Nach Toreschluss - die Wochenendsatire Schwatten Freitach

Wuppertal · Voriges Jahr hat noch kein Mensch von ihm geredet, aber dieses Jahr macht er alle bekloppt. Ich meine jetzt nicht Friedrich Merz, sondern den Black Friday. Am Namen kann man schon erkennen, dass es sich um eine Erfindung aus den USA handelt.

 Roderich Trapp.

Roderich Trapp.

Foto: Bettina Osswald

Wäre es eine aus Elberfeld, würde man ja "schwatten Freitach" sagen.

Der Black Friday hängt bei den Amerikanern mit Thanksgiving zusammen. Von Thanksgiving selbst haben sie möglicherweise schon gehört: Das ist der Donnerstag im November, vor dem in den USA alle Truthähne zittern, weil da traditionell ungefähr 45 Millionen von ihnen in den Ofen kommen, um anschließend bei einer großen Familienfeier verspeist zu werden. Ein Truthahn — auf Englisch Turkey — ist übrigens dasselbe wie eine Pute. Er wurde zum Nationalgericht, weil der Präsident ja auch so einen puterroten Kopf hat.

Black Friday ist dann einen Tag nach Thanksgiving. Ob er so heißt, weil sehr viele der Truthähne im Ofen anbrennen, weiß ich nicht. Fakt ist aber, dass die meisten Amis da Brückentag haben und dann wie die wilden Würste die ersten Weihnachtseinkäufe tätigen, zu denen sie mit Sonderangeboten motiviert werden. Danach ist dann ähnlich viel Geld weg wie beim berühmten schwarzen Freitag 1929 an der New Yorker Börse.

Nun haben wir ja in Wuppertal nach meiner Beobachtung kein Thanksgiving. Das ist auch sinnvoll, weil die Mehrheit der Bevölkerung den Feiertag gar nicht aussprechen könnte. Dialoge wie: "Backse Sängsgiwing wieder Türkei?" - "Nee, bei uns gippt Pute" bleiben uns damit erspart. Insofern dürfte es eigentlich auch keinen Black Friday geben, aber der hat es irgendwie dann doch bis zu uns geschafft.

Übrigens: Da ich diese Zeilen heute ganz zu Beginn des Black Fridays schreibe, kann ich Ihnen jetzt natürlich noch nicht sagen, wie Sie ihn als Kunde aus der Perspektive von morgen betrachtet gestern angenommen haben werden. Verstehen Sie mein Problem? Ich weiß einfach nicht, ob Sie dolle Schnäppchen gemacht haben oder vielleicht gar nicht da waren.

Fest steht aber eines: Sollten Sie den Black Friday verpasst haben, gibt es zumindest in Elberfeld noch eine Chance für Sie: Da folgen nämlich in der City noch vier weitere, im wahrsten Sinne des Wortes schwatte Freitage, weil leider kein Geld da ist, in der Innenstadt die eigentlich vorhandene Weihnachtsbeleuchtung aufzuhängen. Die Monteure hatten offensichtlich keinen Black Friday mit riesigen Rabatten angeboten ...

Bis die Tage!

Und jetzt noch etwas in eigener Sache: Ich bin tief beeindruckt, wie viele von Ihnen Anfang nächsten Jahres meine Lesungen "Nach Toreschluss" im Kontakt-hof besuchen wollen — mittlerweile ist auch die zweite Zusatzvorstellung ausverkauft. Nächstes Mal miete ich wohl besser das Zoo-Stadion, bis dahin mache ich aber lieber noch einen weiteren Abend im Kontakthof - am Dienstag (9. April 2018) um 19.30 Uhr. Karten ab sofort auf www.wuppertal-live.de

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