Interview mit Heiko Schnickmann, Tiergeschichtsforscher Nächstes Projekt: Ungeheuer Nessie

Wuppertal · "Tiergeschichtsforscher" gibt der Wuppertaler Heiko Schnickmann als Beruf an. Was sich hinter dieser ungewöhnlichen Tätigkeit versteckt, erklärte er Rundschau-Redakteurin Sabina Bartholomä in einem Gespräch.

Heiko Schnickmann ist fasziniert von der Rolle der Tiere in den verschiedenen Zeitepochen.

Foto: Raina Seinsche

Rundschau: Wie kommt man zu einem solchen Beruf?

Schnickmann: Durch das eigene Tier. Mittwochs ging ich immer mit meiner Hündin Senta zur Hundeschule. An einem Mittwoch ergab es sich, dass ich anschließend mit dem Vierbeiner zur Sprechstunde meines Professors Eckehard Freise an der Uni ging, um das Thema meiner Examensarbeit zu besprechen. Freise sah auf meinen schnarchenden Hund und schlug als Thema Tiere vor. Und ich schlug zu.

Rundschau: Was ist faszinierend an dieser Thematik?

Schnickmann: Es ist spannend, wie Tier und Mensch durch die Geschichte wandern. Im Mittelalter gab es die Schoßhunde des Adels und natürlich Jagdhunde, die ebenfalls einen hohen Stellenwert hatten. Dennoch konnte man als Strafe dazu verurteilt werden, einen Hund auf die Schnauze zu küssen. Straßenköter gab es auch schon, in den Märchen der Gebrüder Grimm wimmelt es von ausgesetzten Hunden.

Rundschau: Haben Sie sich auch mit anderen Tierarten beschäftigt?

Schnickmann: Ja, mit Tieren in der Landwirtschaft, wie Kühen, Pferden und Schweinen, nicht nur in Europa, sondern weltweit. Unser Bild der Indianer ist ohne Pferde nicht vollständig, doch sie wurden erst von der Europäern eingeführt. Dadurch waren die Indianer in der Lage, die Büffeljagd zu optimieren und trugen so zur Ausrottung der Tiere bei.

Rundschau: Seit wann sind Sie den Tieren auf der Spur?

Schnickmann: Seit rund acht Jahren, man erfährt dadurch auch sehr viel über die eigene Kultur. Etwa über den hohen Stellenwert, den Rinder bei den Massai haben, was für Europäer oft ein Problem war. Oder dass asiatische Pferde grundsätzlich als minderwertig galten, was nicht sein kann, denn auf ihren Rücken wurde das chinesische Reich gegründet. Pferde aus arabischen Ländern galten als edel, doch ihre Haltung war schwierig, so dass die Züchter oft nachliefern mussten. Über meine Forschungen habe ich mittlerweile ein Buch geschrieben.

Rundschau: Greifen Sie bei Ihrer Arbeit nur auf Textquellen zurück?

Schnickmann: Nicht nur, ich kann auch auf die DNA zurückgreifen, um etwas über Vermehrung und Abstammung zu erfahren. Dann verknüpft sich die Geistes- mit der Naturwissenschaft.

Rundschau: Was war Ihr ungewöhnlichstes Forschungsobjekt?

Schnickmann: Der Dodo-Vogel, den es nur auf Mauritius gab. Generationen von Seefahrern haben berichtet, dass er sich leicht fangen ließ, sein Fleisch aber ungenießbar sei. Dennoch haben sie ihn bis zur Ausrottung gejagt. Dann das Phänomen der Bordkatzen, die oft beim Landgang die Seeleute begleiteten und dabei ganze Vogelpopulationen auf unbewohnten Inseln ausgerottet haben.

Rundschau: Haben Sie sich auch schon mit dem Stellenwert der Tiere in der Religion beschäftigt?

Schnickmann: Ich habe unter anderem die Bibel in Bezug auf Hunde gelesen. Darin wird der Hund vor allem negativ erwähnt. An einer Stelle gibt es auch etwas Positives, da wird er aber getötet.

Rundschau: Was ist Ihr nächstes Projekt?

Schnickmann: Dabei geht es um ein fiktives Tier, um das Ungeheuer von Loch Ness und wie es an diesem Ort zu diesem Mythos kommen konnte.