Skulpturenpark Zuhören und Tee trinken

Wuppertal · Zu England gehört sie wie Big Ben, der Buckingham Palace oder Fish & Chips: die Teatime beziehungsweise der Afternoon Tea. In Anlehnung an diese schöne britische Tradition laden das Literaturhaus und der Skulpturenpark nun bereits zum vierten Mal zur "Literarischen Teezeit" ins Café Podest ein.

 Anne Linsel ist Gründerin und Vorsitzende des Vereins Literaturhaus Wuppertal.

Anne Linsel ist Gründerin und Vorsitzende des Vereins Literaturhaus Wuppertal.

Foto: Barbara Kaufmann

Magisch fallen die letzten Lichtstrahlen des Tages durch die Glasfenster. Draußen treibt der Herbstwind die bunten Blätter vor sich her. Rot und golden wirbelt er sie durch die Luft, während im Café Podest der heiße Tee in den Tassen dampft. Dazu gibt es herzhafte Sandwiches und ausgewähltes Gebäck — eben ganz stilecht wie bei einer britischen Teezeit. In dieser ebenso gemütlichen wie anregenden Atmosphäre findet sie statt, die "Literarische Teezeit".
An vier Freitagen im November, jeweils um 16.30 Uhr, werden hier "herausragende Schauspieler" unter dem Titel "Vier Erzähler — zwei Jahrhunderte" Texte von Nikolai Ljesskow, Marie Luise Kaschnitz, Joyce Carol Oates und B. Traven vorstellen. "Wir wollten einfach dieses schöne Ambiente auch für uns und die Literatur nutzen", sagt Anne Linsel, Gründerin und Vorsitzende des Vereins "Literaturhaus Wuppertal".

Los geht's am 3. November mit dem russischen Schriftsteller Nikolai Ljesskow. Bernt Hahn, für Linsel "einer der besten Sprecher Deutschlands", wird aus der satirischen Erzählung "Das Perlenhalsband" lesen. Was als harmloses Treffen mit einem Gespräch über Literatur beginnt, endet in einem Ehescharmützel. Am 10. November, wird es ein Wiedersehen mit der beliebten Schauspielerin Julia Wolff geben. Nach einem schweren Unfall kehrt sie nicht nur zurück auf die Bühne des Theaters, sondern auch ins Café Podest, wo sie aus "Schiffsgeschichte" von Marie Luise Kaschnitz lesen wird. Erzählt wird von der Schiffsreise der 40-jährigen Viola, die unter keinem guten Stern steht ...

Mit Barbara Nüsse kommt am 17. November "eine der bekanntesten Schauspielerinnen ihrer Generation" zur "Teezeit", um aus der Erzählung "Hochwasser" der Amerikanerin Joyce Carol Oates zu lesen. "Wir sind zusammen zur Schule gegangen", berichtet Anne Linsel. Um einen geheimnisvollen Autoren geht es schließlich am 24. November. B. Traven ist das Pseudonym eines deutschen Schriftstellers, dessen echter Name, Geburtsdatum und -ort unter Literaturwissenschaftlern umstritten sind. Sein Roman "Die Baumwollpflücker" erschien 1925 zunächst in der Zeitung "Vorwärts". Der bekannte Wuppertaler Sprecher und Schauspieler Olaf Reitz wird aus dem Mexiko-Roman lesen und den Zuhörern die Geschichte des arbeitslosen Vagabunden Gales näher bringen, der das Leben auf der Straße lernt.

Gelesen wird in diesem Herbst aber nicht nur im Skulpturenpark, sondern auch im Literaturhaus (Friedrich-Engels-Allee 83) selbst. Der Verein, der sich vor 20 Jahren gegründet und sein Domizil seit 2000 am Haspel hat, wird seinen Geburtstag im kommenden Jahr feiern. "Als wir damals mit Leseabenden begonnen haben, fand so etwas in Wuppertal kaum statt", erinnert sich Anne Linsel. "Heute gibt es das überall, und ich finde es wunderbar. Da haben wir ein Stück Pionierarbeit geleistet."
Der "Deutsche Herbst" 1977 steht im Fokus des Abends am 9. November. Der Wuppertaler Schriftsteller Michael Zeller wird aus seinem Roman "Follens Erbe" lesen. Zeller hat darin persönliche Erfahrungen als Dozent an einer deutschen Uni verarbeitet.

Der 20. November steht ganz im Zeichen des 80. Geburtstags des Wuppertaler Schriftstellers Wolf von Wedel. Der Philosoph Andreas Steffens wagt am 6. Dezember einen "Versuch über Unglück", und der Lehrer Arne Ulbricht nimmt die Besucher am 14. Dezember mit in die "Schule des Lebens". Beginn dieser Abende ist jeweils um 19.30 Uhr.

Mehr Infos gibt es auf: literaturhaus-wuppertal.de. Der Eintritt zur Teezeit (inklusive Tee, Sandwiches und Gebäck) kostet 15 Euro. Um eine Anmeldung unter Telefon 47 89 81 20 oder mail@skulpturenpark-waldfrieden.de wird gebeten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort