Bergische Uni Der Starkregen und die Wissenschaft

Wuppertal · Wie wichtig eine enge und koordinierte Zusammenarbeit verschiedener gesellschaftlicher Akteurinnen und Akteuren ist, wird besonders bei Krisen- und Katastrophenlagen deutlich. So auch beim Starkregenereignis im Juli 2021 in der Stadt Wuppertal, bei dem die Feuerwehr in enger Zusammenarbeit mit Hilfsorganisationen und dem Technischen Hilfswerk (THW) eine Großschadenslage bewältigen musste.

 Ramian Fathi (wissenschaftlicher Mitarbeiter des Lehrstuhls für Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Objektsicherheit der BUW), Michael Schwarz (Abteilungsleiter der Ausbildungsabteilung und Pressestelle der Feuerwehr Wuppertal) und Marina Bier (wissenschaftliche Mitarbeiterin des Fachgebiets Sicherheitstechnik/Arbeitssicherheit der BUW).

Ramian Fathi (wissenschaftlicher Mitarbeiter des Lehrstuhls für Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Objektsicherheit der BUW), Michael Schwarz (Abteilungsleiter der Ausbildungsabteilung und Pressestelle der Feuerwehr Wuppertal) und Marina Bier (wissenschaftliche Mitarbeiterin des Fachgebiets Sicherheitstechnik/Arbeitssicherheit der BUW).

Foto: Bergische Uni

Ein wesentlicher Teil der Einsatzkräfte bestand dabei aus Ehrenamtlichen, die ihre Tatkraft, ihre Fähigkeiten und ihre beruflichen Erfahrungen für das Gemeinwohl unermüdlich eingesetzt haben. Sie zu koordinieren, dabei unterstützten unter anderem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Bergischen Universität Wuppertal.

Marina Bier und Ramian Fathi sind Alumni der Sicherheitstechnik und arbeiten in der Fakultät für Maschinenbau und Sicherheitstechnik an der Bergischen Universität. Sie unterstützten den operativ taktischen Stab der Feuerwehr Wuppertal mit ihrem Wissen aus der Forschung und trugen so ihren Teil in der Katastrophenhilfe bei: Ramian Fathi koordinierte als Leiter des sogenannten „Virtual Operations Support Team“ (VOST) des THW digitale Einsatzkräfte, die soziale Medien systematisch auswerteten und einsatzrelevante Informationen analysierten sowie an den Einsatzstab der Feuerwehr weiterleiteten. „Das Konzept von VOST wurde 2016 am Lehrstuhl für Bevölkerungsschutz, Katastrophenhilfe und Objektsicherheit mitentwickelt. Seitdem begleitet der Lehrstuhl diese Teams wissenschaftlich und erforscht im von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördertem Schwerpunktprogramm ,VGIscience‘ die Zusammenarbeit mit Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben“, erklärt Fathi.

Beim Starkregen in Wuppertal hätten die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer zahlreiche Falsch- und Desinformationen aufgedeckt, so der Wissenschaftler weiter, und frühzeitig die große und spontane Hilfsbereitschaft innerhalb der Wuppertaler Bevölkerung identifiziert. Mit dem Einsatz dieser sogenannten Spontanhelfenden beschäftigt sich Marina Bier bereits seit knapp zweieinhalb Jahren wissenschaftlich im Rahmen des Forschungsprojektes „WuKAS“. Nun bot sich für die Wissenschaftlerin die Möglichkeit, den gemeinsam mit Einsatzorganisationen entwickelten Leitfaden in der Praxis anzuwenden, wodurch der Bevölkerung eine Gelegenheit zum spontanen und gleichzeitig sicheren Helfen ermöglicht wurde.

„Personelle und technische Ressourcen sind in jeder Katastrophensituation Mangelware, insbesondere, wenn angrenzende Kommunen, wie in diesem Fall, selbst betroffen sind. Durch den integrativen Ansatz können freiwillige Helfende in die etablierten Strukturen der Gefahrenabwehr ad hoc und sicher eingebunden werden. Noch mitten in der Krisenbewältigung konnte so in Zusammenarbeit mit der Feuerwehr Wuppertal, dem THW VOST und dem THW Ortsverband Wuppertal eine Hilfsaktion auf dem THW-Gelände mit knapp 70 Freiwilligen, die mehr als 2.000 Sandsäcke innerhalb von vier Stunden füllten, erfolgreich durchgeführt werden“, berichtet Bier. Zusätzlich sei eine zentrale Anlaufstelle für Hilfsangebote und -gesuche geplant worden, welche in kürzester Zeit durch die Service-Hotline der Stadtverwaltungen Wuppertal, Remscheid und Solingen – das Bergische Service-Center – realisiert werden konnte.

„Ein solcher Wissenstransfer von aktuellen Forschungsergebnissen in die Praxis war nur dank einer vertrauensvollen und guten Zusammenarbeit verschiedener Organisationseinheiten und Behörden möglich, dessen Grundpfeiler bereits vor dem Ereignis durch fachlichen und interdisziplinären Austausch gelegt wurde“, fassen Ramian Fathi und Marina Bier zusammen. Durch die enge und koordinierte Zusammenarbeit über Organisationsgrenzen hinweg konnte das an der Bergischen Universität generierte Fachwissen unmittelbar in einer akuten Gefährdungslage integriert werden, „sodass die Universität als Teil der Stadtgesellschaft einen kleinen aber entscheidenden Teil zur Katastrophenbewältigung beitragen konnte“.

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