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Podiumsdiskussion zur Landtagswahl: Sicherheitsdienst und Kotztüten

Podiumsdiskussion zur Landtagswahl : Sicherheitsdienst und Kotztüten

Mit einer Diskussionsrunde der Elberfelder Wahlkandidaten haben sich der Bund der deutschen katholischen Jugend (BDKJ) und die Kolpingsfamilie Wuppertal-Elberfeld Mitte am Mittwoch (3. Mai 2017) in die Debatte um die Landtagswahl eingeschaltet.

Das Besondere am Abend: Der AfD-Kandidat Dr. Hartmut Beucker saß mit auf dem Podium.

Eine personelle Konstellation, die Anfang März bei einem Politabend im "Café Swane" an der Luisenstraße für massiven Protest aus dem Publikum gesorgt hatte. Damals wurde die Veranstaltung abgebrochen. Die Ansage in öffentlichen Mitteilungen autonomer linker Kreise: Eine quasi normale Diskussion mit der AfD dürfe wegen rassistischer Haltung dieser Partei nicht geduldet werden.

Am Kolpinghaus blieb die Gegenkundgebung in der Minderzahl. Zwei Aktivisten verteilten vor der Tür Rote Karten gegen die AfD sowie Kotztüten. Polizei und Sicherheitsdienst standen bereit. Besucher wurden an der Tür kontrolliert.

Im Saal blieben 19 Gäste unter sich - darunter Mitarbeiter des Veranstalters, Pressevertreter sowie Freunde und Fotografen der Podiumsteilnehmer. Der Abend war noch am Vortag in keiner der Terminlisten der Podiumsgäste eingetragen gewesen.

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Auf der Bühne diskutierten, neben Beucker, Andre­as Bial­as (SPD), Hans-Jörg Her­hau­sen (CDU), Jörg Heyn­kes (unab­hän­gi­g, von den Grü­nen unter­stützt), Oli­ver Wal­gen­bach (FDP) und Jens Jürschke (Linke) als Vertreter von Petra Mahmou­di. Die habe einen Paralleltermin. Lothar Leuschen (WZ) gab als Moderator die Themen vor: Unterrichtsausfall, Inklusion und Schulformen, öffentliche Haushalte und "Wo soll das Geld her kommen?" Dann: Kinderarmut und was man dagegen tun kann.

Jürschke sagt, man müsse die Arbeitsbedingungen der Eltern bessern. Vergleichsweise deutliches Publikumsinteresse brachte das Thema Bürokratieabbau. Eine Zuhörerin fragte nach: "Sie beschreiben das Elend. Aber was wollen Sie denn konkret dagegen tun?" Herhausen bot an, eine Liste überflüssiger Formulare und Vorschriften anzulegen. Bei einer Wortmeldung von Beucker (Leuschen: "Was sagen Sie denn dazu ...?") hält ein Gast seine Rote Karte hoch. Eine Besucherin, die später dazu kam, fragt den Sitznachbarn: "Hat jemand was zu Radwegen gesagt?" Nein, hat niemand. Bleibt auch so.

Nach zwei Stunden löst sich alles auf. Ein Gast ruft noch in den Saal: "Rassismus ist keine Meinung!" Ein AfD-Unterstützer antwortet: "Was sagen Sie zu brennenden Polizeiautos?" Der Veranstalter erklärt mit Nachdruck: "Der Abend ist beendet!"

Der Vorsitzende der Kolpingsfamilie, Frank Gärtner, erläuterte unserer Zeitung, dass die Planung der Diskussion parallel mit der für den frühere Termin im Café Swane erfolgt sei. Man habe aber aus Sorge wegen der Entwicklung dort erstmals die Sicherheitsvorkehrungen im Haus erhöht. Gärtner: "Wir führen immer wieder Veranstaltungen zu politischen Themen durch und halten das auch für sinnvoll. Jeder soll sich seine Meinung bilden können. Es ist nicht unsere Absicht, zu polarisieren." Gärtner fügte hinzu, die verschiedenen Veranstaltungen würden normalerweise überwiegend von der Kolpingsfamilie wahrgenommen. Diese habe in Elberfeld 30 Mitglieder.

Die Kolpingsfamilie kündigt eine weitere Podiumsdiskussion zur Bundestagswahl an.