Ehemaliger künstlerischer Leiter erhält Hausverbot Streit zwischen Leo-Theater und Hamer eskaliert

Wuppertal / Ennepetal · Das 2013 von Wuppertal nach Ennepetal gezogene "Leo-Theater" hat sich nach eigenen Angaben von Thorsten Hamer getrennt. Ein Anwalt des Hauses teilte dem ehemaligen künstlerischen Leiter mit, dass mit sofortiger Wirkung jegliche Form der Zusammenarbeit beendet sei.

 Thorsten Hamer als "Willi Winzig".

Thorsten Hamer als "Willi Winzig".

Foto: Leo-Theater

"Wir sehen uns zu diesem Schritt gezwungen, um weiteren Schaden vom Theater, aber auch von der Theaterleitung fern zu halten", so Andreas Winkelsträter von der Theaterleitung. "Das Vertrauensverhältnis ist komplett zerrüttet. Wir haben ihm zudem Hausverbot erteilt."

Hermann Luce, Chef des "Leo-Theaters": "Wir stehen fassungslos vor den Vorkommnissen der letzten Wochen und können das alles nicht mehr nachvollziehen. Wir sind schier entsetzt, aber auch menschlich sehr enttäuscht." Die einstimmige Entscheidung habe zur Folge, dass Hamer ab sofort weder in beratender Funktion für das Theater in Ennepetal tätig ist, noch dass er für Gastspiele verpflichtet werde.

Die Hintergründe schildet das Theater in einer Pressemitteilung so:

,Thorsten Hamer hatte dem Leo Theater per Facebook über eine Bekannte einen Auftritt am Montag, 11. Januar, 20 Uhr, erst gut 20 Minuten vor der Vorstellung abgesagt. Die Begründung: Er sei krank, sei in Wien und könne nicht fliegen. ,Durch die so kurzfristige Absage haben wir unseren über 50 Gästen keine Alternative bieten können', sagt Andreas Winkelsträter weiter. Was die Verantwortlichen des Leo Theaters dann jedoch aus zuverlässiger Quelle erfahren haben, war einer der Gründe für die sofortige Trennung: Schon Tage vor dem abgesagten Auftritt hatte Hamer im Weyher Theater verkündet, dass er in Ennepetal an diesem besagten Montag nicht spielen müsse, da es eine Zweibesetzung gebe. ,Darüber waren wir geschockt und fassungslos, denn eine Zweitbesetzung gibt es nicht‘, erklärte Marc Neumeister, Künstlerischer Leiter. ,Zumal Thorsten Hamer bei meinem Dienstantritt im Juni 2015 noch gesagt hatte, dass das Leo sein Baby sei. Daran hänge er mit Herzblut und daran werde sich auch nie etwas ändern‘, sagt Hermann Luce.

Durch diesen Vorfall alarmiert hat die Theaterleitung weitere Nachforschungen angestellt. So sollte Thorsten Hamer am Montag, 25. Januar, 20 Uhr, bei ,Willi Winzig‘ vor 220 Besuchern in Ennepetal spielen — eine Vorstellung, die er als Künstlerischer Leiter im Oktober 2015 auf den Spielplan gesetzt hatte. Zeitgleich findet aber auch eine Vorstellung mit Hamer in Weyhe statt. Nachdem das Weyher Theater schriftlich bestätigt hat, dass Thorsten Hamer dort am 25. Januar, 20 Uhr, auf der Bühne stehen wird, musste die Theaterleitung erneut handeln. Seit Donnerstag musste nun ,Willi Winzig' abgesagt werden. ,Wir wollten und haben alle Gäste persönlich informieren', erklärt Hermann Luce.

Aufgrund der geschilderten Vorfälle sah sich die Theaterleitung gezwungen, die Reißleine zu ziehen. Die Angelegenheit hat Dimensionen angenommen, die sich die Leo Verantwortlichen nie haben vorstellen können. ,Uns fehlen einfach die Worte, mit denen man ein solches Verhalten beschreiben kann', so Luce und Winkelsträter unisono. ,Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir Ihnen weitere Einzelheiten mit dem Hinweis auf das schwebende Verfahren zum jetzigen Zeitpunkt nicht nennen können. Sie können sicher sein, dass wir Sie unverzüglich informieren werden, wenn wir das können und dürfen.'

Vor dem Hintergrund dieser Ereignisse ist die Theaterleitung sehr stolz, der Öffentlichkeit heute den neuen, abwechslungsreichen und interessanten Spielplan für die Monate Februar bis April 2016 vorstellen zu können. Aufgrund der geschilderten Vorkommnisse, musste er komplett überarbeitet werden. ,Wir sind sehr froh darüber, dass wir uns die Rechte für alle Stücke sichern konnten, die wir derzeit spielen und in den nächsten Monaten spielen werden', sagte An­dreas Winkelsträter. Man sei nicht nur spielfähig, sondern biete den Besuchern u.a. eine tolle Mischung aus mitreißenden Komödien, einem Krimi, einem Musical sowie einem Weltstar Donovan.

Trotz dieser Hiobsbotschaften: ,Das Leo Theater lebt. Und wir werden alles Erdenkliche tun, damit es auch eine Zukunft hat', betonen Hermann Luce, Marc Neumeister und Andreas Winkelsträter, die Theaterleitung des Ennepetaler Theaters. Der erste Schritt hierzu ist getan: ,Vor Ihnen liegt der Spielplan für die Monate Februar bis April 2016 und es ist ein Spielplan, wie man ihn aus dem Leo kennt: Abwechslungsreich und bunt, anspruchsvoll und spannend', erklärt Marc Neumeister, Künstlerischer Leiter des Leo Theaters. Man habe in der Vergangenheit immer betont, dass ,The Next Generation' am Start ist. Und das zeige der Spielplan auch. Ein Beispiel: ,Loriot II'. Das runderneuerte Programm ist dabei, einige Rekorde zu brechen. Zuletzt waren es über 170 Besucher bei der Vorstellung mit Frühstückbüffet, am jetzt kommenden Sonntag sind es über 180, die zu Kaffee und Kuchen ins Leo kommen. Keine Frage also, dass man Loriot weiter aufführen wird. In diesem Fall habe man sich sogar längerfristig die Rechte sichern können.

,Unsere Schauspieler haben ihre eigenen Fans, etwa Marc Neumeister, Petra Reimann, Frank Paßmann, Marika Kotulla, Robin Schmale oder auch Karin Schwarz', freut sich Hermann Luce. Das Publikum frage mittlerweile gezielt nach den Namen. Und mit Anke Windgassen, Lars Dickel oder auch André Bornhöft stehen ,Neue' auf der Bühne, denen man das ebenfalls zutraue. ,So ist mir vor der Zukunft nicht bange.' Es seien alles Kolleginnen und Kollegen, die aus Ennepetal, Schwelm oder Gevelsberg kommen, hier leben und arbeiten, sieht man mal von Lars Dickel (Köln) ab. Oder wie bei Karin Schwarz, die in Ennepetal geboren ist. Da stehe dann die Publikumsnähe auf der einen Seite, Qualität auf der Bühne auf der anderen Seite."

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