Johanniter-Stift Wuppertal „Pflege ist nicht nur Frauensache!“

Wuppertal · Das Johanniter-Stift Wuppertal macht anlässlich des Weltfrauentags am 8. März darauf aufmerksam, dass laut statistischem Bundesamt nur knapp jede fünfte Pflegekraft männlich ist. Ist Pflege immer noch Frauensache? Pflegedienstleiter André Dostatni räumt mit Vorurteilen auf.

Eine männliche Pflegekraft (Symbolbild).

Eine männliche Pflegekraft (Symbolbild).

Foto: Franz Leuschner

Nur knapp jede fünfte Pflegekraft ist laut statistischem Bundesamt männlich. Dass Pflege Frauensache ist, wird also auch von Zahlen bestätigt. Warum ist das so?

Dostatni: „Pflege wird traditionell als Frauenberuf gesehen. Das liegt wohl daran, dass Frauen immer noch die größere Empathie und das größere Pflegeverständnis aufgrund ihrer Mutterrolle zugeschrieben werden. Zudem lag der Pflegeberuf jahrhundertelang in den Händen von Ordensschwestern und diese haben auch noch bis in unsere Zeit hinein den Begriff der Pflege geprägt. Noch vor 60 Jahren gab es, fast keine männlichen Pflegekräfte. Wir hatten ,Schwesternschulen‘ und zu denen hatten männliche Bewerber keinen Zutritt. Heute zeigt sich uns ein anderes Bild. Es tut sich etwas.“

Ein junger Mann, der den Berufswunsch des Pflegefachmanns äußert, läuft nicht selten Gefahr, auf Vorurteile zu treffen. Welche Erfahrungen haben Sie gemacht?

Dostatni: „In keinem Bereich gibt es bei uns Vorurteile. Unsere Erfahrungen, insbesondere auch mit jungen Männern mit Migrationshintergrund, sind sehr positiv. Sie bringen aufgrund ihrer Sozialisierung eine hohe Wertschätzung des Alters mit und werden von unseren Seniorinnen und Senioren sehr geschätzt.“

Was könnte getan werden, um mit Klischees und veralteten Geschlechterrollen hinsichtlich der Berufswahl aufzuräumen?

Dostatni: „Vor Abschaffung der Wehrpflicht konnten junge Männer und Frauen während ihres Zivildienstes in die sozialen Berufe hineinschnuppern und Vorurteile abbauen. Diese sozialen Erfahrungen fehlen uns heute bei der Berufswahl. In den Johanniter-Seniorenhäusern versuchen wir mit den vielfältigsten Angeboten, wie Freiwilliges Soziales Jahr, Bundesfreiwilligendienst und Ehrenamt mit Aufwandsentschädigung, Menschen für diesen unglaublich erfüllenden Beruf zu begeistern. Wir weisen in unseren Anzeigen darauf hin, dass wir selbstverständlich alle Kollegen und Kolleginnen nach Tarif bezahlen und es bei uns gute Möglichkeiten gibt, sich weiterzuentwickeln. Mit unserer neuen Personalkampagne machen wir ganz bewusst auch mit Fotos von unseren männlichen Pflegekräften Werbung.“

Wie beurteilen Sie die Rolle von Schulen in Hinblick auf die Berufsorientierung, gerade auch was Pflegeberufe angeht?

Dostatni: „Wir sind gut mit den Schulen vor Ort vernetzt. Soziale Praktika bei uns im Haus werden daher gern wahrgenommen. Daraus ist schon die eine oder andere Ausbildungsanfrage entstanden. Nach den Corona-bedingten Einschränkungen der letzten Jahre, freuen wir uns, dass wir unsere Einrichtung nun wieder breiter öffnen und auch wieder Informationstage anbieten können.“

Können Sie derzeit alle Ausbildungsplätze im Haus besetzen?

Dostatni: „Im Johanniter-Stift Wuppertal können wir alle 14 Ausbildungsplätze gut besetzen und erhalten weiterhin Bewerbungen, auch von jungen Männern, die die Arbeit in der Pflege nicht zuletzt als sicheren Arbeitsplatz schätzen.“

Was ist den Bewerbern besonders wichtig?

Dostatni: „Ein zentrales Thema bei den Bewerbungen ist die berufliche Weiterentwicklung. Bei uns kann man mit einer sehr geringen schulischen Qualifikation einsteigen. Aufgrund der vielfältigen Weiterbildungsmöglichkeiten in den Johanniter-Seniorenhäusern entwickeln wir aber Karrieren. Wir haben dafür Bildungsgutscheine. Und wir nutzen die Jahresgespräche. Erstaunlich ist, dass in diesen Gesprächen oft die Tätigkeit in der bewohnernahen Versorgung als erfüllend angesehen wird.“

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