Aus Trauer erwächst Verantwortung

Mit der alljährlich am Volkstrauertag vom Ronsdorfer Heimat- und Bürgerverein ausgerichteten Gedenkfeier erfüllt sich das Vermächtnis der ungezählten Toten von Kriegen und Gewaltherrschaft, Diktatur, Faschismus, Nationalismus und angeblicher Demokratie.

 Die Vorsitzende des Heimat- und Bürgervereins, Christel Auer (M.), hatte am Volkstrauertag Pfarrer Dr. Jochen Denker (l.) und Bezirksbürgermeister Harald Scheuermann-Giskes (r.) zu Grußworten und Andachten eingeladen.

Die Vorsitzende des Heimat- und Bürgervereins, Christel Auer (M.), hatte am Volkstrauertag Pfarrer Dr. Jochen Denker (l.) und Bezirksbürgermeister Harald Scheuermann-Giskes (r.) zu Grußworten und Andachten eingeladen.

Foto: Klaus-Günther Conrads

Pfarrer Dr. Jochen Denker hat dafür einen ungewöhnlichen Begriff geprägt: "Das Leben dieser Menschen wurde mutwillig abgebrochen!" Nach der Gedenkstunde in der Wagenhalle der Feuerwehr wurden am Ehrenmal im Stadtgarten Kränze niedergelegt. Die Chorgemeinschaft der Ronsdorfer Chöre rahmte die Veranstaltung musikalisch ein.

Jenseits der christlichen Feiertage im November gilt der Volkstrauertag gemeinhin den Opfern der beiden Weltkriege (1914-18, 1939-45). Doch unabhängig vom Frieden in Europa ist die Welt nicht friedlicher geworden, wie uns Syrien, Irak, Ukraine und der IS in der Gegenwart belehren. Logische Konsequenz ist, das Gedenken auch auf die heutigen Opfer auszudehnen. Im Blick auf die Tatsache, dass die Zeitzeugen aus dem Zweiten Weltkrieg immer weniger werden, muss das Bewusstsein für die grauenhaften Verbrechen anders wach gehalten werden. Das meint Bezirksbürgermeister Harald Scheuermann-Giskes und fordert einen aktiven Einsatz gegen Radikalismus und für Bürgerrechte: "Für uns ist der Frieden in Europa selbstverständlich, aber das Geschenk ist uns nicht bewusst. Lassen Sie uns gemeinsam für Frieden und Freiheit eintreten!"

In seiner Andacht erinnerte Pfarrer Dr. Jochen Denker an die Grausamkeit, dass Menschen durch andere Menschen, die Brüder und Schwestern sein sollen, ihr Leben verloren haben. "Mord ist keine Urgewalt", stellt er fest. Er fordert die kritische Prüfung der eigenen Biografie, denkt dabei auch an die Vergangenheit seiner ("meiner") evangelischen Kirche im Dritten Reich, als sich Teile an die Seite der Mächtigen gestellt haben. "Ich war nicht dabei" ist für ihn keine Entschuldigung. Er bittet um Mitmenschlichkeit, Gerechtigkeit und den Kampf "gegen Gewalt und Dummheit".

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