„talbohne“-Kaffeerösterei „Wir wollen einfach geilen Kaffee trinken“

Wuppertal · Einigen Wuppertalern sind sie vielleicht schon aufgefallen, die frisch bemalten Hochseecontainer an der Nordbahntrasse gegenüber des Mirker Bahnhofs. Auf ockerfarbenem Grund zu sehen: Blätter und Früchte der Kaffeepflanze. Darauf zu lesen: „talbohne“, der Name der neuen Kaffeemanufaktur von Yvonne Blum und Sebastian Kissing.

 Yvonne Blum und Sebastian Kissing rösten und verkaufen bald ihren „talbohne“-Kaffee im Container an der Nordbahntrasse.

Yvonne Blum und Sebastian Kissing rösten und verkaufen bald ihren „talbohne“-Kaffee im Container an der Nordbahntrasse.

Foto: Wuppertaler Rundschau/flo

Ihr Vorhaben, eine weitere Wuppertaler Rösterei zu eröffnen, lässt sich vielleicht als mutig bezeichnen. Die beiden sehen das nicht so. „Kaffee gehört einfach zum Leben und den Plan verfolgen wir schon sehr lange“, äußert sich Sebastian Kissing schulterzuckend.

Er ist derjenige, der in Zukunft den Röster bedient. Gelernt hat er sein Handwerk von einem Röstmeister in Hamburg, bei dem auch der erste Schwung Bohnen geröstet wurde, der jetzt verpackt und versehen mit den Namen Friedrich, Pina, Else, Johannes und Emma (Wuppertals erste Kaffeerösterin Ende des 19. Jahrhunderts) im Hochseecontainer auf baldige Käufer wartet. In einigen Monaten soll nicht mehr in Hamburg, sondern im Tal geröstet werden, und zwar im Container am Mirker Bahnhof. Der Röster allerdings lässt, der Corona-Pandemie geschuldet, noch ein bisschen auf sich warten.

Ergänzend zur Kaffeerösterei präsentiert sich der „talbohne“-Container als Concept-Store, im Verkauf gibt’s lokale Produkte Wuppertaler Manufakturen sowie von Yvonne Blum selbst genähte Etuis, Beutel und Schürzen aus Kaffeesäcken. „Das ist es auch, was uns von anderen Kaffeerösterein im Tal unterscheidet. Wir arbeiten komplett nachhaltig und zero waste“, betont Blum. Der Kaffeesatz geht an die Lebenshilfe und wird zu Kaffeeseife verarbeitet, die Kaffeehäutchen, ein Abfallprodukt des Röstvorganges, gehen als Düngemittel zum benachbarten Kindergarten und zur Farmbox, aus den Kaffeesäcken entstehen Taschen und Etuis. „Außerdem“, ergänzt Kissing, „kaufen wir direkt beim Kleinbauern, da steht kein Händler dazwischen. Das ist noch nachhaltiger als Fairetrade.“ Die Bohnen beziehen die beiden aus Kolumbien, Brasilien, Indien und Uganda. Den Kontakt vermittelte der befreundete Röstmeister aus Hamburg.

„Wir wollen einfach geilen Kaffee trinken, und deshalb machen wir es selbst“, bringt es Yvonne Blum, zuständig für Marketing, Akquise und Verkauf und die gelernte Barista im Team, auf den Punkt. Beruflich stürzen sich die beiden Wuppertaler zu 100 Prozent in ihr neues Unternehmen. Noch wird im Hochseecontainer fleißig gewerkelt. Wenn alles glatt läuft, soll im Herbst eröffnet werden. Sofern das Café Hutmacher im Mirker Bahnhof geschlossen hat, kann der „talbohne“- Kaffee direkt im Concept-Store genossen werden. Wenn der Hutmacher öffnet, gibt’s den Kaffee dort. „Wir arbeiten miteinander, nicht in Konkurrenz“, sagt Blum. Miteinander arbeitet das „talbohne“-Team zuden mit der Wuppertaler Künstlerin Hanna Ligeti, die unter anderem die Etiketten für die Tüten der fünf Kaffeesorten gestaltet hat.

Neben der Kaffeemanufaktur sind bereits andere Verkaufsstellen für die „talbohne“ im Gespräch, einige lokale Cafés haben zudem Interesse angemeldet. Besonders stolz sind die neuen Tal-Röster übrigens auf ihren Else Espresso, 100 Prozent Robusta mit 60 Prozent mehr Koffein. „Wenn du zwei Tage lang nicht schlafen möchtest“, witzelt Sebastian Kissing.

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