Pflegekräftemangel Bis 2030 fehlen eine halbe Million Pflegekräfte wie Krankenschwestern

Schon jetzt ächzt die Pflegebranche unter dem überdurchschnittlich großen Mangel an qualifizierten Pflegekräften, bei denen insbesondere die Berufe der Krankenschwester und des Krankenpflegers gefragt sind.

Bis 2030 fehlen eine halbe Million Pflegekräfte wie Krankenschwestern
Foto: Pixabay/travisdmchenry

Die Bertelsmann Stiftung veröffentlichte den aktuellen Pflegereport und die darin genannten Zahlen verheißen wenig Gutes. Laut der Prognose steigt die Zahl der bis zum Jahr 2030 fehlenden Pflegekräfte auf sage und schreibe eine halbe Million. Wer sich mit dem Gedanken trägt, sich zur Krankenschwester oder in einem vergleichbaren Pflegeberuf ausbilden zu lassen, profitiert in den nächsten Jahren von ausgezeichneten Karrierechancen. Das gute Gefühl, in diesem Beruf für hilfebedürftige Menschen da zu sein, macht den Beruf der Krankenschwester dennoch bislang nur unzureichend attraktiv.

Krankenschwester & Co. gesucht - aus welchem Grund eine Versorgungslücke droht

Experten gehen davon aus, dass die Anzahl der Menschen, die im Jahr 2030 pflegebedürftig sein werden, das derzeitige Niveau um 50 Prozent übersteigt. Konkret heißt das, dass die Hälfte aller aktuell pflegebedürftigen Personen auf diese Zahl noch einmal dazu kommt. Das allein verursacht noch keine Versorgungslücke - wohl aber, dass sich immer weniger Menschen in Pflegeberufen wie Krankenschwester & Co. ausbilden lassen. Es zeigt sich am Markt, dass immer mehr Krankenschwester Stellenangebote ausgeschrieben sind. Viele Kliniken suchen händeringend nach passendem Pflegepersonal.

Sollte sich an dieser aktuellen Situation perspektivisch nichts ändern, wird die Schere zwischen Wunsch und Wirklichkeit noch weiter auseinandergehen. Daraus resultiert ein Pflegenotstand von etwa 500.000 Pflegekräften in Vollzeit, welcher das Gesundheitswesen und insbesondere pflegebedürftige Menschen vor eine immense Herausforderung stellen wird. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass es auf kommunaler und regionaler Ebene Unterschiede gibt. Ein besonders hoher Bedarf an Pflegekräften besteht dem Pflegereport 2030 zufolge mit 72 Prozent in Brandenburg und über 100 Prozent in Oberhavel und München. Doch woraus resultiert dieser prognostiziert erhöhte Pflegebedarf?

Zunahme von Erkrankungen bei steigender Lebenserwartung

Einer der ursächlichsten Gründe hierfür ist die höhere Lebenserwartung der Bevölkerung. Gegenwärtig liegt diese bei Männern im Durchschnitt bei etwa 78 Jahren und bei Frauen durchschnittlich bei rund 83 Jahren. Hinzu kommt, dass eine zunehmende Anzahl von Menschen nicht mehr in der Lage ist, den Alltag vollumfänglich in Eigenregie zu bewältigen. Häufig ist der Grund hierfür eine altersbedingte Erkrankung, unter welcher häufiger Frauen leiden. Eine der Erkrankungen, die besonders häufig auftritt, ist Demenz. Daraus resultiert der Bedarf nach Unterstützung durch Pflegekräfte, bei denen die Krankenschwester ein großes Spektrum an Aufgaben übernimmt. Da die pflegerischen Maßnahmen bei den Menschen vor Ort gefordert werden, stehen insbesondere die Kommunen vor der Aufgabe, die hierfür notwendige Infrastruktur zu schaffen. Aber nicht nur bei älteren Menschen herrscht ein akuter Bedarf, auch in der Kinderkrankenpflege herrscht ein großer Notstand und die Fachkräfte gehen aus.

Pflegenotstand beheben - Investitionen in Ausbildung zu Krankenschwester & Co. und weitere Maßnahmen

Dass die Versorgungslücke im Jahr 2030 drastisch ausfallen dürfte, daran gibt es laut der Studie der Bertelsmann Stiftung kaum Zweifel. Dennoch gilt es, Lösungswege zu suchen, um einen Teil der Versorgungslücke zu schließen. Der DPR (Deutsche Pflegerat) forderte angesichts der Prognose dazu auf, Maßnahmen zum Gegensteuern zu ergreifen. An oberster Stelle steht dabei die Ausbildung von Pflegepersonal wie zur Krankenschwester, zum Krankenpfleger und zu weiteren Spezialisten. Neben der Krankenpflege soll dies insbesondere auch für die Altenpflege gelten. Hierbei sollten vor allem Investitionen in die Ausbildung von Personal, dessen Entwicklung und in die damit verbundene Personalkapazität fließen. Darüber hinaus ist es notwendig, innovative Pflegekonzepte zu schaffen und zielgerichtet Strukturen zu etablieren.

Entscheidend ist es außerdem, finanzielle Quellen umzusteuern und zu bündeln, wobei Prozesse und Angebote zu koordinieren sind. Kommunen werden so in die Lage versetzt, sich zu vernetzen und Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Während der Pflegenotstand schon länger ein großes Thema ist, ist künftigen Pflegebedürften nicht damit geholfen, die Ist-Situation hinzunehmen und passiv zu bleiben. Was es braucht, ist Engagement und den Willen, Pflegeberufe wie den der Krankenschwester attraktiv zu machen. Die damit verbundenen Investitionen können Großes bewirken und die Versorgungslücke bis 2030 ein Stück weit schließen. Gleichzeitig kann jede*r Bürger*in dazu beitragen, das eigene Leben auf eine gesunde Lebensweise auszurichten.

Ansätze zum Ausbau der ambulanten Versorgung

Der umfassende Pflegereport der Bertelsmann Stiftung beleuchtet neben der Prognose bis zum Jahr 2030 und der Notwendigkeit pflegerischer Ausbildungsberufe wie Krankenschwester & Co. ebenso Überlegungen, wie die ambulante Versorgung ausgebaut werden kann.

So sollen zum einen die Beratungsangebote zwischen der Versorgung von Pflegebedürftigen in ihrem häuslichen Umfeld und den Krankenhäusern ausgebaut werden. Weiterhin gilt es, Wohnraum zu schaffen, der eine häusliche Pflege erlaubt, indem dieser gezielt zu Zwecken der Pflege ausgestattet wird. Hierzu gehören auch neue Formen des Wohnens, wobei die Barrierefreiheit von großer Bedeutung ist. Ebenso ist es ein entscheidender Aspekt, soziale Ressourcen zu erweitern. Bei an Demenz erkrankten Personen wird die häusliche Pflege häufig von Angehörigen übernommen. Auch diese Versorgungssituation gilt es zu optimieren - insbesondere auch, um pflegenden Angehörigen den Rücken freizuhalten.

Darüber hinaus ist es laut den Erkenntnissen des Pflegereports sinnvoll, die Möglichkeit des Ehrenamtes zu nutzen. Auf diese Weise kann ein erheblicher Teil der Zivilbevölkerung einen großen Beitrag leisten, die Steigerungsrate des Pflegenotstandes schon jetzt und in Zukunft aufzufangen. Dafür gelte es, bewusst finanzielle Anreize in Form von Budgetierungen zu schaffen. Auch ist es hilfreich, bei Erkrankungen im Rahmen der Rehabilitation für die Nachsorge Heil- und Hilfsmittel in ausreichender Versorgung zur Verfügung zu stellen. Zu diesem Zweck ist es wichtig, dass stationäre Reha-Einrichtungen mit Krankenhäusern und der hausärztlichen Versorgung optimal vernetzt werden. Durch die Vernetzung der verschiedenen Leistungsanbieter lässt sich sicherstellen, die erforderlichen Synergien zum Ausgleich des Pflegenotstandes zu schaffen.

Fazit

Berufsbilder wie das der Krankenschwester und vieler weiterer Pflegekräfte werden in Zukunft stärker denn je gefragt sein. Um eine optimale Ausbildung sicherzustellen, sind zielgerichtete Investitionen vonnöten. Das Mitwirken der Zivilbevölkerung und der Ausbau der ehrenamtlichen Tätigkeit sind gleichzeitig unabdingbar.

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