„Gemeinsam Knallgas geben“

Wuppertal · Die Elberfelder Interessengemeinschaft "IG 1" hatte zur Podiumsdiskussion zum geplanten Döppersberg-FOC geladen. Es gab viele Fragen — und nicht auf jede eine Antwort.

 Vier Meinungen auf dem Podium in der City-Kirche: von links Matthias Zenker („IG 1“), Ralf Engel (Einzelhandelsverband), Rolf Volmerig (Wirtschaftsförderung Wuppertal) und Thomas Reichenauer vom geplanten FOC-Betreiber-Unternehmen ROS (Retail Outlet Shopping).

Vier Meinungen auf dem Podium in der City-Kirche: von links Matthias Zenker („IG 1“), Ralf Engel (Einzelhandelsverband), Rolf Volmerig (Wirtschaftsförderung Wuppertal) und Thomas Reichenauer vom geplanten FOC-Betreiber-Unternehmen ROS (Retail Outlet Shopping).

Foto: Raina Seinsche

10.000 Quadratmeter auf zwei Etagen in der Bundesbahndirektion im ersten Bauabschnitt sowie weitere 20.000 in der alten Post am Kleeblatt: Das sind die FOC-Pläne für Wuppertal. Zeitzielfenster von Investor und Betreiber: Mitte 2017. Dem City-Einzelhandel macht das Sorgen — und drum hatte die Interessengemeinschaft "IG 1" zur Diskussion in die City-Kirche geladen.

Für die Händler machte Matthias Zenker vom Vorstand der "IG 1" klar, dass vor allem die Frage der Anbindung des FOC an die City auf den Nägeln brennt. Es dürfe keine "Parallel-Welt am Döppersberg" entstehen, die von der Innenstadt abgekoppelt ist. Die Angst: Je weiter weg vom Bahnhof — etwa im Neumarkt-Umfeld — desto "ausgetrockneter".

Ralf Engel, Chef des Wuppertaler Einzelhandelsverbandes, sieht "ohne FOC nicht den Untergang des Abendlandes", fordert strategisches Denken in Sachen Handels- und City-Zukunft — und sagt: "Sich drehende Kräne sind nicht gleichbedeutend mit nachhaltiger Stadtentwicklung."

Thomas Reichenauer, Geschäftsführer des in Deutschland, Österreich und der Schweiz aktiven Outlet-Betreibers ROS, der mit 300 Marken kooperiert, sieht die Zeit von Grüne-Wiese-FOCs als beendet, verspricht Offenheit und Transparenz in jeder Hinsicht — und bescheinigt Wuppertal "ein sehr attraktives Potenzial". Reichenauer sicherte "gute Anbindung" des FOC an die City zu — und zahlreiche Aktivitäten, um FOC-Besuchern auch einen Ausflug nach Elberfeld schmackhaft zu machen.

Für die Stadt stellte Wirtschaftsförderungs-Chef Rolf Volmerig die Umfeld-Attraktivität eines FOC in den Vordergrund. Wuppertal könne seine Zentralitätsfunktion deutlich steigern, Kunden aus einem Umkreis von bis zu 90 Autominuten anlocken. Er setzt auf die soeben vom Rat beschlossene "Qualitätsoffensive Innenstadt" — und fordert, alle Beteiligten müssten jetzt "gemeinsam Knallgas geben".

Volmerig räumte allerdings ein, es werde Gewinner und Verlierer der durch ein FOC bewirkten Kundenlaufwege geben. Und er ließ keinen Zweifel daran, dass die Parkplatzfrage "die Achillesferse" des Projektes sei. Fest steht nämlich, dass die erste FOC-Stufe in der Bundesbahndirektion, für die Stadt bereits die planungs- und baurechtlichen Voraussetzungen geschaffen hat, auf jeden Fall kommen soll. Hierfür gibt es allerdings (noch) keine Parkplätze, da die zweite Baustufe in der Kleeblatt-Post erst noch folgen muss. Rolf Volmerig: "Man kann Parkplätze auch finanziell ablösen, oder die Parkhäuser in der City nutzen." Glasklar sei aber: "Strategisch läuft das Ganze nur mit den 2.500 Parkplätzen am Kleeblatt."

In der sich dem Podiumsgespräch anschließenden Diskussion mit dem Publikum wurde deutlich, dass die Elberfelder Einzelhändler - und zwar große wie kleinere - das Gefühl haben, von der Stadt beim Thema FOC nicht ausreichend informiert, nicht "mitgenommen" und nicht intensiv genug angehört worden zu sein. Grundsätzlich herrscht das Gefühl, die Stadt nehme die Sorgen der Geschäftswelt nicht wirklich ernst. Zahlreiche Wortbeiträge machten deutlich, dass die Art und Weise, wie die B7-Sperrung zustande kam und wie mit deren Folgen umgegangen wird, stark nachwirkt.

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