Im Interview: Kurrende-Leiter Dietrich Modersohn Auch Muslime willkommen

Die Kurrende ist seit exakt neun Jahrzehnten ein musikalisches Aushängeschild Wuppertals. Mit dem musikalischen Leiter Dietrich Modersohn sprach Rundschau-Redaktionsleiter (und Ex-Kurrendaner) Hendrik Walder.

Die Kurrende ist in diesem Jahr 90 alt geworden. Kommt der Knabenchor in die Jahre?

Überhaupt nicht. Wir haben 80 Sänger im Konzertchor, dazu noch 50 in der Singschule und 40 vier- bis sechsjährige Jungen und Mädchen in der musikalischen Früherziehung, und sind damit nach wie vor ganz schön jung aufgestellt.

Das heißt, es gibt auch keine Nachwuchssorgen?

Doch, die hat ein Knabenchor immer. Das ist ja auch logisch, wenn jedes Jahr einige Jungen wegen des Stimmbruchs ausscheiden. Von daher benötigen wir alljährlich mindestens 25 neue Anfänger.

Die kamen früher traditionell gerne aus den Familien von ehemaligen Kurrendanern.

Das reicht längst nicht mehr. Deshalb bieten wir regelmäßig Castings und Schnupperkurse an, geben Unterrichtsstunden in Grundschulen und betreuen "Chorklassen", um Talente zu sichten und für die Chorarbeit zu begeistern.

Inzwischen haben viele Kinder einen Migrationshintergrund. Gelingt es Ihnen, auch dort Nachwuchs zu finden?

Gelegentlich ja, vor allem bei ursprünglich aus Polen oder Russland stammenden Familien. Wir würden auch Kinder mit muslimischem Hintergrund aufnehmen, aber von da gab es bisher noch keine Anfragen.

Sie haben vor zweieinhalb Jahren die Nachfolge von Martin Lehmann angetreten, der überraschend zur renommierter Windsbacher Kantorei wechselte. Setzen Sie andere Schwerpunkte?

Nun gut, der Eindruck könnte entstehen. Wir haben in diesem Jahr oft mit "Partnern", sprich Orchestern oder anderen Chören, zusammen konzertiert. Das war aber auch ein wenig dem "Jubiläumsjahr" geschuldet, das wir mit befreundeten Ensembles gemeinsam feiern wollten. Grundsätzlich ist der unbegleitete A-capella-Gesang aber weiterhin unsere Basis.

Mit dem bekannten Repertoire der Alten Meister?

Die sind natürlich gesetzt, es ist ja auch großartige Musik. Aber ich bin durchaus ein Freund moderner Klänge. Im nächsten Jahr steht beispielsweise wieder mal die Uraufführung einer Auftragskomposition an.

Das Programm der jetzt anstehenden Quempas-Konzerte...

...ist jedoch ein traditionell geprägtes, das wunderbar in die besinnliche Vorweihnachtszeit passt.

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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