Amtsgericht Wuppertal Gefährlicher Schrott sollte nach Afrika

Wuppertal · Ein 57 Jahre alter Unternehmer aus Wuppertal muss für eineinviertel Jahr ins Gefängnis: Auf seinem Betriebsgelände in Vohwinkel lagerten hunderte klimaschädliche FCKW-Kühlschränke und alte Fernseher.

 Das Wuppertaler Amtsgericht.

Das Wuppertaler Amtsgericht.

Foto: ag-wuppertal.nrw.de

Die gefährliche Ware wollten seine Kunden zu ihren Familien nach Afrika senden. Das Amtsgericht verurteilte den mehrfach vorbestraften Mann am Donnerstag. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig; Bewährung ist vorerst ausgeschlossen.

Aufgefallen war die Firma 2014, nach anonymen Tipps. Kriminalpolizei, Zoll und Ausländeramt liefen mit 100 Beamten zu einer Großrazzia auf. Bereitschaftspolizei umstellte das Grundstück.

Die Situation auf dem Gelände und in einer Lagerhalle fasste Oberstaatsanwältin Friedel Heuermann zusammen: "Der Anblick war bombastisch." Es habe Stapel von Kühlschränken unter freiem Himmel gegeben und Autos, die in Containern verschifft werden sollten. Dazu ineinander gestopfte Autoreifen, Waren aller Art und alte Matratzen für restliche Hohlräume. Überall seien nur schmale Gänge frei geblieben.

Kunden des Angeklagten hätten versucht, sich unter Planen zu verstecken. Laut Zeugen schicken Privatpersonen containerweise Ware an ihre Familien. Agenten wie der Angeklagte vermitteln Container gegen teils hohe Aufschläge und vermieten zusätzlich Platz als Zwischenlager. Die veralteten Kühlschränke wiederum sollen von einem regionalen Markt in Essen stammen. Professionelle Sammler bezögen die Geräte aus dem Sperrmüll und handelten sie dort.

Werden die Maschinen einfach verschrottet, entweicht alles FCKW und zersetzt die Ozonschicht. Die Staatsanwältin hielt dem Angeklagten vor: "Sie haben doch selber Kinder und bestimmt eines Tages Enkel. Denen wollen Sie doch keine zerstörte Umwelt hinterlassen." Der Mann bestritt, mit dem Müllumschlag etwas zu tun gehabt zu haben und erklärte, er habe nun ein strengeres Kontrollsystem eingeführt.

Laut Zeugen allerdings moniert die Stadtverwaltung regelmäßig neue Mängel. Das Gericht blieb um sieben Monate unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft; Grund ist die lange Verfahrensdauer. Strafschärfend werteten die Richter die schiere Menge an Abfall: "Der Straftatbestand wäre schon erfüllt, wenn da nur zehn Kühlschränke gewesen wären. Es waren aber hunderte."

Ebenfalls zu Ungunsten des 57-Jährigen wertete das Gericht die mangelnde Beseitigung des Mülls. Heuermann: "Da stehen immer noch Fahrzeuge herum, vermutlich bis sie sich endgültig mit der Umwelt verbunden haben werden."

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