Gegen Expertokratie

Betr.: Seilbahn / Interview mit Professor Hans J. Lietzmann

Lieber Herr Lietzmann,

es verwundert mich, dass für Sie ein Plebiszit, ein Volksbeschluss, keine Bürgerbeteiligung ist. Sie begründen das damit, dass bei einer Bürgerbeteiligung man „sich sachkundig macht, die Vor- und Nachteile abwägt und Betroffenheiten mit einbezieht“. Das, so Ihre implizierte Unterstellung, haben die teilnehmenden Bürger an der Schwebebahnabstimmung nicht getan. Zudem seien Bürger „mit einer fragwürdigen Kampagne aufgeheizt“ worden.

Für mich schwingt durch, dass Sie die Menschen wohl als „Plebs“ sehen – als „niederes Volk“. Es mag sein, dass Sie sich nicht vorstellen können, dass es sachlich begründete Nein-Stimmen nach Abwägung von Vor- und Nachteilen und Einbezug von Betroffenheit gab. In jedem Fall zeigt die Umfrage, dass dasvon Ihnen erdachte System der Bürgerbeteiligung bei hohen Kosten zu Ergebnissen führt, die eine Streitfrage keineswegs mehrheitsfähig beantworten. Ich ziehe die Demokratie der Expertokratie oder Technokratie vor. Darum ist ein Plebiszit für mich auch eine Bürgerbeteiligung.

Georg Weber

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