Carnaper Platz: "Das ist respektlos"

"Schlüters Boxbude" gastiert längst nicht mehr auf dem Carnaper Platz. Jetzt aber werden harte verbale Duelle um den Erhalt oder den Verkauf des einzigen Barmer Kirmes-Platzes ausgetragen.

"Hauptkämpfer" sind Barmens Bezirksbürgermeister Hans- Hermann Lücke (CDU), Bezirksvertreter Harry Thomas (FDP) und der Grünen-Fraktionsvorsitzende Marc Schulz auf der einen sowie Stadtdirektor Johannes Slawig (CDU) auf der anderen (Ring)-Seite. Nachdem sich Slawig klar dafür aussprach, den Veranstaltungsplatz an die Stadtwerke zu verkaufen, fallen harte Worte. Bezirksbürgermeister Lücke geht auf Konfrontationskurs: "Es ist eine Respektlosigkeit, wie die örtlichen politischen Gremien übergangen werden", so Lücke zur Rundschau. Anfang des Jahres hatten alle Mitglieder der Bezirksvertretung Barmen sich gegen den Verkauf des Carnaper Platzes an die WSW ausgesprochen, solange von dort keine klaren Fakten über die Notwendigkeit des Neubaus und Alternativen auf dem Firmengelände vorgelegt würden. Dies ist bisher nicht geschehen.

Die Bezirksvertretung Barmen wird nach Angaben von Johannes Slawig erst in der November-Sitzung in einer Vorlage über die Fakten des geplanten Verkaufs informiert werden. Einen Monat später wird der Finanzausschuss bereits die Entscheidung über den Verkauf treffen. Marc Schulz kritisiert in der Vorgehensweise die "schlechte Kommunikation" von Stadt und Stadtwerken: "Bisher gibt es keinerlei Lösungsvorschläge über eine Alternative für die auf dem Carnaper Platz parkenden Fahrzeuge, und auch keine geprüften Ergebnisse für einen Neubau auf dem WSW-Gelände."

FDP-Mann Harry Thomas hat tagsüber bis zu 300 parkende Fahrzeuge auf dem Carnaper Platz gezählt. "Zudem wird der Platz nachts von großen Lkw genutzt", so Thomas. Und weiter: "Die WSW haben ihre Pläne bisher immer als alternativlos bezeichnet. Für ein WSW-Vorstandsmitglied ist auch schon klar, dass die Bromberger Straße von der Carnaper Straße bis zur Hans-Sachs-Straße in das WSW-Wunschprojekt einbezogen wird". Harry Thomas sieht durchaus Alternativen — auch in Form der Bebauung des stillgelegten Sportplatzes Schützenstraße.

Auch der Rotter Bürgerverein hat sich in einem Schreiben an Oberbürgermeister Peter Jung gewandt. Karl-Heinz Emde, 1. Vorsitzender des Vereins, stellt Fragen: Wie hoch ist der Schuldenstand der WSW? Werden die Tilgungskosten über Gebühren und Energiekosten in Zukunft an die Bürger weiter gegeben? Wie soll die prekäre Parkplatzsituation in der Nachbarschaft angesichts des Wegfalls der Parkmöglichkeiten auf dem Carnaper Platz gelöst werden? Wegen dieser und vieler anderer offener Fragen plädiert der Bürgerverein dafür, die Dezember-Beschlussfassung im Finanzausschuss zurückzustellen.

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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