Geld sparen Sparen ist kein Kinderspiel

Der großmütterliche Sparstrumpf hat ausgedient und die sogenannte hohe Kante befindet sich schon lange nicht mehr in unserem heimischen Schlafzimmer. Wer es nicht in den letzten zehn Jahren bemerkt hat, wird es spätestens seit Beginn der Corona-Pandemie registriert haben: Der Finanzmarkt ist dynamisch. Das bedeutet, er schwankt. Und mit ihm schwanken die Zugewinne, die wir mit unseren Investitionen erzielen können. Daher ist es vor allem jetzt umso wichtiger, zu wissen, was man eigentlich von einer Anlage erwartet und was man erwarten kann.

 Die Europäische Zentralbank ist für den Leitzins und damit den Kreditwert verantwortlich.

Die Europäische Zentralbank ist für den Leitzins und damit den Kreditwert verantwortlich.

Foto: Pixabay/hslergr1

Der Leitzins als maßgeblicher Einflussfaktor

Ausgehend von der Europäischen Zentralbank (EZB), gibt der Leitzins (LZ) wichtige Impulse für das Verhalten von Verbrauchern und Banken. Als Basisfunktionen des LZs lassen sich folgende zwei Punkte nennen:

  • Steigender LZ bedeutet weniger erschwingliche Kredite für Banken bei der EZB.
  • Sinkender LZ bedeutet erschwinglichere Kredite für Banken bei der EZB.

Weiter vereinfacht: es ist eine der wichtigen Aufgaben des LZs, die Zugänglichkeit von Krediten zu definieren. Der zuvor verwendete Begriff ‚Basisfunktion’ ist hier noch einmal näher auszuführen, um zu verstehen, was der LZ eigentlich ist und was er kann.

Der Leitzins als Instrument

Wie der LZs Sparer und Konsumenten betrifft und beeinflusst, klären im nächsten Abschnitt. Zunächst ist es allerdings wichtig, zu verstehen, dass er nicht einfach ein ominöser Wert ist, der ohne das Zutun der Menschen den Finanzmarkt beeinflusst. Er ist genau das Gegenteil. Der Leitzins ist ein bewusst gewählter Wert. Der Wert gibt platt gesagt an, was Geld kostet. Genaugenommen gibt er an, was es kostet, dieses Geld abzuzahlen. In erster Instanz gilt er für Banken. Diese geben den jeweiligen Zins im Nachgang an den Verbraucher weiter. Stockt die Wirtschaft, kann die EZB nun den LZ senken. Hierdurch werden Kredite erschwinglicher. Der LZ ist also ein einflussreicher und bedeutender Mechanismus für die europäische Finanzpolitik. Der Begriff ‚Basisfunktion‘ soll also deutlich machen, dass der LZ ein ganz präzise nutzbares und nicht-zufälliges Instrument ist.

Ein niedriger LZ ist schlecht für Sparer

Der Verbraucher kommt durch einen niedrigen LZ nun zu einem günstigen Kredit und gibt dieses leichter verfügbare Geld auch eher aus. Das ist gut für die Wirtschaft. Schlecht ist das für alle Sparwilligen, denn ein geringer LZ senkt auch die Zinsen, die auf Rücklagen wirken. In dieser Situation befinden wir uns jetzt gerade. Sollte die EZB den LZ in der Zukunft noch weiter anheben, wird auch die Verzinsung auf Rücklagen wieder ansteigen.

Schauen wir uns diese Auswirkungen noch einmal anhand der beiden zuvor genannten Basisfunktionen an:

LZ wird angehoben

Konsumverhalten geht zurück, weil...

  • ...Verbraucher sparen mehr (bessere Zinsen)
  • ...Kredite werden teurer (Hemmung der Verfügbarkeit)

LZ wird gesenkt

Konsumverhalten wird verstärkt, weil...

  • …Sparen lohnt sich nicht so sehr (schlechtere Zinsen)
  • …Kredite sind erschwinglicher (leichtere Verfügbarkeit)

Sparen – Viele Wege führen zum Geld

Ob der LZ nun niedrig ist oder nicht. Rücklagen sind immer wichtig. Aufbauen kann man sich diese nur, wenn man das tut, was der Begriff schon suggeriert: Geld zurücklegen. Wege, das zu tun, gibt es viele.

 Die gesamte Wirtschaft wird über den Leitzins beeinflusst.

Die gesamte Wirtschaft wird über den Leitzins beeinflusst.

Foto: Pixabay/Leonhard_Niederwimmer

Das schnelle Geld ist nichts für jedermann

Geld ist nicht Alles, aber ohne Geld ist Alles irgendwie auch nichts. Daher ist für die meisten ein Mittelweg die ideale Lösung für die private Geldanlage. Mittelweg heißt, wenig risikobehaftete Optionen zu nutzen, um moderate Erträge zu generieren. Das zahlt sich aus – buchstäblich. Doch dafür braucht es Zeit, Geduld und das Wissen, wie das überhaupt funktioniert. Vorab: Eine überwältigende Multiplikation des eigenen Vermögens sollte man nicht erwarten.

Gewöhnliche Aktien-Fonds sind nicht der sichere Weg

Die Investition in einen Aktienfonds verspricht das große Geld. Wir stellen uns vor:

Vor einigen Jahren beschließen Sie, 10.000 Euro Ihrer Rücklagen zur Vermehrung zu investieren. Da gibt es diesen relativ neuen und vielversprechenden Streaming-Dienst – Netflix. Was jetzt noch keiner weiß, ist, dass Netflix in den nächsten Jahren nicht nur an Bedeutung für die globale Unterhaltungsindustrie gewinnen wird. Auch wirtschaftlich soll das Unternehmen schon bald aufsteigen. Zu dem Zeitpunkt, an dem Sie entschieden haben, dass Sie in Netflix investieren, können Sie diese Entwicklung jedoch noch nicht absehen und auch Profis des Anlagemanagements können lediglich spekulieren.

In diesem Szenario sehen wir deutlich, warum herkömmliche Aktienfonds so risikobehaftet sind. Es sind spekulative Anlagen. Niemand weiß zum Zeitpunkt X genau, unter welchen zukünftigen Bedingungen sich der entsprechende Fonds entwickelt. Das ist problematisch. Vor allem dann, wenn man nicht so wohlhabend ist, dass man sein Geld einfach im Finanzmarkt versacken lassen kann. Hinzu kommen vergleichsweise hohe Management-Ausgaben. Laut der Verbraucherzentrale liegen diese bei mehr als 2% der erwirtschafteten Summe inklusive der anfänglichen Investition. Das klingt erst einmal nach nicht viel. Allerdings handelt es sich dabei um einen laufenden Posten.

Alternativen geben wesentlich mehr Sicherheit

ETFs sind im Vergleich schon wesentlich weniger risikoreich. Gleichzeitig erzeugen sie im Unterhalt sehr viel geringere Kosten. Da weniger Verwaltungsaufwand für diese anfällt, belaufen sich die wiederkehrenden Kosten nur auf ungefähr ein Zehntel im Vergleich zu einem gewöhnlichen Aktienfonds. Das geringere Risiko bei dieser Anlageoption ergibt sich aus der Orientierung am jeweiligen Index. Genauer gesagt, orientiert sich die Wertentwicklung eines ETFs an der des Indexes.

Negative und Marginale Ertragsaussichten

Bargeld ist eine schlechte Option

Für viele Deutsche ist es aktuell vor allem ein Anliegen, das eigene Geld sicher zu wissen. Aus diesem Grund neigen immer noch viele Menschen dazu, Bargeld zuhause zu lagern. Es in seiner Nähe zu haben, erzeugt die Illusion von Sicherheit. Doch bei einem Einbruch sind größere Mengen Bargeld wahrscheinlich das Interessanteste für den Einbrecher. Gleichzeitig gibt es keinerlei Kompensation für den inflationären Wertverfall des Geldes. Und dieser ist allgegenwärtig. Im Juli 2022 lag die Inflationsrate bei rund 7,5%.

Nehmen wir an, Sie lagern seit einigen Jahren 1.000 Euro als Notgroschen in einem Umschlag zuhause. Zu diesem Zeitpunkt (im Jahr 2022) könnten Sie mit diesen 1.000 Euro nur noch Sachwerte erwerben, die zuvor 925 Euro Wert waren. Oder anders gesagt: Für Einkäufe mit einem Wert von 1.000 Euro hätten Sie vor der Inflation nur 925 Euro bezahlt. Horten ist also nicht nur unsicher, es vermehrt Ihr Geld auch nicht; es reduziert es.

Ebenfalls hochriskant!

Kryptowährungen werden heiß gehandelt. Sie sind gleichzeitig höchst spekulative und volatile Investments. Aber warum sind sie dann so beliebt? Über die sehr unzuverlässige Kurs-Kurve lassen drei Punkte hinwegsehen:

Die Zukunftsmusik – Kryptowährungen sind neu und in dem digitalen Zeitalter, in dem wir uns nun einmal befinden, wirken sie ungemein attraktiv, innovativ und zeitgemäß. Sie sind aber auch labil.

Absurd hohe Gewinne – Bitcoin übernahm die Pionier-Rolle – der Präzedenzfall, wenn man so will – und beglückte viele Anleger durch einige Kurssprünge mit Unsummen. So hoch wie der Kurs steigt, fällt er jedoch auch schnell.

Prominenz – Persönlichkeiten, die mit Innovation und Pioniergeist in Verbindung gebracht werden, treten öffentlichkeitswirksam im Krypto-Kontext in Erscheinung. So plauderte Tesla-Gründer Elon Musk auf Twitter heraus, welche Kryptowährung seine Liebste sei und machte so mehr oder weniger beabsichtigt Werbung. Wahrscheinlich eher mehr als weniger.

Dass dabei trotzdem viele Menschen sehr viel Geld verlieren, wird schnell vergessen, verdrängt oder einfach bewusst ignoriert. Wer allerdings spart, um sich seine Existenz abzusichern, sollte sich mit einer sichereren Spar-Strategie befassen und nicht zocken.

Kein Ertrag – hohe Sicherheit

Tagesgeld ist wahrscheinlich eines der am wenigsten aufwendigen Investments. Praktisch alle Banken bieten Tagesgeld-Konten an. Die Verfügbarkeit ist also sehr hoch. Eine lohnende Verzinsung sollte man bei dieser Strategie jedoch nicht erwarten. Angesichts der derzeitigen Inflationsrate ist diese Verzinsung praktisch wirkungslos. Auf Dauer wird das angelegte Geld an Wert einbüßen. Dies lediglich weniger schnell als beim bloßen Horten zuhause. Allerdings sind die Summen, die auf Banken angelegt sind, bis zu einer bestimmten Grenze abgesichert. So besteht ein geringeres Risiko im Fall von staatlichen oder die Bank betreffenden Finanzkrisen.

Festgeldanlagen zeichnen sich durch dieselbe Sicherheit aus. Im Unterschied zum Tagesgeld ist hier eine bestimmte Summe immer für einen bestimmten Zeitraum festgelegt. Für diesen festgelegten Zeitraum gibt es dann entsprechend hohe Zinsen, die mit der Dauer des gewählten Festlegungszeitraumes steigen. Der Nachteil ist im Vergleich die schlechtere Verfügbarkeit des angelegten Geldes.

 Sparbücher haben aufgrund der niedrigen Sparzinsen keine Attraktivität mehr.

Sparbücher haben aufgrund der niedrigen Sparzinsen keine Attraktivität mehr.

Foto: Pixabay/2211438

Old but Gold

Gold gilt als sichere Anlage. Diese Eigenschaft bestätigte sich vor allem in den Jahren seit 2019. Mit dem Beginn der Pandemie kauften immer mehr deutsche Anleger dieses Edelmetall und auch die steigende Inflation inspirierte so manchen dazu, sein Erspartes in Gold zu investieren. Der Wert ist seitdem beachtlich gestiegen und dabei keinen riskanten Schwankungen unterworfen. 100 prozentige Stabilität gibt es zwar nicht, doch im Verhältnis zeigt sich der Goldkurs relativ sicher.

Vorteilhaft für Anleger ist hier die Steuerbefreiung. Auf EU-Ebene ist der Handel mit dem Rohstoff keinerlei Gebühren unterworfen. Das bietet einen zusätzlichen Anreiz, sich hierfür zu entscheiden. Die Schattenseite ist jedoch, dass es keinerlei regulatorische Instanzen gibt. Der Handel unterliegt keiner Behörde und so kommt es immer wieder vor, dass private Anleger von Betrügern getäuscht werden. Täuschend echte Barren-Imitate und gefälschte Münzen sind nur zwei der Wege, auf denen geldgierige Gauner sich des Reichtums anderer bemächtigen wollen.

Sicher lagern, aber nicht zuhause

Sofern Sie nicht über einen unknackbaren Safe verfügen, der von keinem Einbrecher entwendet und irgendwie geöffnet werden kann, sollten Sie die Lagerung einer Bank überlassen. Laut den Sparkassen lagern rund 40 % der Deutschen ihr Gold zuhause. Hier besteht – wie auch schon beim Bargeld – natürlich ein erhebliches Sicherheitsrisiko.

Inflation – andere sichere Anlagen

Bezüglich des Wertverfalls bieten auch Immobilien einen gewissen Schutz vor Verlusten. Tatsächlich ist es so, dass Wohnraum global betrachtet knapper wird. Und der Blick in die Zukunft lässt die Vermutung zu, dass diese Verknappung noch lange nicht ihr Ende erreicht hat. Im Gegensatz zu anderen Anlageoptionen stellt der Erwerb einer Immobilie allerdings für Kleinanleger keine realistische Option dar, da hier mit einer Transaktion große Summen bewegt werden. Alternativ hierzu kann allerdings ratenmäßig ein Abzahlungsplan getilgt werden. Dennoch bleibt dabei die Verantwortung gegenüber einer großen Summe bestehen.

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