Betr.: Neuer Döppersberg

Das "Döppersberg-Journal" 2/2014 trägt eine Kopfzeile, die besagt, dass "wir uns freuen". Auf Seite 2 sind die denkmalgeschützte Fassade und große Teile des neuen Bahnhofsvorplatzes zu sehen. Allerdings — der Investorenkubus fehlt.

Bewusste Fehlinformation?

Inzwischen ist das geplante Gebäude, das die ehrwürdige alte Fassade des Hauptbahnhofes zu erschlagen droht, mehrfach in Animationen dargestellt worden. Seine überdimensionierte Hässlichkeit mag als individuelle Geschmackssache von "befangener" Seite abgetan werden, sie sollte allerdings die Wuppertaler Architekten und — vor allem — die Fakultät Architektur und Bauwesen unserer Universität als Experten herausfordern, angemessenere Vorschläge zu unterbreiten, die auch die Sichtachse auf die Bahnhofsfassade im Bezug auf die Ästhetik berücksichtigen. Leider schweigen die Fachleute zu dem "braunen Bunker", wie der Kubus wohl demnächst im Volksmund heißen wird. Ein solches Bau-Monstrum hat Wuppertal nicht verdient.

Eine zweite Problematik besteht darin, dass das Gebäude hauptsächlich von einer Billigtextilhandelskette angemietet werden soll. Kommunalpolitiker, die ansonsten das Soziale in den Fokus zu rücken pflegen, scheint es offensichtlich völlig gleichgültig zu sein, wie, wo und unter welchen Voraussetzungen die Verkaufsprodukte der "Primark"-Kette hergestellt werden. Reicht es nicht, dass in vielen Ländern Asiens die Arbeitskräfte mit Hungerlöhnen abgespeist werden und in Fabriken arbeiten müssen, für die eine angemessene Arbeitssicherheit faktisch unbekannt ist?

Das kommunalpolitische Engagement erschöpft sich bei dem Projekt offensichtlich lediglich darin, darüber zu klagen, dass beim Scheitern der Kubus-Investition eine riesige Freifläche entstehen würde. Wuppertal sollte die textile Wegwerfgesellschaft nicht fördern. "Alternativlosigkeit" ist eine faule, dümmliche Ausrede. Sie fällt auf ihre Urheber zurück. Auch das hat unsere Stadt nicht verdient.

Armin Overbeck, Wuppertal

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