Stellungnahme der Grünen Hünefeldstraße: „Sollten einen Gang zurückschalten“

Wuppertal · Die Grünen in der Bezirksvertretung Barmen verteidigen die neue Verkehrsregelung in der Hünefeldstraße und appellieren, ihr eine Chance zu geben. Der Wortlaut der Stellungnahme.

Blick in die Hünefeldstraße.

Blick in die Hünefeldstraße.

Foto: Christoph Petersen

„Die Debatte um die Umgestaltung der Hünefeldstraße wird in den Leserbriefspalten der Wuppertaler Medien, aber auch schon beim Austausch mit der Verwaltung bei der Informationsveranstaltung am 16. Mai 2023 in der Caritas-Begegnungsstätte deutlich und sehr leidenschaftlich geführt. Zusammenfassend lässt sich die Stimmung unter ,so nicht‘ oder früher war es entschieden besser einordnen. Der Hintergrund der Straßenneugestaltung wird hierbei aber völlig außer Acht gelassen. Deshalb möchten wir, bei allem Verständnis für die Kritiker, die Verwaltung, also das Ressort Straßen und Verkehr, ausdrücklich in Schutz nehmen.

Von 2017 bis 2019 würde ein Radwegekonzept ausgearbeitet und im Stadtrat von allen Parteien mit großer Mehrheit mit einer Radverkehrsführung parallel zur B7 beschlossen. Im Verkehrsausschuss wurde diese Radverkehrsführung über die Hünefeldstraße am 21. Februar 2023 mehrheitlich von allen Parteien, gegen die Stimmen von AFD und Freie Wähler/WfW beschlossen. Wir Grünen in der BV Barmen halten aber nach wie vor die Einrichtung einer Bus-Fahrradspur im historischen Abschnitt der B7 in der Friedrich-Engels-Alle für die bessere Lösung, aber für diesen Vorschlag gab und gibt es, neben vielen juristischen Einwänden, zurzeit keine politische Mehrheit.

Die Tallage in Wuppertal-Barmen bietet nur wenige attraktive und sichere Alternativen für Radfahrende zwischen den beiden Zentren Barmen und Elberfeld. Die Steigungen in der Wittensteinstraße und der dortige schmale Straßenquerschnitt haben schnell zum Ausschluss dieser Alternativstrecke geführt. Im Abschnitt Barmen macht die Straßenführung Unterdörnen-Hünefeldstraße-Hardtufer bis zum Haspel am meisten Sinn und ermöglicht eine schnelle, kostengünstige Umsetzung.

Die bereits vorhandenen Radwege in der Hünefeldstraße waren allerdings nach den neuen Richtlinien zur Anlegung von Radwegen und der Straßenverkehrsordnung zu schmal, um sie zu ertüchtigen. Sie sorgten ständig für Begegnungsstress mit Fußgängerinnen und Fußgängern, und aufklappende Autotüren bargen zusätzliche Gefahren. Weil die Mindestmaße nicht gewahrt wurden, waren sie zudem nicht benutzungspflichtig. Das wird leider in den Leserbriefen vergessen.

Einen neuen Radweg mit mindestens 250 Zentimetern zu bauen, um den gegenläufigen Radverkehr sicher nach Barmen zu steuern, hätte den Wegfall von über 100 Parkplätzen und leider auch die Fällung von Straßenbäumen als Konsequenz bedeutet. Die Kosten wären unvergleichlich höher gewesen.

Natürlich kann man der Verwaltung vorwerfen, einen ,Radweg light‘ geplant zu haben, also eine kostengünstige Straßenführung mit minimalem Materialeinsatz, die einige Schwächen aufweist: Trotz Ausweichbuchten erfordert das Radeln in Richtung Barmen einiges an Mut und Überwindung. In Richtung Elberfeld wird durch die 30-km/h-Regelung der Ausweichverkehr zur B7 deutlich eingeschränkt. Nervöse Autofahrerinnen und Autofahrer gefährden dann gerne bei Überholmanövern vorausfahrende Radfahrerinnen und Radfahrer. Zudem mussten einige Parkplätze zur Schaffung der Ausweichbuchten weggefallen.

Insgesamt ist die neue Situation für die Anwohnerinnen und Anwohner aber ein Gewinn: Die Verkehrslast nimmt tendenziell ab, da die 30-km/h-Regelung in Kombination mit Radfahrerinnen und Radfahrern auf der Fahrbahn die Hünefeldstraße und die Straße Hardtufer unattraktiv als Ausweichstrecke zur B7 macht. Die Fußgänger haben endlich komfortable Bürgersteige und die Belastung durch Lärm und Feinstaub wird sinken.

Die Grünen in der Bezirksvertretung hatten immer wieder Verbesserungsvorschläge angeregt: etwa die Auflösung der Gratisparkplätze in der Straße Hardtufer durch einen gewerblichen Transportunternehmer, um die Sicherheit des Radverkehrs zu verbessern und vor allem einen schnelleren Weiterbau des Radwegs zwischen der Brücke Farbmühle und Unterdörnen. Hier fehlen an der Farbmühle und in der Wartburgstraße noch eine sichere Führung für Radfahrerinnen und Radfahrer. Am Unterdörnen wurde unsere Anregung 2020 aufgenommen und dank Mehrheitsbeschluss in der BV Barmen auch vorgezogen und im August 2023 abgeschlossen.

Grundsätzlich aber muss man der Verwaltung und den Projektleiter Herr Nett und der Beauftragten für den nichtmotorisierten Verkehr, Frau Peinelt, bescheinigen, das Bestmögliche aus einer komplizierten Gemengelage heraus realisiert zu haben, um die auseinanderstrebenden Interessen aller Beteiligten unter einem Hut zu bringen.

Wir sollten einen Gang zurückschalten, mit moderater Geschwindigkeit für Autos und Radler weiterfahren und der aktuellen Lösung eine Chance geben. Nach ein paar Monaten wird sich die neue Streckenführung eingespielt haben. Eine Alternative gibt es kurzfristig nicht dazu.“

● Leserbrief an die Wuppertaler Rundschau: redaktion@wuppertaler-rundschau.de
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