Ungewollt glorifiziert

Betr.: "Amokfahrt kommt vor Gericht", Rundschau vom 4. November

Die Berichterstattung über eine Amokfahrt in unserer Stadt — bei der es nur dem glücklichen Zufall zu verdanken ist, dass diese ohne Verletzte und Todesopfer abging — gleicht stellenweise der Reportage von einem Motorsportereignis. Dazu dieses Zitat: "...verlor er (...) die Kontrolle über den Boliden." Auch wird die Amokfahrt an zwei Stellen ausdrücklich mit einem "Action-Film" beziehungsweise mit einem "Hollywood-Drehbuch" verglichen.

Hierdurch wird eine verbrecherisch-verantwortungslose Straftat in unerträglicher Weise verharmlost und — wenn auch ungewollt — glorifiziert, indem der Straftäter gedanklich in eine Reihe mit Action-Star Bruce Willis und Formel1-Weltmeister Sebastian Vettel gestellt wird.

Dies führt zur Verniedlichung solcher Straftaten in unserer autobesessenen Gesellschaft, was sich unter anderem in lächerlich niedrigen Strafmaßen niederschlägt — und fördert unterschwellig Nachahmertum.

Ein öffentliches Medium wie die Wuppertaler Rundschau muss im Bewusstsein seiner gesellschaftlichen Verantwortung über Ereignisse wie das oben Genannte mit der angebrachten Ernsthaftigkeit berichten.

Thomas Bartel, Holunderweg

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
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