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"Land des Lächelns" im Opernhaus: Tolle Musik mit großen Bildern

"Land des Lächelns" im Opernhaus : Tolle Musik mit großen Bildern

"Dein ist mein ganzes Herz": Franz Léhars Operette "Land des Lächelns" hatte im Opernhaus (s)eine starke Premiere.

Das ist doch glatt gelogen: "Doch wie‘s da drin aussieht, geht niemand was an", singt der chinesische Prinz Sou-Chong. Dabei weiß alles Operettenpublikum der Welt nur allzu genau, wie es im Herzen des traurigen Tenors aussieht, der seine angebetete Lisa freigeben muss, weil Liebe über die Kulturgrenzen hinweg eben doch nicht so einfach möglich ist. Hat er doch eben noch — vergeblich — den größten, kitschigsten, schönsten Schmachtfetzen der Operettenliteratur gesungen: "Dein ist mein ganzes Herz. Wo Du nicht bist, kann ich nicht sein." Wohl dem Opernhaus, das einen geeigneten Tenor dafür hat — wie die Wuppertaler Bühnen mit Sangmin Jeon.

Der junge Koreaner, der gerade noch einen imposanten "Werther" gesungen hat, besitzt große Stimmfülle und eine sichere, strahlende (mitunter unnötig forcierte) Höhe, gestaltet die Partie dazu angemessen differenziert. Auch wenn noch ein Quäntchen Schmelz fehlt, um die Stimme operettengemäß zu veredeln, ist das ein starker Auftritt. Und als Partnerin steigert sich Ralitsa Ralinova nach etwas zaghaftem, mädchenhaftem Beginn (was ja im Grunde zur sehr jungen Gräfin Lisa passt) mehr und mehr zu einem groß auftrumpfenden Ton, denn natürlich will die Operette auch ihre Diva haben.

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Die "leichte" Frauenpartie ist bei der glasklar jubilierenden Nina Koufochristo als Prinzenschwester Mi bestens aufgehoben. Ihr männliches Pendant, der Graf Gustav, ist mit dem (tadellos singenden) Mark Bowman-Hester allerdings sehr leichtgewichtig besetzt. Hinzu kommt noch Sebastian Campione als stimmlich ungemein präsenter Onkel Tschang — eine ausgezeichnete Ensemble-Leistung.

Der vielleicht noch größere Clou ist das Dirigat des famosen Kapellmeisters Johannes Pell, der nicht nur die Ruhe weg hat, wenn der Tenor mal wieder auf seinem eigenen Tempo besteht, sondern vor allem die oft unterschätzte Musik von Franz Léhar ins rechte Licht rückt. Die besteht eben nicht nur aus wirkungsvollen Arien und Duetten, sondern ist aufregend modern, nicht nur in der Instrumentation.

Pell dirigiert die "chinesischen" Passagen nicht als parfümierten Exotismus, sondern mit fast experimenteller Schärfe, ohne die "wienerischen" Elemente zu vernachlässigen. Das befreit das Werk ein gutes Stück aus der verkitschten Herz-Schmerz-Aura und gibt ihm eigenes Gewicht, und genug Operettenseligkeit bleibt auf jeden Fall.

Nun wüsste man aber doch gerne, wie es in Lisas Herzen aussieht, wenn sie Sou-Chong verlässt und nach Wien zurückkehrt. Diese Leerstelle ist der dramaturgische Schwachpunkt der Operette, und auch die durch und durch konventionelle Regie von Guy Montavon (in Kooperation mit den Theatern in Erfurt und Hong Kong entstanden) gibt keine überzeugende Antwort.

Da deutet sich an, dass der hoffnungsvolle Graf Gustav, so eine Art Sandkastenliebe von Lisa, wohl nicht der Richtige sein wird. Aber die opulente Ausstattung von Hsiu-Chin Tsai, die originalgetreu ein traditionelles China-Bild vermitteln möchte, kommt nicht um das Problem herum, dass vor lauter tollen Kostümen die Figuren darunter kaum noch sichtbar sind.

Man kann sich leichter an den Bildern und der Musik berauschen als am Ende wirklich mitfühlen. Was in der Operette ja auch nicht das Schlechteste ist.