Religion Weil Ostern auch Neuanfang ist

Wuppertal · Ein syrischer Mann hat beschlossen, sich taufen zu lassen. Er ist einer von zwölf Erwachsenen in Wuppertal, die sich damit bewusst für das Christentum entscheiden.

 Nabil Alahmad suchte zunächst nur Kontakt in der christlichen Gemeinde — dabei fand er zum Glauben ...

Nabil Alahmad suchte zunächst nur Kontakt in der christlichen Gemeinde — dabei fand er zum Glauben ...

Foto: Rundschau / Max Höllwarth

Wenn es am Samstagabendabend (15. April 2017) dämmert, werden in der katholischen Kirche St. Mariä Himmelfahrt in Nächstebreck die Kerzen angezündet. Nabil "George" Alahmad, seine Frau und seine drei Kinder werden in den Bänken sitzen. Alahmad ein paar Reihen weiter vorne, mit einer weißen Kerze vor sich. Pfarrer Ulrich Lemke wird ihn und elf andere Erwachsene zum Altar bitten, mit Taufwasser ihre Stirn benetzen und den Segen sprechen.

"Ich glaube", wird Alahmad, der sich für den Taufnamen George entschieden hat, wiederholen und es wird ihm leicht über die Lippen gehen, obwohl sich sonst noch oft die Wörter in der fremden Sprache in seinem Mund verdrehen. Die Osternacht, in der Christen in der ganzen Welt die Auferstehung Jesu feiern, ist für ihn ein ganz persönlicher Neubeginn, für ihn, den syrischen Kurden, den gläubigen Christen.

Seit drei Jahren leben der 46-Jährige und seine Familie in Elberfeld. Gerade hat er einen Job als Küchenhilfe gefunden. Die Kinder besuchen den Kindergarten und die Schule. "Wir sind hier glücklich", sagt er. Schon in Syrien war die Familie mit vielen Christen befreundet. In Deutschland besuchen sie die katholischen Gottesdienste, die auf Arabisch gehalten werden.

Sie waren immer willkommen, aber genau das reichte Nabil "George" Alahmad nicht mehr, er wollte Teil der Gemeinde sein. Ein ganzes Jahr traf er sich mit Pastoralreferent Dr. Werner Kleine, der mit jedem der Aspiranten die Vorbereitungen traf. Die Frauen und Männer lasen Bibeltexte, besprachen Gleichnisse und den christlichen Glauben im Alltag. "Die Treffen wurden immer wichtiger für mich", erzählt der Syrer. "Sie wurden zur Kraftquelle." Früher wollte er Christ sein, um dazuzugehören. Bei den Treffen begann Alahmad, das Christentum mit Kopf und Herz zu begreifen.

Ostern muss er übrigens arbeiten. Auf den Brauch, für seine Kinder Eier zu verstecken, wird er dennoch nicht verzichten. Den Osterhasen hat er schon in Syrien für sie gespielt. Aber er wird sich dieses Jahr anders fühlen. "Es ist wie ein neues Kleid, das ich zum ersten Mal tragen darf." Es ist für ihn ein ganz besonderes Fest der Auferstehung, sagt der Syrer, der sein Land wegen des Kriegs verließ, der Kurde, der in Wuppertal seine Gemeinde fand.

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