Sparkassen-Jahresbilanz „Sparen funktioniert nicht mehr wie früher“

Die Sparkasse Wuppertal will als Reaktion auf Nullzinsen und Inflation professionelle Vermögensanlage für ganz viele Menschen möglich machen. Kurz vor der Feier zum 200. Geburtstag (Liveübertragung am Mittwoch um 19 Uhr auf YouTube) präsentierte das Institut am Montag (3. Januar 2022) ein „zufriedenstellendes Ergebnis“ für das Jahr 2021.

 Der Sparkassen-Vorstand in der Baustelle der neuen Elberfelder Filiale im KöBo-Haus am Döppersberg, die im Sommer eröffnen soll (v.l.); Patrick Hahne, Gunther Wölfges und Axel Jütz.

Der Sparkassen-Vorstand in der Baustelle der neuen Elberfelder Filiale im KöBo-Haus am Döppersberg, die im Sommer eröffnen soll (v.l.); Patrick Hahne, Gunther Wölfges und Axel Jütz.

Foto: Stadtsparkasse Wuppertal/Jens van Zoest

Dieses Fazit zog der Vorstandsvorsitzende Gunther Wölfges   mit Blick auf rund 10,6 Millionen Euro Jahresüberschuss, der sich auf sehr gute Abschlüsse bei der Baufinanzierung (+54 Prozent), eine weiter gewachsene Zahl an Girokonten (jetzt rund 222.000) und ein gewaltiges Plus von 210 Prozent beim Nettoabsatz von Wertpapieren stützt. „Damit haben wir eine stabile Situation, um den Menschen im Tal zur Seite zu stehen“, so Wölfges, der genau diese Aufgabe der Sparkasse einmal mehr in den Mittelpunkt seines Rückblicks und auch des Ausblicks auf 2022 rückte. Gerade im Jahr des 200-jährigen Jubiläums wolle man die Verpflichtung der Sparkasse für das Gemeinwohl in der Stadt ins öffentliche Bewusstsein rücken und deutlich machen, dass man sich dadurch von den Mitbewerbern abhebe.

Ganz konkret gefragt war dieses „zur Seite stehen“ nach der Flutkatastrophe im vorigen Sommer. Die Sparkasse leistete dabei nicht nur über die Gemeinschaftsstiftung für Wuppertal und als Teil der Hochwasserhilfe Spenden-Unterstützung, sondern half auch mit Überbrückungshilfen. Das Angebot für Betroffene, die beispielsweise noch auf Leistungen von Versicherungen oder Entschädigungen der offenen Hand warten, zinslos und kostenlos eine Zwischenfinanzierung bis 50.000 Euro in Anspruch zu nehmen, steht übrigens immer noch. „Wir können die Menschen nur ermuntern, das in Anspruch zu nehmen. Es gilt übrigens auch für Nicht-Kunden“, so Wölfges.

Die Sparkasse selbst gehörte auch zu den Hochwasser-Opfern. Zehn Filialen waren betroffen, bis heute noch geschlossen ist die am Loh, „Da reden wir praktisch über eine Komplettsanierung“, so Vorstand Patrick Hahne. Richtung Sommer, so die Hoffnung, soll der Standort wieder öffnen. Ähnlich ist die Zeitschiene beim Umbau das KöBo-Hauses, wo die Sparkasse derzeit ihre neue zentrale Elberfelder Filiale einrichtet. „Innen sind wir schon sehr weit, aber Außen ist noch einiges zu tun“, so Hahne zum Stand der Arbeiten, die durch die schwierige Gebäudesubstanz einen deutlich längeren Anlauf brauchten als vorgesehen.

Zu einer Herausforderung in ihrem Kerngeschäft ist für die Sparkasse unterdessen die Kombination aus Nullzinsphase, starker Inflation und einer historische hohen Sparquote geworden. Bei der Frage, wie Menschen mit ihren Rücklagen umgehen sollen, sind unter diesen Rahmenbedingungen neue Strategien gefragt. „Sparen funktioniert nicht mehr wie früher“, stellt Vorstand Axel Jütz klar, das klassische Parken von Geld führe heute nicht mehr zu Ertrag und Werterhalt. Die Folge: „Wir müssen zeigen, wie das anders geht.“

Die Sparkasse hat deshalb die professionelle Vermögensverwaltung mit ihrem Produkt „Wuppertal Premium Invest“ schon für Einlagen ab 75.000 Euro als „Rundum-sorglos-Paket“ zugänglich gemacht und will ähnliches mit der innovatien computergestützten Variante „Wuppertal Smart Invest“ demnächst auch schon ab einer Sparrate von 10 Euro im Monat für Kleinanleger ermöglichen. Optional können Kunden dabei auch Nachhaltigkeitsaspekte in die Portfolios einfließen lassen.

Passend zur smarten Vermögensverwaltung nimmt die Nutzung der digitalen Sparkassen-Services - sicher auch befeuert durch die Corona-Pandemie - weiter vehement zu. Über 70 Prozent der Privatkunden nutzen inzwischen das Online-Banking. Die persönlichen Kontakte in den Filialen haben sich 2021 auf 694.000 reduziert, vor Corona waren es noch rund 1,1 Millionen. Gleichzeitig wurden die digitalen Angebote der Sparkasse voriges Jahr 140 Millionen Mal genutzt, 2019 war die Zahl noch weniger als halb so groß.

Apropos Corona: 24 von 34 Filialen sind inzwischen unter den Bedingungen der Pandemie dauerhaft zugänglich - und das soll laut Gunther Wölfges auch so bleiben. „Wir wollten kein Hin und Her, falls auch wir von Corona betroffen sind. Bei dieser Menge können wir die Öffnungen sicherstellen.“

Ein weiteres großes Sparkassen-Thema 2022 sind Immobilien. Im weiter boomenden Markt will die Sparkasse nicht nur als Finanzierer und Vermittler Zeichen setzen, sondern auch Impulsgeber für energetische Sanierungen und Barrierefreiheit sein und Zugang zu entsprechenden Förderprogrammen bieten.

Vorher gibt’s aber noch den Festakt zum 200. Jubiläum des Instituts, das auf die Gründung der Sparkasse Elberfeld am 5. Januar 1822 abhebt. Der findet zwar wie geplant am Mittwoch um 19 Uhr in der Stadthalle statt, aber ohne Publikum. Die Veranstaltung wird stattdessen auf youtube live übertragen- und so nicht nur für geladene Gäste, sondern für alle Interessierten zugänglich. Zum Livestream: hier klicken!

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