Hilfe für Sternenkinder-Familien „Wir möchten für die Eltern da sein“

Wuppertal · „Entzünde ein Licht“ – so lautet die Einladung zu einem ökumenischen Gedenkgottesdienst für verstorbene und verstorben geborene Kinder. Er findet am Sonntag (11. Dezember 2022) ab 18 Uhr in der City-Kirche in Elberfeld statt.

Sigrid Sommer-Goymann ist Elternberaterin in der Landesfrauenklinik am Wuppertaler Helios-Klinikum.

Sigrid Sommer-Goymann ist Elternberaterin in der Landesfrauenklinik am Wuppertaler Helios-Klinikum.

Foto: Helios/Michael Mutzberg

Jedes Jahr am zweiten Sonntag im Dezember stellen im Rahmen der Aktion „Worldwide CandleLighting (WWCL)“ weltweit alle Betroffenen um 19 Uhr Ortszeit brennende Kerzen in die Fenster, um ihrer verstorbenen Töchter, Söhne, Schwestern, Brüder und Enkelkinder zu gedenken. Während die Kerzen in der einen Zeitzone erlöschen, werden sie in der nächsten entzündet, sodass eine Lichterwelle um die ganze Welt entsteht.

Den dazu passenden ökumenischen Gedenkgottesdienst veranstaltet am Sonntag die Sternenkinderambulanz Wuppertal, eine Kooperation des Helios-Klinikums, der DRK-Schwesternschaft, des Bethesda-Krankenhauses sowie weiterer Partner. Eltern und ihre Familien sind eingeladen, in Solidarität und gemeinsam mit den Organisationen ihrer Kinder zu gedenken und ein Licht zu entzünden. Worum es genau geht, erklärt Elternberaterin Sigrid Sommer-Goymann im Interview.

Frau Sommer-Goymann, Sie und Ihre Kollegin kümmern sich in der Landesfrauenklinik des Helios-Klinikums um die Betreuung der Sternenkinder-Familien. Was sind Ihre konkreten Aufgaben?

Sommer-Goymann: „Gemeinsam mit meiner Kollegin Gesa Groth betreue ich seit vielen Jahren hier im Haus Eltern, die ihre Kinder in der Schwangerschaft verlieren, unabhängig von der Schwangerschaftswoche. Wir unterstützen sie im Gespräch und haben Verständnis für ihre Trauer. Sie können sich kleine Tücher und sogenannte Nestchen aussuchen, in die wir ihre Kinder legen. Wenn es möglich ist, dürfen die Kinder so lange, wie die Eltern es wünschen, bei ihnen im Zimmer bleiben. Auf Wunsch der Eltern werden die Kinder von uns oder der Seelsorge gesegnet. Wir erstellen viele Erinnerungsstücke wie Namenskettchen, Fotos, Fuß- und Handabdrücke. Während des gesamten Krankenhausaufenthaltes stehen wir ihnen zur Seite. Gemeinsam mit der Sternenkinderambulanz Wuppertal bieten wir eine gemeinsame Bestattung auf dem Sternenkindergräberfeld des katholischen Friedhofs in der Schützenstraße an.“

 Sandra Krock (li.) vom Helios Gärtnerteam gestaltete mit Anja Spilker (Mi,) und Sigrid Sommer-Goymann vom Wuppertaler Sternenkinderteam die Grabstelle neu, an der auf Wunsch der Eltern Sternenkinder aus allen Wuppertaler Krankenhäusern gemeinsam bestattet werden.

Sandra Krock (li.) vom Helios Gärtnerteam gestaltete mit Anja Spilker (Mi,) und Sigrid Sommer-Goymann vom Wuppertaler Sternenkinderteam die Grabstelle neu, an der auf Wunsch der Eltern Sternenkinder aus allen Wuppertaler Krankenhäusern gemeinsam bestattet werden.

Foto: Helios/Michael Mutzberg

Was macht diese Aufgabe, diesen Beruf, für Sie so besonders?

Sommer-Goymann: „Bevor Eltern ihr Kind kennenlernen konnten, mussten sie sich schon wieder von ihm verabschieden. Sie haben sich auf ihr Kind gefreut, waren voller Erwartung und voller Hoffnung. Nun müssen sie von ihrem Kind Abschied nehmen und sind voller Trauer, Schmerz und Leere. Die Eltern müssen sich einem Ereignis stellen, dass sie ihr Leben lang begleiten wird. Deshalb ist es so wichtig, sie in dieser außergewöhnlichen Situation gut zu begleiten und zu unterstützen. Wir geben den Eltern die nötige Zeit, um sich in Ruhe von ihrem Kind verabschieden zu können. Dabei berücksichtigen wir ihre persönlichen Wünsche und Rituale und versuchen, diese zu ermöglichen. Wir möchten für diese Eltern da sein.“

Was wünschen Sie sich für die Sternenkinder-Familien?

Sommer-Goymann: „Manchmal wünsche ich mir etwas mehr Aufmerksamkeit und Mitgefühl für dieses Thema. Die betroffenen Eltern vergessen ihre Kinder natürlich niemals, aber nach der Beerdigung wird das Thema oft von der Umgebung vergessen. Daher freue ich mich besonders, dass wir mit dem Gärtner-Team des Helios-Klinikums kürzlich die Pflege der Sternenkinder-Grabstätte auf dem Friedhof Schützenstraße durchführen konnten, die etwas in die Jahre gekommen war. Als ich der Leiterin unseres Klinik-Gärtnerteams, Sandra Krock, von dem Problem berichtete, war sie sofort begeistert und hat sich hier stark engagiert. Solche Momente sind schön, weil ich merke, die Menschen sind bereit, das Leid anderer anzuerkennen und ihnen eine kleine Unterstützung zu bieten.“

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