Corona-Virus - ein Überblick Wuppertal steht ziemlich still

Wuppertal · Der Corona-Virus breitet sich auch in Wuppertal weiter aus. Stand Freitagmittag (13. März 2020) gab es zehn Infizierte. Die Stadtspitze hat alle Präventionsregister gezogen: In einer neuen Allgemeinverfügung untersagt sie ab Montag, 0 Uhr, jegliche - auch private - Veranstaltungen mit mehr als 100 Personen. Das öffentliche Leben soll bewusst „geschrumpft“ werden.

  Matthias Buntrock-Schweer (Abteilungsleiter Infektionsschutz des Wuppertaler Gesundheitsamtes) an der zentralen städtischen Anlaufstelle auf Linde. Dort werden nur Personen auf Corona getestet, die das Gesundheitsamt angemeldet hat.

Matthias Buntrock-Schweer (Abteilungsleiter Infektionsschutz des Wuppertaler Gesundheitsamtes) an der zentralen städtischen Anlaufstelle auf Linde. Dort werden nur Personen auf Corona getestet, die das Gesundheitsamt angemeldet hat.

Foto: Christoph Petersen

Bleicherfest, Ölbergfest, Sonnborner Trödelmarkt, Bergische Velo, Luisenfest, Schwebebahnlauf, die Stadtfeste im Sommer - nach dem Erlass der Landesregierung, bis auf weiteres Großveranstaltungen mit mehr als 1.000 Zuschauern zu untersagen, war schon klar, das wohl bis in den Sommer hinein sämtliche Wuppertaler Event-Highlights vor dem Aus stehen. Jetzt geht auch unterhalb dieser Schwelle praktisch nichts mehr - auch nicht bei Hochzeiten oder Geburtstagen. Folglich werden sämtliche Vorstellungen der Wuppertaler Bühnen und der anderen städtischen Kultureinrichtungen bis auf weiteres nicht stattfinden.

Bei Veranstaltungen unter 100 Teilnehmern müssen Teilnehmerlisten geführt und Hygiene-Hinweise gegeben werden, außerdem gilt: in geschlossenen Räumen muss pro Person eine Fläche von einem Quadratmeter vorhanden sein. Betroffen sind auch Kinos, Kirchen und Restaurants. Dass die Verfügung am Wochenende noch nicht greift, liegt laut Stadtspitze daran, dass Veranstalter nicht so kurzfristig reagieren könnten. Weitere Beschlüsse: Schulklassen, die von Klassenfahrten aus Risikogebieten zurückkehren, werden komplett unter Quarantäne gestellt. Außerdem bereitet sich die Stadt darauf vor, die Betreuungsnot auffangen zu können, nachdem das Land NRW Schul- und Kita-Schließungen angeordnet hat.

Die am Freitag in einer Pressekonferenz erläuterte Verfügung wird das öffentliche Leben im Wesentlichen zum Erliegen bringen. Stadtkämmerer Johannes Slawig: „Das ist gewollt. Gerade jetzt ist es notwendig, konsequent zu handeln.“ Diskutiert werde aktuell im Einsatzstab noch über weitere öffentliche Einrichtungen wie Bibliotheken und Schwimmbäder. Der Besuch von Schwimmbädern ist nach Einschätzungen von Virologen laut Sportdezernent Matthias Nocke eigentlich  unbedenklich.

Oberbürgermeister Andreas Mucke mahnt die Wuppertaler in dieser Situation zur Besonnenheit und stellt klar: „Jeder einzelne trägt selbst Verantwortung!“ Sozialdezernent Stefan Kühn betont: „Die unangenehme Maßnahme, die ich heute nicht treffe, wird morgen zu noch unangenehmeren Maßnahmen führen.“ Er appelliert an die Solidarität der Wuppertaler mit Erkrankten und Nachbarschaftshilfe. Doch anders geht es nicht. „Ich bin kein Apokalyptiker, aber ein weiterer Anstieg der Infektionen wird kommen. Wir müssen alles dagegen tun, um eine Ausbreitung zu verhindern“, sagt Matthias Buntrock-Schweer vom Gesundheitsamt. Um Hausärzte zu entlasten und höhere Testkapazitäten zu schaffen, wurde auf dem Hof der Freiwilligen Feuerwehr Linde eine zentrale Anlaufstelle zur Abstrichabnahme bei vom Gesundheitsamt festgestellten Corona-Verdachtspersonen eingerichtet.

Gastronomie

Isabel Hausmann, stellvertretende Geschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (DEHOGA) Nordrhein, zieht vor allem für die Wuppertaler Hotels eine negative Bilanz. „Es gibt zurzeit kaum noch Buchungen, nur noch Absagen. Außerdem steht das Thema Kurzarbeit verstärkt auf dem Programm. Und für die Hoteliers, die unter Einnahmeeinbrüchen leiden, ist es außerdem schwierig, Stornierungsgebühren bei den absagenden Gästen durchzusetzen.“ Für die lokale Gastronomie sagt Isabel Hausmann: „Es geht gerade noch.“ Rückgänge bei den Gastzahlen würden aber verstärkt gemeldet. „Eine absolute Katastrophe“ sei Corona für Gastronomen, deren Schwerpunkt Events & Co. sind: „Die Villa Media beispielsweise verzeichnet reihenweise Absagen, sogar bis in den September hinein.“ Aber auch „ganz normale“ Restaurants, die ihre Räume komplett oder teilweise für Privatveranstaltungen mit größeren Gruppen vermieten, verzeichnen ähnliche Erfahrungen. Ratschläge kann der DEHOGA seinen Mitgliedern kaum geben. Isabel Hausmann: „Man weiß ja einfach gar nicht, wie das alles weitergeht und kann gar nichts planen.“

Öffentlicher Nahverkehr

Ab Samstag können Fahrgäste in Bussen der WSW nur noch hinten einsteigen. Die Busfahrer lassen die vorderen Türen an den Haltestellen geschlossen, um sich selbst und auch die Fahrgäste vor einer Ansteckung mit dem Virus zu schützen. Kunden werden gebeten, Fahrkarten möglichst am Ticketautomaten oder online über die App „WSW move“ zu erwerben.

Aufruf zur Blutspende

Die Auswirkungen des Corona-Virus gefährden die Versorgung von erkrankten Menschen mit Blutspenden. Seitdem erste Krankheitsfälle in der Region aufgetreten sind, verzeichnen die Blutspendezentren 20 Prozent weniger Spenden als sonst zu der Jahreszeit. Jeder, der gesund ist und in den vier Wochen davor auch keine Erkältung gehabt habt, kann Blut spenden.

Bürger-Telefon

Der Krisenstab der Stadt Wuppertal hat entschieden, das Bürger-Telefon unter der Nummer 563-2000 auch an diesem Wochenende zu aktivieren. Es ist erreichbar am Samstag von 9 bis 14 Uhr und am Sonntag zwischen 10 und 15 Uhr.

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