Interview mit Christian Sasse (DB) Bahnsperrung: Ersatzverkehr, Haltestellen, Gepäck

Wuppertal · Vom 22. Juni bis zum 4. August 2023 keine Züge zwischen Wuppertal und Düsseldorf: Sechs Wochen Bahnsperrung stehen wieder einmal vor der Tür. Das wirft viele Fragen auf, vor allem bei den Menschen, die in ihrem täglichen Leben oder gerade auch in der Urlaubszeit zwingend auf die Zugverbindungen angewiesen sind. Rundschau-Redakteurin Nina Bossy hat Fragen aus der Leserschaft gesammelt und sie Christian Sasse, dem Koordinator der Baustellenkommunikation NRW bei der Deutschen Bahn, gestellt.

Von Vohwinkel Richtung Düsseldorf fahren keine Züge.

Von Vohwinkel Richtung Düsseldorf fahren keine Züge.

Foto: Achim Otto

„Ich nutze die Bahn-App, um meinen Arbeitsweg zu organisieren. Tatsächlich stimmen die Angaben aber bisher nicht mit den veröffentlichten Informationen zur Sperrung überein. Werden die Angaben noch aktualisiert? Wie verlässlich informieren mich die App und auch die Ansagen an den Bahnhöfen?“

Sasse: „Für die Pflege der Daten sind die einzelnen Eisenbahnverkehrsunternehmen zuständig. DB Regio kümmert sich beispielsweise um die Daten der S 8, die Eurobahn arbeitet die Daten für ihre RE 13 ein. Inzwischen haben nahezu alle Unternehmen ihre Fahrplandaten aktualisiert. Es fehlen nur noch vereinzelte Infos, was aber in den nächsten Tagen abgeschlossen sein sollte. Reisende können sich übrigens nicht nur über bahn.de oder den DB Navigator informieren, sondern auch über zuginfo.nrw.“

„Bereits im letzten Jahr hatten sachkundige Einwohner im Ausschuss für Verkehr kritisiert, dass es nach dem Verlassen der A46 keine Möglichkeit zum Ausstieg aus den Expressbussen vor dem Hauptbahnhof gibt. Jetzt ist ein Zwischenstopp geplant, aber an der falschen Stelle. Sinnvoll wäre die Haltestelle Werstener Dorfstraße, nach Verlassen beziehungsweise vor Auffahrt auf die A46. Aber es soll am S-Bahnhof Oberbilk gehalten werden. Warum ist kein Zwischenhalt an der Werstener Dorfstraße geplant?“

Sasse: „Die Werstener Straße ist nur auf den ersten Blick die naheliegende Lösung. Bei einer Sperrung oder Stau auf der A46 müssten die Busse die Autobahn eine Abfahrt vorher verlassen. Das würde aber den Fahrplan durcheinanderwirbeln und unsere Kundinnen und Kunden hätten weniger Planungssicherheit. Daher haben wir diese Idee bereits bei der SEV-Planung im Jahr 2017 verworfen.“

Christian Sasse ist Koordinator der Baustellenkommunikation NRW bei der Deutschen Bahn.

Christian Sasse ist Koordinator der Baustellenkommunikation NRW bei der Deutschen Bahn.

Foto: Deutsche Bahn AG

„Wir fliegen in den Urlaub und müssen um 4.30 Uhr am Düsseldorfer Flughafen sein. Wie verlässlich fährt der Schienenersatzverkehr? Wie viel zusätzliche Zeit müssen wir einplanen? Und werden wir mit unserem Urlaubsgepäck auch genug Platz haben?“

Sasse: „Auch der Schienenersatzverkehr hat einen festen Fahrplan. Die Fahrzeiten sind im Vorfeld durch Testfahrten geprüft worden. So haben wir einen Überblick über Wartezeiten an Ampeln oder Vorfahrtsstraßen erhalten. Auf dieser Basis sind die Abfahrts- und Ankunftszeiten entstanden. Reisende können die Fahrzeiten der SEV-Busse und die geänderten Fahrpläne in den Reiseauskunftsmedien nachsehen. Wer viel Gepäck dabei hat, sucht am besten den Mehrzweckbereich des Busses auf. Dort ist ausreichend Platz für Taschen und Koffer.“

„Im vergangenen Jahr war nicht ersichtlich, wo der Ersatzverkehr genau abfährt. Wo befinden sich die Haltestellen in diesem Jahr – an den Hauptbahnhöfen und auch in Vohwinkel?“

Sasse: „Großbaustellen kündigen wir grundsätzlich prominent an. Das heißt, dass wir einige Wochen vorher 300 Ankündigungsplakate an den Bahnhöfen aufhängen. Rund 40 Spannbanner an Treppengeländern machen auf die Baustelle aufmerksam. Während der Sperrung haben wir Schilder und Footsteps im Einsatz. Wer den Fußabdrücken folgt, gelangt sicher zur SEV-Haltestelle. Wir wissen auch, dass sich insbesondere in den ersten Tagen einer Baustelle die Wege einspielen müssen. Daher haben wir an den wichtigen Umsteigebahnhöfen zusätzliches Personal im Einsatz, um Reisende bei der Orientierung zu unterstützen.“

„Ich fahre täglich mit der S8 von Vohwinkel nach Erkrath. Werden auch die Strecken aus Wuppertaler Richtung nach Mettmann nicht fahren? Und wenn ja, wieso?“

Sasse: „Die S-Bahn-Linie S 28 fällt nur zwischen Düsseldorf Hauptbahnhof und Mettmann Stadtwald aus. Zwischen Wuppertal und Mettmann fährt die S 28 weiterhin. Ähnlich verhält es sich bei der S 8: Die Züge fallen nur zwischen Düsseldorf Hauptbahnhof und Wuppertal-Vohwinkel aus. Von Vohwinkel aus können Reisende weiterhin alle Halte bis nach Hagen ansteuern.“

Viele Pendler fahren nur einen Teil ihres Arbeitswegs mit dem Zug. Wie sieht die Situation für Fahrradfahrer in den Bussen aus? Wird der Platz im Schienenersatzverkehr inklusive Räder gedacht?

Sasse: „Grundsätzlich können Reisende ihr Fahrrad in die Ersatzbusse mitnehmen. Allerdings sind die Kapazitäten dort begrenzt. Im Mehrzweckbereich der Busse können maximal ein bis zwei Fahrräder mitgenommen werden. Hier gilt aber: Bitte Rücksicht auf andere nehmen. Und bitte auch nicht vergessen: Rollstühle und Kinderwagen haben immer Vorrang vor Fahrrädern.“

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