Vorfall bei Heimspiel des Wuppertaler SV Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung

Wuppertal · Das Heimspiel des Fußball-Regionalligisten Wuppertaler SV gegen den KFC Uerdingen hat ein Nachspiel. Nicht wegen der 0:1 (0:0)-Niederlage der Bergischen, sondern wegen des aus dem Ruder gelaufenen Einsatzes der Rettungskräfte, nachdem ein Krefelder schwer verletzt auf dem Rasen lag.

 Es dauerte lange, bis die Helfer auf dem Platz waren.

Es dauerte lange, bis die Helfer auf dem Platz waren.

Foto: Dirk Freund

Es lief gerade die zwölfte Spielminute in der Partie. Die Gäste konterten, WSV-Innenverteidiger Peter Schmetz entschied sich für ein taktisches Foul in dessen Folge Uerdingens Spieler Christian Müller nach einem üblen Zusammenprall zu Boden ging. Schnell war klar, dass er völlig benommen und mit Verdacht auf einen Jochbeinbruch nicht alleine vom Platz gehen kann.

Was folgte, war ein Paradebeispiel dafür, wie in einem Notfall nicht reagiert werden sollte. Trotz vehementer Forderungen von Spielern und Betreuern waren weit und breit keine Rettungskräfte zu sehen. Auch eine Durchsage des Stadionsprechers änderte an diesem Umstand nichts. Geschlagene sieben Minuten dauerte es, ehe schließlich doch Sanitäter auf das Spielfeld trabten. Weitere zwei Minuten vergingen, bis Christian Müller auf einer Trage ins Krankenhaus gebracht werden konnte. Zum Glück war diese verstrichene Zeit für Müller und sein entstelltes Gesicht nicht lebensbedrohlich.

Den 4.322 anwesenden Zuschauern, die ebenfalls zunehmend unruhig wurden, stellte sich zunehmend die Frage: Wie kann so etwas passieren? Manuel Bölstler, Sportvorstand beim WSV, jedenfalls hat dafür kein Verständnis: "Die heutige Partie wurde als Risikospiel eingestuft, entsprechend viele Einsatzkräfte waren im und am Stadion. Umso tragischer, wenn es dann so abläuft. Wir werden das natürlich mit den zuständigen Leuten aufarbeiten. Wir bezahlen viel Geld, um die Sicherheit im Stadion zu gewährleisten."

Entsprechend wütend war Bölstler während der Unterbrechung nach unten gestürmt. Was sich vor dem Stadion abspielte, berichteten mehrere unabhängige Augenzeugen unserer Redaktion deckungsgleich: Das Sanitätspersonal, das vor der Haupttribüne ausharrte, weigerte sich zunächst strikt, Hilfestellung zu leisten. Begründung: "Wir sind nur für die Tribüne zuständig." Als Mitarbeiter des WSV schließlich lauter wurden, folgte doch eine entsprechende Reaktion. Doch auch für die benötigte Trage war lautstarke Überzeugungsarbeit nötig.

Am Ende ging letztendlich alles glimpflich aus, Christian Müller ist nach Aussagen seines Trainers stabil. Dennoch wird dieser Nachmittag Konsequenzen haben: Eine Privatperson erstattete wegen unterlassener Hilfeleistung Anzeige gegen Unbekannt. Der Ausgang ist offen. Klar ist hingegen: Zeugen gibt es bei Bedarf reichlich.

Am Abend hat auch der WSV eine offizielle Stellungnahme abgegeben. Der Wortlaut:

"Zunächst einmal gelten unsere Genesungswünsche Christian Müller. Darüber hinaus haben auch wir mit großem Unverständnis gesehen, dass die erforderliche Trage nicht von den bereitstehenden Sanitätern, sondern von Mitarbeitern des WSV auf das Spielfeld gebracht werden musste. Auch dafür, dass der Notarzt erst mit großer Verspätung bei dem Verletzten war, obwohl mehrere Mitarbeiter des WSV auf die dringende Notwendigkeit seiner Anwesenheit bei Christian Müller hingewiesen haben, ist für uns völlig unverständlich. Die Verantwortlichen des WSV haben sich direkt mit dem Einsatzleiter in Verbindung gesetzt, um den Sachverhalt möglichst schnell aufklären zu können. Der WSV hat rechtzeitig alle notwendigen Einsatzkräfte bestellt und sie waren auch vor Ort. Dass sie nicht umgehend eingegriffen haben, ist für uns in keiner Weise nachvollziehbar und muss lückenlos aufgeklärt werden. Der WSV wünscht jetzt aber erst einmal Christian Müller alles Gute."

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