An den Rand gedrängt

Betr.: Döppersberg · "Döppersberg — Impulse für Wuppertal" heißt der Werbespruch. Welche Impulse setzt die aktuelle Planung?

Optisch: Wenn man den Film auf der Webseite betrachtet, handelt es sich um einen reinen Werbefilm für das Investorengebäude, das nicht, wie der Noch-Oberbürgermeister sagt, "moderne Architektur, die sich vom historischen Hauptbahnhof abhebt" bietet, sondern das Bahnhofgebäude und die Bahndirektion an den Rand drängt und mit seiner schieren Größe völlig erschlägt. Eine ursprünglich versprochene Sichtachse wird zu einem Blick zwischen anderen Gebäuden. Freie Sicht auf das historische Ensemble gibt es nur noch aus der Luft.

Wirtschaftlich: Die Arbeitsplätze, die angeblich entstehen, sind größtenteils im Niedriglohnsektor angesiedelt. Wie Erfahrungen aus etlichen anderen Städten zeigen, fallen im innerstädtischen Einzelhandel Arbeitsplätze in ähnlicher Größenordnung weg, da eben entgegen den Versprechungen nur sehr begrenzt Kunden von außerhalb angelockt werden. Hören wir endlich auf mit dem Wettbewerb, Kunden aus den Nachbarstädten zu locken, die wie wir immer mehr auf immer dieselben großen Namen setzen und der lokalen Vielfalt den Garaus machen.

Sozial: Das Einzige, was den regierenden Parteien und dem OB zur Attraktivitätssteigerung Wuppertals einfällt, sind immer neue Einkaufs"paradiese" (Stichwort Kolk), während Kultur kaputtgespart wird.

Die Bürger haben bei der Trasse, beim Mirker Freibad, im Wandelgarten, bei den Theaterprojekten "von unten" und bei vielen anderen Initiativen gezeigt, dass es ihnen um Kultur und Miteinander geht.

Jonas Seiler, Vogelsaue

(Rundschau Verlagsgesellschaft)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort