Ärger um Polizeieinsatz im Paul-Janes-Stadion WSV: Manchmal sind auch Löwen machtlos

Wuppertal / Düsseldorf · Es war ein Kampf, wie man ihn aus der Fußball-Oberliga inzwischen nur allzu gut kennt und wie ihn die Spieler des Wuppertaler SV seit Wochen tief verinnerlicht haben. Und trotzdem jubelte mit TuRU Düsseldorf am Ende der Gegner, er siegte 1:0 (0:0).

 Viele Fans, viele Polizisten - und einer auf dem Zaun.

Viele Fans, viele Polizisten - und einer auf dem Zaun.

Foto: Jochen Classen

Für Diskussionen sorgte auch ein Polizeieinsatz.

Vielleicht sollte der Wuppertaler heute merken, dass er die Dinge nicht immer selbst im Griff hat. Es begann bereits vor dem Anpfiff, als plötzlich mehrere Dutzend Polizeibeamte in schwerer Montur in den WSV-Fanblock drängten. Ihr Ziel soll gewesen sein, den "Capo", so wird in der Ultra-Szene der Stimmungsmacher mit Megafon genannt, vom Zaun zu holen - was die Polizei hernach auch bestätigte.

 Erhöhter Gesprächsbedarf: Am Zaun der kaufmännische Leiter Nico Weinhart und Sportdirektor Manuel Bölstler, vorne der "Capo" (2.v.li.), der WSV-Fanbetreuer Christian Weiß (Mitte) und Verwaltungsrat Thorsten Dohrs (2.v.re.) mit den Gastgebern.

Erhöhter Gesprächsbedarf: Am Zaun der kaufmännische Leiter Nico Weinhart und Sportdirektor Manuel Bölstler, vorne der "Capo" (2.v.li.), der WSV-Fanbetreuer Christian Weiß (Mitte) und Verwaltungsrat Thorsten Dohrs (2.v.re.) mit den Gastgebern.

Foto: Jochen Classen

Unverständnis seitens der Zuschauer gab es deswegen zuhauf. "Es stört doch sonst keinen, wenn er auf die Zäune klettert", war eine weit verbreitete Meinung. Nachdem es minutenlang zu tumultartigen Szenen unterhalb des Zaunes gekommen war und der "Capo" immer noch unbeeindruckt darauf thronte, zog die Polizei schließlich unvollendeter Dinge wieder ab. Inzwischen haben die Ultras eine Stellungnahme abgegeben, die auf ihrer Homepage nachzulesen ist.

Der Einsatz ist aus Sicht der Düsseldorfer Polizei abgeschlossen. Weitere Maßnahmen seien nicht geplant, hieß es am Sonntagabend auf Nachfrage der Wuppertaler Rundschau aus der Leitstelle in der Landeshauptstadt. Ziel sei es gewesen, die Person, die auf dem Zaun gestanden und die mitgereisten Fans angefeuert habe, dort herunterzuholen. Der Grund: "Der Zaun ist ziemlich marode und drohte einzustürzen", so die Leitstelle. Zwar sei es zu einem "leichten Gerangel" gekommen, am Ende habe sich aber alles beruhigt.

Die "Ultras" bezeichneten den Einsatz in einer Stellungnahme aus "unverhältnismäßig". Es habe eine Absprache existiert, zudem sei eine friedliche Konfliktlösung außer Acht gelassen worden. Weitere Fans berichteten, dass Schlagstöcke eingesetzt worden seien, obwohl auch viele Unbeteiligte und Kinder in der Nähe gestanden hätten.

Sportdirektor Manuel Bölstler: "Das Ganze war maßlos überzogen und für mich ohne ersichtlichen Grund. Für mich war es mehr als traurig, unsere Fans, darunter auch Frauen und Kinder, so verängstigt in unserem Block zu sehen. Die Polizei sollte dafür da sein, genau diese Menschen zu schützen. Ohne bisher die Videobilder gesehen zu haben, kann ich keinem WSV-Fan einen Vorwurf machen."

Bölstler schildert die Vorkommnisse so: "Ich habe sie erst mitbekommen, als schon 20 bis 30 Polizisten im Block waren. Daraufhin haben Niko Weinhart und ich sofort mit dem Sicherheitsdienst und den Polizisten im Innenraum des Stadions Kontakt aufgenommen und sie darum gebeten, den weiteren Block zu öffnen, um alles übersichtlicher zu machen und die Leute aus der Gefahren zu bringen."

Und weiter: "Nachdem ich zum Block gelaufen bin und weinende Kinder und verängstigte Fans gesehen habe, habe ich zwei Polizisten, die sich im Block befanden, nachdrücklich gebeten, das Ganze sofort einzustellen. Die beiden Polizisten versicherten mir, dass, wenn unser ,Capo‘ vom Zaun gehen würde und die ihn bei sich hätten, alles eine Ende hätte. Tommy kam dann sofort zu mir in den Innenraum. Ich habe der Polizei gesagt, dass wir uns um Tommy kümmern. Ab dem Zeitpunkt ist die Polizei aus dem Block, ein weiterer Block wurde geöffnet - und Tommy konnte später unseren Fans weiter positiv einheizen." Bölstler kündigte an: "Wir arbeiten das Ganze nun intern auf und werten das Video aus."

Während die Fans also zumindest in dieser Szene als Sieger vom Platz gingen, mussten sich ihre Spieler denen der Düsseldorfer geschlagen geben. "Dass wir mit TuRU eine gute Oberliga-Mannschaft so beherrschen, zeigt, dass wir uns gut entwickelt haben. Aber wir haben eben heute einfach das Tor nicht gemacht", meinte WSV-Trainer Stefan Vollmerhausen nach der Partie.

An Möglichkeiten mangelte es freilich nicht. Immer wieder standen entweder ein Verteidiger oder der starke Schlussmann Bjoern Nowicki im Weg. Vollmerhausen: "Beim Gegentor gab es ein Kommunikationsproblem. Wir wussten, dass die Düsseldorfer Ecken gerne kurz ausführen, aber in dieser Szene hat die Zuteilung nicht gestimmt. TuRU hatte fünf gute Minuten, ansonsten gehörte das Spiel uns. Es sah zwischendurch immer mal wieder umständlich aus, was vielleicht auch daran lag, dass der Gegner über weite Strecken mit neun Mann in der eigenen Hälfte stand."

Nach dem Gegentor war es ein Spiel in eine Richtung. Ein Ball nach dem anderen segelte in Strafraumnähe, doch im Netz wollte er einfach nicht zappeln. Auch die Einwechslung von Debütant Robert Csaki als großgewachsene Verstärkung, der ebenso wie Peter Schmetz am Ende statt in der Defensive als Mittelstürmer aushalf, konnte am Ergebnis nichts mehr ändern.

Kämpferisch war den Wuppertalern, die gemeinhin auch als "Löwen" bezeichnet werden, kein Vorwurf zu machen. "Ich denke man hat gesehen, dass wir alles gegeben habe. Uns wirft die Niederlage nicht um und ich denke wir lernen daraus, dass wir immer auf der Hut sein müssen", so Vollmerhausen abschließend.

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