Grenzen durchs Ehebett

Betr.: „Nach Toreschluss“, Aussprache von Mählersbeck Co.

Was ein westfälischer Dialekt sein soll, macht mich ratlos. Dafür sind Sauerland, der Raum Münster oder Ostwestfalen auch sprachlich zu divers, als dass man ganz Westfalen einen einzigen Dialekt zuordnen könnte. Zumal sprachliche und politische Grenzen nicht identisch sind.

Im Mittelalter verlief die Grenze zwischen Rheinland (was auch immer das war) und Westfalen (was auch immer das war) durch so manches Oberbarmer Ehebett. Ob die Kinder aus solchen Ehen dann Rheinisch oder Westfälisch, falls es diese Dialekte dann doch geben sollte, gesprochen haben oder sich daraus quasi das Barmer Platt entwickelt hat, wäre sicherlich eine interessante Forschungsausgabe.

Ich finde es immer wieder interessant, wie eine Rechtschreibreform, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts festgelegt wurde und in der dann erstmals verbindlich Laute bestimmten Buchstabenkombinationen zugeordnet wurden, auf ältere Namen, zumal Ortsnamen, angewendet wird. Schaut man in die märkischen mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Quellen, sieht man das Wort „Beck“ in den wunderbarsten Formen: beck, beeck, beek ...

Es gibt sogar das Gerücht, der deutsche Dichterfürst Johann Wolfgang selber habe seinen Nachnamen je nach Gusto mal Goethe, mal Göthe, mal Götte oder Goette geschrieben. Wenn der es schon nicht eindeutig machte, warum also verwirrt sein?

Et is, wie et is und das ist gut so. Aber vielleicht noch ein Hinweis, um die Verwirrung komplett zu machen: Von den Höfen der Mählersbeck/Junkersbeck (langes „e“) stammt die in Barmen nicht ganz unbekannte und für viele Jahrhunderte prägende Familie Beckmann (kurzes „e“).

Heiko Schnickmann

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