Grüner Jubel, rote Trauer Der Wahlabend im Barmer Rathaus
Wuppertal · NRW hat gewählt. Wuppertal auch. Im Barmer Rathaus hatten vor allem die Grünen Grund zum Jubel. Die drei direkt gewählten SPD-Kandidaten durften sich angesichts des historisch schlechtesten SPD-Ergebnis landesweit nur ganz persönlich freuen. Bei Wahlsieger CDU trübte das Aus für die schwarz-gelbe Landesregierung die Bilanz.
Nach Kommunal- und Bundestagswahlen ohne Publikum stieg am Sonntag (15. Mai 2022) erstmals wieder eine zentrale Wahlparty im Barmer Rathaus.Moderatorin Angela Wegener und Stadtdirektor Johannes Slawig bei seinem letzten Einsatz als Wahlleiter hatten dabei nur für die Grünen richtig gute Nachrichten.
Grüner Jubel im Rathaus
Schon die Reaktionen auf die Prognose machen deutlich: Es waren sehr viele Gäste aus dem Lager der Grünen im Rathaus – passend zu den enormen Zugewinnen der Partei. Im Lichthof jubelten nur die Bündnisgrünen, den anderen Parteien hatte es mehr oder weniger die Sprache verschlagen. Allen voran der FDP, die ein Wahldebakel erlebte und nur knapp die Fünf-Prozent-Hürde nahm. (Bilder:)
Schulz: „Wird kein Selbstläufer“
Bei den drei Direktkandidaten der Grünen herrschte vor allem Freude über das Ergebnis im Land – bei mehr als 12 Prozent Stimmen-Zugewinn kein Wunder. „Das ist fantastisch“, brachte es Eva-Miriam Fuchs auf den Punkt. Marc Schulz blickte bereits voraus auf mögliche Koalitions-Konstellationen. „Ich wünsche mir eine Regierung, die Klimaschutz nach vorne bringt und die Kommunen unterstützt. Das wird kein Selbstläufer.“ Denkbar sind eine schwarz-grüne Koalition oder eine Ampel wie in Berlin. Die Grünen haben dabei die Schlüsselrolle. Schulz, der als erster Grüner in NRW ein Direktmandat gewinnen wollte, war davon im Duell mit SPD-Newcomerin Dilek Engin allerdings sehr weit entfernt. Mit seinem persönlichen Ergebnis sei er „halbwegs“ zufrieden.
SPD: Zwiespältige Gefühle
Wahlkreis-Sieger Andreas Bialas fasste den Abend der gespaltenen Gefühle für die Sozialdemokraten so zusammen: „Je älter ich werde, umso zweifelnder werde ich. Aber die Prognosen waren gut, und sie haben sich bestätigt. Dank auch an meine Mitbewerber, es war ein guter und fairer Wahlkampf. Das Gesamtergebnis kann uns natürlich nicht freuen.“
Schneidewind: „Kein Vertrag ohne Altschulden-Lösung“
Wuppertals Oberbürgermeister Uwe Schneidewind kommentierte das Wahlergebnis so: „Es spricht ja alles für Schwarz-Grün, aber man muss sehen, wie man eine gute Annäherung hinkriegt. Ich bin gespannt, welche Angebote Hendrik Wüst den Grünen macht. Die kommunalen Altschulden müssen dabei ein zentrales Thema sein. Es kann keinen Koalitionsvertrag geben, in dem die Altschuldenfrage nicht geregelt ist.“
FDP: „Stimmung bescheiden“
FDP-Kandidatin Alexandra Trachte brachte die Gemütslage der FDP auf folgenden Nenner: „Die Stimmung ist bescheiden. Mit sieben oder acht Prozent haben wir schon gerechnet, aber nicht damit, dass wir noch zittern mussten.“ Der stellvertretende Landesvorsitzende Marcel Hafke zieht wieder über die Liste in den Landtag ein.
Auch Beucker drin
Mit AfD-Kandidat Hartmut Beucker zieht ein weiterer Wuppertaler über die Landesliste in den Landtag ein.
Ernüchternde Wahlbeteiligung
Auch der Wahl-Routinier Johannes Slawig hat keine spontane Erklärung für die drastisch gesunkene Wahlbeteiligung in Wuppertal: Die lag nur bei 50,9 Prozent – bei der letzten Landtagswahl waren es noch 62 Prozent.