäquate Alternative, trotz ihrer gesammelten Verwaltungserfahrung. Schnell wird besonders durch das Verhältnis zwischen Frau Reul-Nocke und unserem Kreisvorsitzenden das Wort „Vetternwirtschaft“ laut.

Wir glauben, dass ein Umdenken in der Kandidatensuche und Auswahl hätte stattfinden müssen. Wir distanzieren uns deutlich vom vergangenen Verfahren und möchten mit Nachdruck dem Kreisvorstand eine stärkere Einbeziehung der Mitglieder ans Herz legen. Wir sind uns einig, dass bei einem Fortführen dieses unsäglichen Vorgehens, die Junge Union für den Wahlkampf im nächsten Jahr nicht zur Verfügung steht.

Der Imageschaden der letzten Woche ist immens und stellt die Weichen für die kommende Wahl in die falsche Richtung. Am vergangenen Wochenende fand der Deutschlandtag der Jungen Union statt. Auch hier wurde noch einmal deutlich, dass die Basis nicht mehr bereit ist, vorgekaute Entscheidungen einfach zu schlucken. Ein „weiter so“ wird es mit uns nicht mehr geben. Nach der Entscheidung für den Antrag zur Urwahl des Kanzlerkandidaten gehen wir mit Selbstbewusstsein voran und fordern mehr Mitbestimmung der Basis, auch in Fragen, wie der OB-Kandidatensuche.

Wir erwarten, dass die CDU zeitnah prüft, wie eine Rückkehr zum Kandidat Prof. Dr. Schneidewind möglich ist und versucht, die Gespräche wieder aufzunehmen. Wir sind sicher, dass die Ablösung des bisherigen Oberbürgermeistes nur im Kernbündnis mit den Grünen funktionieren kann und halten dies für das oberste Ziel für das Jahr 2020.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort