Elberfeld Luisenviertel: Aus Liebe wird Entsetzen

Wuppertal · Nach drei Einbrüchen sagt Martina Hellmann: „Genug ist genug.“ Sie schließt ihre Brotmanufaktur „Analog“ an der Friedrich-Ebert-Straße, nahe Robert-Daum-Platz.

Martina Hellmann in ihrer Brotmanufaktur im Luisenviertel, mit der sie sich einen Traum erfüllte. Der ist jetzt geplatzt.

Foto: A.Haaser

„Ich bin entsetzt über meine Stadt.“ Das schreibt Martina Hellmann in dem Brief, der am Schaufenster ihres nun ehemaligen Geschäftes an der Friedrich-Ebert-Straße 90 hängt. Mit 42 Jahren hatte sich die hauptberufliche Immobilienverwalterin dazu entschieden, im Nebenerwerb ihrer eigentlichen Leidenschaft nachzugehen: dem Brotbacken. Sie absolvierte die Ausbildung zur Bäckerin und anschließend die Meisterprüfung. 2021 erfüllt sie sich dann ihren Traum von der eigenen Brotmanufaktur. Viereinhalb Jahre später ist er ausgeträumt.

Was war passiert? Am Morgen des 10. Juli kommt Martina Hellmann in ihr Geschäft und muss entsetzt feststellen, dass Trink- und Wechselgeld aus der Kasse entwendet wurden. Zunächst geht sie von einem Gelegenheitseinbruch aus – eine Mitarbeiterin könnte vergessen haben abzuschließen. Eine Woche später erlebt sie dann ein unerfreuliches Déjà-vu: Das Wechselgeld fehlt erneut. Zudem will Hellmann festgestellt haben, dass eine Anlieferungstür aufgehebelt worden ist.

Sie erkundigt sich bei der Polizei nach den Möglichkeiten, eine Überwachungsanlage einzurichten – und installiert eine Kamera, die den Bereich vor dem Anlieferungszugang aufnehmen soll sowie Bilder über WLAN an ein mobiles Endgerät liefert. Eine Woche später zeigt sich ihr dann das gleiche Bild wie in den Wochen zuvor. Das Bargeld hatte sie vorsorglich aus ihrem Verkaufsraum entfernt – jetzt fehlen Kaffeemaschine und zwei Kerntemperaturthermometer.

Hellmann verständigt die Polizei, die sich daraufhin ein Bild von der Lage macht. Die Hoffnung, dass die neue Überwachungskamera weitere Erkenntnisse liefert, wird aber enttäuscht. In der Einbruchsnacht wurden keine Bilder aufgezeichnet, der WLAN-Router ist auf die Betriebseinstellungen zurückgesetzt. Das Signal der Kamera wurde offenbar gezielt von den Einbrechern gestört. Die Polizei habe hierauf keine Antwort gehabt.

Martina Hellmanns Nachbar, Inhaber des Restaurants „Il Ghiotto“, kenne das Problem aber auch, erzählt sie. Er habe bereits auf eine Überwachungsanlage mit Kabelverbindung umgestellt. Martina Hellmann fühlt sich mit der Situation allein gelassen und nicht mehr sicher im eigenen Geschäft, in dem sie auch nachts arbeitet. Polizei und Ordnungsamt unternähmen nicht genug, um die Situation im Viertel zu verbessern und die Gastronomen vor Einbrüchen zu schützen.

Hinter ihr liegt außerdem schon eine langwierige Auseinandersetzung mit der Stadt Wuppertal, in der sie um den Verbleib ihres Verkaufsautomaten für Backwaren gekämpft hatte. Er ragte dem Ressort Straßen und Verkehr zu weit in den Bürgersteig hinein – um ganze sieben Zentimeter (die Rundschau berichtete).

Hellmann beklagt zudem schon seit langem die Situation in dem Durchgang, der direkt an ihrem Geschäft vorbeiführt und die Friedrich-Ebert-Straße mit dem Deweerthschen Garten verbindet. Besucher des Parks würden regelmäßig direkt vor ihrer Glasfassade urinieren. Sie zieht nun schweren Herzens einen Schlussstrich und schließt ihre Brotmanufaktur. Das Luisenviertel verliert somit eine innovative Geschäftsfrau – und vor allem regionale, gesunde und leckere Brote.

Die Wuppertaler Polizei weist in einer Stellungnahme darauf hin, dass sie nach dem jüngsten Einbruch am 31. Juli vor Ort war und für alle drei Fälle Anzeigen aufgenommen hat. Zudem seien DNA-Spuren genommen worden, die aber noch zu keinem Fahndungsergebnis geführt haben. Eine Häufung von ähnlichen Fällen innerhalb des Luisenviertels kann die Polizei nicht bestätigen.

Auch bei der Stadt Wuppertal gibt es keine Erkenntnisse zu Hellmanns Problem: Es seien keine Meldungen zu möglichen Ordnungswidrigkeiten im Gebiet rund um die Brotmanufaktur eingegangen.

Martina Hellmann gibt ihren Traum übrigens trotz aller Widerstände noch nicht ganz auf: Sie plant ein Videoformat, in dem sie Hobby-Bäckern zeigt, wie sie selbst Hefe herstellen und ihre Brotkreationen nachbacken können. Weitere Infos dazu will sie auf ihrem Instagram-Kanal veröffentlichen unter @analog_brotmanufaktur