Prozess nach Überfall auf WSW-Busfahrer "Diese Taten verstehe ich nicht"

Wuppertal · Der Fall hatte 2012 für Aufsehen gesorgt: Drei maskierte Räuber hatten damals einen Busfahrer der WSW an der Haltestelle Siegelberg überfallen, mit einer Schusswaffe bedroht und durch Schläge am Kopf verletzt.

Sie erbeuteten 35 Euro. Seit April wird dieser Überfall — als eine von mehreren angeklagten Taten — vor dem Landgericht verhandelt. Jetzt wurden die ersten Urteile gesprochen.

Nach dem Überfall im Juli 2012 war in dem kleinen Stadtteil schnell klar, wer dafür verantwortlich sein könnte. Die Ermittlungen führten damals zur Aufklärung eines weiteren Überfalls — eine Woche zuvor am Klingelholl: Einer der Beyenburger hatte dort spontan einen Kiosk beraubt. Durch den Prozess steht inzwischen fest: Bei dieser Tat warteten seine Freunde am Auto.

Nach der Tat fuhr die Gruppe in ihre Stammkneipe. Jeder soll einen 50-Euro-Schein aus der Beute bekommen haben. Während der Kioskbesitzer angab, den Überfall verwunden zu haben, wird der Busfahrer psychisch wohl nicht mehr gesund. Er leidet massiv unter Ängsten.

Zentrale Figur im Prozess ist der 25-jährige Hauptangeklagte. Ihm werden zusätzlich ein brutaler Raub in Oberbarmen, Brandlegungen und eine Prügelattacke am Beyenburger Stausee vorgeworfen. Die Taten sollen im Freundeskreis bekannt geworden sein, weil er damit prahlte. Trotz der immer neuen, schweren Vorwürfe blieb er durchweg auf freiem Fuß.

Laut Gericht war er jederzeit für die Ermittler erreichbar und erschien zu jeder Vernehmung. Die mehrjährige Strafe, die er zu erwarten hat, habe allein als Haftgrund nicht ausgereicht. Unter dem Eindruck des für ihn ungünstig laufenden Prozesses hatte er sich zuletzt 5.000 Euro in der Familie geborgt. Die sollen nun als Schmerzensgeld an den Busfahrer gehen. Sein Urteil wird für den 23. Juni erwartet.

Bereits verurteilt ist unterdessen der 26-jährige Mitangeklagte: Für Beteiligung an dem Busüberfall muss er vier Jahre und drei Monate ins Gefängnis. Der Älteste, der vorwiegend Fahrer der Gruppe war, wurde zu 21 Monaten Bewährungsstrafe wegen Beihilfe verurteilt. Weitere mutmaßliche Komplizen warten derzeit auf eigene Strafverfahren.

Der Vorsitzende Richter zeigte sich erschüttert: "Viele Taten kann ich verstehen. Verzweiflung kann man verstehen. Aber diese Taten verstehe ich nicht."

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