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Goethes Klassiker in Wuppertal in neuem Licht

Goethes Klassiker in neuem Licht : Faust „staubfrei“ – volle Kraft voraus!

Goethes Mega-Klassiker – der erste Teil plus ein bisschen Teil 2 – in nur 110 Minuten ohne Pause: Das Wuppertaler Schauspiel serviert im Theater am Engelsgarten eine streckenweise atemberaubende Power-Performance.

Regisseur Nicolas Charaux, der schon mit „Romeo und Julia“ eine großartige Shakespeare-Interpretation auf die Bühne des Opernhauses gebracht hatte, erweist sich auch jetzt, wo die große Bühne wegen des Hochwassers nicht funktioniert, als ein Großer: Das im Vergleich winzige Theater am Engelsgarten wird für diesen „Faust“, der den Erfordernissen entsprechend „umgebaut“ werden musste, als ideal.

Mit körperlich präsenter Hochgeschwindigkeit und hautnaher Intensität fokussiert das sechsköpfige Ensemble die vielleicht deutscheste Tragödie auf einen mehrgliedrigen, aber nie zerfasernden Handlungsstrang. Der macht es auch Menschen möglich, mit dabei zu sein, für die die Geschichte vom Zu-viel-Denkenden-und-Wollenden, der einen Pakt mit dem Teufel schließt, ein Buch mit sieben Siegeln ist. Die Rollen wechseln, die Geschlechter auch, komplexe Zusammenhänge werden einfach und auf den Punkt erklärt.

Die heutige Gegenwart spielt immer wieder mit, Lacher gibt es etliche – und eine ganze Reihe außergewöhnlicher Ideen: Beispielsweise die komplette Faust-und-Gretchen-Story quasi hinterm Vorhang mit zwei Synchronsprecherinnen (herausragend: Julia Meier und Maditha Dölle) zu präsentieren, ist schlicht und ergreifend ein großer Wurf.

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Bühne und Kostüme (Pia Maria Hackert) gehen intensive Verbindungen ein – und die Kleidung des Ensembles spannt einen Riesenbogen vom 18. Jahrhundert bis in die grelle Jetzt-Zeit. Mit Songs und Sounds wird nicht gegeizt: Auch hier gibt’s alle Regenbogenfarben vom klebrig-gefühligen Faust-und-Gretchen-Liebeslied bis hin zum ohrenbetäubenden Hardcore-Techno.

Konstantin Rickert, Thomas Braus, Julia Meier, Kevin Wilke, Maditha Dölle und Stefan Walz, die alle miteinander auf Augenhöhe und hohem Niveau unterwegs sind, halten die Spannung durchgängig, harmonieren ganz wunderbar. Selbst im zweiten „Faust“-Teil, der ja als – gelinde gesagt – wenig zugänglich und ziemlich zäh gilt, schaffen sie es, die Gefahr des Absackens der Drehzahlkurve zu bannen.

Zum Schluss trifft man sich zum makaberen Tanz auf dem Vulkan mit Brandbildern als Videosequenz.

Solch einen „Faust“, aus dem aller Staub herausgeblasen wurde, habe ich noch nie gesehen. Unbedingt reingehen!

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