Handball-Bundesliga: Bergischer HC Co-Trainer und Neuzugang

Wuppertal / Solingen · Vorletzter Tabellenplatz und auswärts ewig nicht mehr gewonnen — jetzt stellt sich Handball-Bundesligist BHC für die verbleibenden Partien neu auf. Verstärkung gibt es aber erst im Sommer.

 BHC-Marketingleiter Frank von Behren tauscht den dunklen gegen den Trainingsanzug und wird Co-Trainer.

BHC-Marketingleiter Frank von Behren tauscht den dunklen gegen den Trainingsanzug und wird Co-Trainer.

Foto: Simone Bahrmann

Den berühmten "Gesetzen der Branche", die eigentlich einen Trainerwechsel nahegelegt hätten, beugt sich der BHC dabei ähnlich wie vor zwei Jahren in vergleichbarer Situation aber nicht. Beirat Jörg Föste liefert die Erklärung: "Sebastians Erfolge wiegen für uns schwer. Mit ihm haben wir zweimal den Klassenerhalt und jetzt den Einzug ins Final Four des Pokals geschafft. Die unteren Ligen in Deutschland sind voll von Clubs, die in wichtigen Momenten das Augenmaß verloren haben."

Trotzdem haben die über Weihnachten durchaus intensiv geführten Diskussionen zwischen allen Beteiligten Folgen: "Ich wurde gefragt, ob man mich unterstützen könne, und dann einen Co-Trainer ins Gespräch gebracht." Den fand man in den eigenen Reihen: Ex-Nationalspieler Frank von Behren soll Hinze bei den meisten Trainingseinheiten unterstützen und sich mit Hinze austauschen. "Ich glaube, dass uns das ein Stück nach vorne bringt", so der Coach. "Das ist eine Regelung für die Rückrunde, dann werden wir weitersehen", so BHC-Geschäftsführer Philipp Tychy zum Umstand, dass von Behren damit für seine Marketingaufgaben im Club überwiegend nicht mehr zur Verfügung steht.

Kurzfristige Spielerverpflichtungen schließt der BHC ebenfalls aus, nachdem sich das Lazarett mit der Rückkehr von Maximilian Hermann ins Training in gut zwei Wochen wohl endgültig gelichtet haben wird. "16 Spieler dieser Qualität stellen für den BHC ein sehr respektables Kadergerüst dar. Ich sehe nicht, dass 17 Mann uns weiterbringen würden", so Föste, der gleichzeitig Gerüchten entgegen trat, der BHC habe nach dem Zuschauer-Rekordspiel gegen Kiel und der Qualifikation für Hamburg neue finanzielle Spielräume. "Das Spiel in Köln war bereits im Etat eingeplant. Wir haben mit dieser einen Partie nahezu 50 Prozent der bisherigen Zuschauereinnahmen erzielt. Ohne solche Spiele wären wir schon dieses Jahr in dieser starken Liga wirtschaftlich nicht konkurrenzfähig, auch so haben wir noch einen der kleinsten Etats", sagt Föste. Der erst nach dem Turnier zu beziffernde Erlös aus dem Final-Four-Turnier wird diesen Etat nur um rund zwei Prozent erhöhen.

Deshalb ist bei den aktuellen Personalien auch nur die Auflösung des Vertrags mit dem dauer verletzten Milos Dragas noch vor Jahresende kurzfristiger Natur. Um Langfristiges geht es dagegen bei Rechtsaußen Nils Artmann, der bis Mitte 2017 verlängert hat, und dem ersten Neuzugang für die kommende Saison: Der tschechische Nationalspieler Tomas Babak unterschrieb bei den Löwen bis 2018 - für die erste und die zweite Liga. Der Rückraum-Rechtshänder (1,87 m) spielt seit 2013 beim Schweizer Erstligisten Otmar St. Gallen und war dort bereits in seiner ersten Saison der Top-Torschütze. Vorher wurde er mit 19 Jahren zum wertvollsten Spieler der tschechischen Liga gewählt. Babak wird meist auf der Mitte eingesetzt.

Die Verpflichtung sei aber nicht gleichbedeutend mit dem Abgang von Inal Aflitulin. Auch der jüngst bis Saisonende verpflichtete Russe, der gegen Kiel sein bisher bestes Spiel für den BHC machte, ist eine Option für die Zukunft. Denn, so Föste: "Eine Erkenntnis aus dieser Saison ist, dass wir personell besser aufgestellt sein müssen, um in der Bundesliga wettbewerbsfähig zu sein. Ziel ist es, mit sieben Rückraumspielern in die Saison zu gehen."

Damit die nächste Saison im Oberhaus stattfindet, muss jetzt aber die sportliche Wende kommen — und das ziemlich dringend schon im wegweisenden Auswärtsspiel am 14. Februar beim zwei Pluspunkte besser dastehenden Aufsteiger TVB Stuttgart. Bis dahin will Sebastian Hinze vor allem daran arbeiten, dass sein Team wieder Stabilität bekommt und Automatismen greifen, die durch die vielen Ausfälle in der Hinrunde nicht funktioniert haben. Im Fokus steht dabei unter anderem des Überzahlspiel: "Das war eine Katastrophe", räumt Hinze ein.

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