Renaturierung Wupper: Nun geht es Richtung Stadion weiter

Wuppertal · Die Stadt Wuppertal und der Wupperverband haben nach eigenen Angaben inzwischen zehn Kilometer der Wupper natürlich gestaltet. Der nächste Schritt soll der rund 2,2 Kilometer lange Abschnitt zwischen dem Heizkraftwerk Elberfeld und Stadion Zoo in Kooperation mit der Bayer AG sein.

 Bauarbeiten in der Wupper im Januar 2021 im Bereich Döppersberg.

Bauarbeiten in der Wupper im Januar 2021 im Bereich Döppersberg.

Foto: Wupperverband

Lachse, Meer- und Bachforellen tummeln sich im Fluss, der Eisvogel wird gesichtet und auch Wasseramseln suchen im Stadtgebiet nach Nahrung. Der ehemalige Abwasserfluss hat eine steile Karriere gemacht. Vom verschmutzten Kanal, von dem sich die Stadt und ihre Menschen abwenden, ist die Wupper zum Lebensraum und Hingucker geworden. Seit 15 Jahren entwickeln die Stadt und der Wupperverband gemeinsam und erfolgreich den Stadtfluss. „Bei diesem Projekt sind alle Gewinner: der Fluss mit seinen Lebewesen und auch die Bürgerinnen und Bürger dieser Stadt. Ein schöner und naturnaher Fluss bedeutet Lebensqualität“, sind sich Oberbürgermeister Uwe Schneidewind und Wupperverbands-Vorstand Georg Wulf einig.

Zwischen Alter Markt und der Brücke Wasserstraße in Wuppertal-Barmen fing es damals an: 2006 setzten die Stadt und der Wupperverband hier den ersten Abschnitt der Wupper-Renaturierung um. Viele Bausteine folgten, mit jedem Projekt wuchs die Erfahrung. Denn ein Lehrbuch für die erfolgreiche Renaturierung des Stadtflusses Wupper gab es nicht. Die Projektbeteiligten wuchsen zu einem Team zusammen, gemeinsam mit den Beteiligten, zum Beispiel Behörden oder die Fischerei, wurden bei wöchentlichen Projektbesprechungen während der Bauphasen Ideen entwickelt und sofort in die Tat umgesetzt. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Betrieb Gewässer des Wupperverbandes setzen dies im Fluss um und haben hier ihr Können am Bagger über die Jahre verfeinert.

Bei größeren Projekten, wie dem Wupperabschnitt zwischen Bayer-Sportpark und Kläranlage Rutenbeck wurden ein Nebenarm der Wupper und eine Insel angelegt. Da die Wupper dort nicht mehr unter der Schwebebahn verläuft, konnte der Gestaltungsspielraum genutzt und die Wupper verbreitert werden. Das bisherige Ergebnis dieser fruchtbaren Zusammenarbeit sind rund zehn Kilometer lebendige Wupper mitten in der Stadt. Stadt und Wupperverband wollen bis 2025 insgesamt 15 Kilometer Stadtfluss natürlicher gestalten. Bisher wurden bereits 14 Projekte umgesetzt.

Durch die Steine und Inseln im Fluss hat sich die Struktur des Gewässers deutlich verbessert. Der Wechsel zwischen schnellen und langsamen Strömungen, Vertiefungen und Flachbereichen ist wichtig für Fische und Kleinstlebewesen und eine Voraussetzung gemäß der EU-Wasserrahmenrichtlinie. Damit der Fluss lebendiger gestaltet werden kann, stellt das Land NRW Fördermittel bereit. Mit rund 3,2 Millionen Euro (80 Prozent) hat das Land die Projekte in den letzten 15 Jahren bereits unterstützt. Den verbleibenden Eigenanteil haben die Stadt Wuppertal (rund 400.000 Euro) oder bei einzelnen Projekten auch Unternehmen als Mitglieder im Wupperverband übernommen.

 Die Wupper im Bereich Laaken – längst kein einbetonierter Flüss mehr.

Die Wupper im Bereich Laaken – längst kein einbetonierter Flüss mehr.

Foto: Wupperverband

Zu einer lebendigen Gewässerstruktur gehört auch, dass Fische und Kleinstlebewesen im Fluss „freie Bahn“ haben. Daher wurde in den vergangenen 15 Jahren an Wehren die Durchgängigkeit verbessert, zum Beispiel an den Wehren Pfälzer Steg oder an den Standorten der Unternehmen Vorwerk und Membrana. Am Stausee Beyenburg ist der größte Fischaufstieg an der Wupper entstanden. Als nächstes Projekt ist die Durchgängigkeit am Wehr im Bereich des Unternehmens Erfurt in Planung.

„Die Entwicklung vom Kanal zu einer Lebensader Wupper setzte auch in der Gesellschaft Entwicklungen in Gang. Die Menschen wenden sich nun wieder gerne dem Fluss zu. Die Fischereivereine verhelfen mit ihrer Aufzucht von Brütlingen dem Fluss zu neuem Leben. Der engagierte Verein ,neue ufer wuppertal‘ wurde gegründet und zeichnet sich verantwortlich für Kulturveranstaltungen, Spaziergänge, Störsteine im Tierformat, Wupperradweg oder Wupperliegen. Viele Menschen engagieren sich als Wupperpaten und Wupperranger oder beim Wupperputz“, so die Verwaltung

„Eine maßgebliche Rolle spielen auch die Wuppertaler Unternehmen. So wurde die Entwicklung des Flussabschnitts am Arrenberg von der Firmengruppe Küpper finanziert. Gemeinsam mit Vorwerk konnte auf dem Gelände am Standort Laaken und mit finanzieller Unterstützung des Unternehmens die Wupper entfesselt und deutlich verbreitert werden. Auch die Firma 3M (ehemals Membrana) hat die Arbeiten unterstützt“, heißt es.

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