Sommersemester ohne Studenten Mensen und Cafeterien bleiben geschlossen

Wuppertal · Das gab es noch nie: Das Sommersemester beginnt, aber der Campus bleibt menschenleer - und das Hochschul-Sozialwerk Wuppertal muss seine zehn Mensen und Cafeterien geschlossen halten. 125 Mitarbeiter sind seit Anfang April wegen der Corona-Krise zu Hause.

 Die Mensa auf dem Grifflenberg.

Die Mensa auf dem Grifflenberg.

Foto: Hochschul-Sozialwerk/Fritz Berger

Fritz Berger, der Geschäftsführer des Hochschul-Sozialwerks, sieht den nächsten Monaten mit sehr gemischten Gefühlen entgegen: „Selbstverständlich freut es uns, wenn es gelingt, das Studium weitestgehend digital durchzuführen. Aber wir hatten natürlich gehofft, unsere Mensen und Cafeterien wieder öffnen zu können, sobald dies für Restaurants und Cafés wieder erlaubt wird. Das könnte schon bald der Fall sein. Wenn die meisten Studenten jedoch von zu Hause aus studieren und auch die Uni-Mitarbeiter im Homeoffice sind, besteht gar kein Bedarf, unsere großen Einrichtungen zu öffnen.“

Derzeit werden die Lagerbestände erneut darauf hin überprüft, welche Lebensmittel noch weitere Zeit ohne Probleme haltbar sind. Unmittelbar nach der kurzfristig am 18. März verordneten Schließung war das schon einmal erfolgt. Ein Teil wurde an eine gemeinnützige Einrichtung abgegeben. Das wird auch jetzt wieder erwogen.

Als öffentliche Einrichtung muss das Hochschul-Sozialwerk zwar nicht um seinen Bestand fürchten, aber je länger die Corona-Krise andauert, umso mehr wirkt sie sich auf seine finanzielle Situation aus.

Berger: „Die Corona-Krise ist eine absolute Ausnahmesituation, wie ich sie in 33 Jahren als Geschäftsführer noch nicht erlebt habe. Wir finanzieren unsere Dienstleistungen zu 85 Prozent aus studentischen Mitteln, darunter allein zu gut 30 Prozent aus Umsätzen der Mensen und Cafeterien, zu 22 Prozent aus (nur kostendeckenden) Mieten der Wohnheime. Wir gehen davon aus, dass es erst nach und nach zu einer gewissen Normalisierung kommen wird.“ Das Land NRW hat eine kurzfristige Ausgleichshilfe in Höhe von 205.000 Euro überwiesen.

In seiner Abteilung für Studienfinanzierung kümmert sich das Hochschul-Sozialwerk derzeit umso intensiver um auftretende Finanzierungsprobleme der 23.000 Wuppertaler Studierenden, die BAföG-Antragsbearbeitung selbst läuft normal weiter. Berger: „Wer mit Bafög gefördert wird, braucht sich keine Sorgen zu machen.“ Einschränkungen gibt es lediglich bei den persönlichen Sprechstunden: Publikumsverkehr vor Ort ist bis auf weiteres nicht möglich, allerdings ist das Bafög-Amt täglich per Telefon und Mail zu erreichen.

Bisher gibt es noch kein erhöhtes Aufkommen von Änderungsanträgen. Denkbar sind Fälle, wenn das Elterneinkommen zum Beispiel durch Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit betroffen ist. Auch wird es Flexibilisierungen geben: Einkommen aus allen Studenten-Jobs in systemrelevanten Bereichen soll nicht angerechnet werden.

Vermehrt melden sich Studierende, die bisher kein Bafög bezogen haben, mit akuten Finanzproblemen. Vor allem ausländische Studierende, die von zu Hause kein Geld mehr erhalten können. Ebenso Studierende, die einen wesentlichen Teil ihrer Kosten durch Studentenjobs finanziert haben und die diesen in Folge der Corona-Krise verloren haben. In diesen Fällen, wo Studenten kurzfristig unverschuldet in Not geraten, kann, solange es Einzelfälle bleiben, der Sozialfonds des Hochschul-Sozialwerks helfen. Die Studierendenwerke gehen aber davon aus, dass sich diese Fälle ab Beginn des Sommersemesters häufen werden.

Berger: „Deshalb sind wir in Gesprächen mit dem Wissenschaftsministerium in Düsseldorf. Das Deutsche Studentenwerk verhandelt seit zwei Wochen intensiv mit Bundesbildungsministerin Karliczek über bundesweite Hilfen für in Not geratene Studierende. Wir gehen derzeit davon aus, dass das Bundesministerium ein Programm für zinslose Darlehen auflegen wird, das über die Bafög-Ämter beantragt werden kann. Gedacht ist an einen monatlich Betrag von 500 Euro.“

Auch in den Studentenwohnheimen zeigen sich die Auswirkungen der Pandemie: Viele ausländische Studenten können derzeit gar nicht einreisen, darunter ca. 90 Erasmus-Studenten. Berger: „Wir haben aktuell 40 Kündigungen von Bestandsmietern zum 30. Juni 2020, überwiegend mit dem Wunsch nach vorzeitigem Auszug.“

Der Bau der neuen "Wohnanlage Max-Horkheimer-Straße 160-168" geht derweil mit Hochdruck seinem Abschluss entgegen. 65 Bewohner*innen sind bereits in die vier kleineren Häuser, die schon fertiggestellt sind, eingezogen. An Haus 168, mit potentiell 60 Wohnplätzen, wird zügig gearbeitet. Hier gab es zeitweise Engpässe, weil Materiallieferungen nicht ankamen.

Berger: „Wir hatten vor, die 132 Wohnplätze in den 5 Häusern in Kürze offiziell einzuweihen. Das mussten wir absagen. Aber - aufgeschoben ist nicht aufgehoben!“

Was noch geprüft wird:Für den Sommer sind ab Mitte Juli verschiedene Renovierungsarbeiten in der Hauptmensa geplant. Das Hochschul-Sozialwerk steht in Gesprächen mit dem Bau- und Liegenschaftsbetrieb, um die Terminpläne der Gewerke zumindest etwas nach „nach vorne zu ziehen“.

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