Ev. Kirchenkreis Wuppertal Werner Jacken: „Wir sehen uns also irgendwo wieder“

Wuppertal · Der 62-jährige Pfarrer Werner Jacken war 37 Jahre im kirchlichen Dienst in Wuppertal, davon 18 Jahre lang Öffentlichkeitsreferent für den Kirchenkreis. Am Sonntag (26. März 2023) wird er im Gottesdienst um 10 Uhr in der Reformierten Kirche in Ronsdorf entpflichtet.

 Werner Jacken.

Werner Jacken.

Foto: Kirchenkreis Wuppertal

Sie sind seit 18 Jahren im Kirchenkreis Wuppertal und waren vorher unter anderem für die Vereinte Evangelische Mission und die Gemeinden Heckinghausen und Gemarke tätig. Wir kennen Sie als fröhlichen Netzwerker, leidenschaftlichen Moderator und geduldigen Zuhörer. Was hat Ihnen besonders viel Freude gemacht?

Jacken: „Das Beste war wirklich, dass ich mich immer um neue Themen kümmern und durch neue Projekte etwas bewegen konnte: Zuerst mit dem Ladencafé Heck-Meck in Heckinghausen und dem CityKirchen-Projekt in Barmen, später dann mit der Öffentlichkeitsarbeit und dem Ausbau der Homepageplattform im neu entstandenen Kirchenkreis.“

Auch bin ich unheimlich dankbar dafür, dass ich den Bau der Synagoge und die Nachbarschaft zur Jüdischen Gemeinde aus nächster Nähe miterlebt habe. Als Jugendliche in der Heimatgemeinde wollten wir mit Sturm und Drang Kirche verändern. Es ist toll, dass ich später mit einigen Pionier-Projekten daran handfest mitarbeiten durfte.

Und die Moderation von Veranstaltungen hat mir immer großen Spaß gemacht; die ‚Sonntagsreden‘ in der Gemarker Kirche waren ein tolles Format, das viele Menschen in die Kirche und ins Café gezogen hat, die sonst eher selten hereinkamen.“

Sie kommen vom Niederrhein wie der von Ihnen verehrte Kabarettist Hanns Dieter Hüsch. Was hat Sie all die Jahre in Wuppertal gehalten?

Jacken: „Dem Niederrheiner sagt man ja nach, dass er krank wird, wenn er seinen Kirchturm nicht mehr sieht. Ich habe mir mit Wuppertal einfach die Stadt mit den meisten Kirchtürmen ausgesucht und hänge jetzt seit 44 Jahren hier fest (lacht). Aber im Ernst: Ich liebe die Stadt und lasse nichts auf Wuppertal kommen. Und natürlich bleiben wir hier wohnen.“

 Lange Zeit war Werner Jacken mit seinem E-Mobil unterwegs.

Lange Zeit war Werner Jacken mit seinem E-Mobil unterwegs.

Foto: Kirchenkreis Wuppertal

Haben Sie nie daran gedacht, als Pfarrer in eine Gemeinde zu gehen?

Jacken: „Ich habe mich selbst und mein Tun nie als Gegenüber zur Gemeindearbeit verstanden. Die Projekte, die ich begleitet habe, haben immer nur aus Gemeinde heraus funktioniert. In Heckinghausen war die Arbeit für die Ladenkirche zum Beispiel sehr intensiv in der Gemeinde verankert und hätte ohne diese nicht funktioniert.

Die City-Arbeit passte zur Gemarker Kirche und ergänzte die Gemeinde dort. Meine Frau und ich waren immer Gemeindemenschen. Wir haben im Sonntagsgottesdienst in Heckinghausen geheiratet und auch meine Verabschiedung findet in meiner jetzigen Heimatgemeinde statt. Da schließt sich für mich der Kreis.“

Was waren rückblickend die größten Herausforderungen für Sie?

Jacken: „Eigentlich ist mir vieles in den Schoß gefallen und hat sich für mich zum Guten gewendet. Ich habe mich nie beworben, sondern bin immer gerufen worden. Allerdings musste ich früh lernen, mit meiner MS-Krankheit umzugehen. Meine Schübe haben mich und meinen Glauben bewegt, aber nie bestimmt.

Mit meiner Krankheit konnte ich am besten in Gemeinde und in Gemeinschaft umgehen und die Menschen dort erstaunlicherweise mit mir Behindertem. Mein tiefer Glaube war für mich dabei grundlegend.

Das Gefühl in Gott und in der Gemeinde und in dieser Kirche geborgen zu sein, hat mich durchs Leben getragen. Dafür und auch dafür, dass man mir immer wieder neue Aufgaben zugetraut hat, empfinde ich tiefe Dankbarkeit.“

Was sind Ihre Pläne für die Zukunft? Ist das Wohnmobil schon für die erste Tour gepackt?

Jacken: „Erstmal habe ich natürlich eine lange Liste für Arbeiten in Haus und Garten auf dem Tisch liegen (lacht). Natürlich freue ich mich auf längere WoMo-Fahrten mit meiner Frau und ohne Termindruck. Meine Frau arbeitet noch überregional selbständig und die kann ich jetzt begleiten und entlasten.

Grundsätzlich gönne ich mir aber erst mal ein Jahr Ruhe und Abstinenz vor dienstlichen Aufgaben und entscheide dann, was noch dran ist. Ich habe in den vergangenen Jahren wenig gepredigt und noch weniger gekocht. Meine Frau würde es freuen!

Vielleicht fahre ich aber auch den Bürgerbus durch irgendeinen Stadtteil, das wäre was! (lacht). Langweilig wird es mir bestimmt nicht! Aber die Entpflichtung aus dem Dienst empfinde ich durchaus auch als entlastend, weil ich (fast) alles machen kann, aber nichts mehr machen muss. Aber natürlich bleibe ich auch weiterhin fest eingebunden in Kirche und Gemeinde. Wir sehen uns also irgendwo wieder.“

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