Wuppertaler Stadtwerke Mit Wasserstoff durchs Tal

Wuppertal · Ob in Barmen, Oberbarmen, Heckinghausen, Ronsdorf, Langerfeld oder auch Uellendahl-Katernberg: Ab Samstag (20. Juni 2020)gehören die neuen Wasserstoffbusse der WSW zum Stadtbild in Wuppertal. Jetzt beginnt der Linienverkehr der aktuell zehn Fahrzeuge umfassenden Busflotte.

 Ein Bus kostet 650.000 Euro. Fast dreimal so viel wie ein herkömmlicher Dieselbus.

Ein Bus kostet 650.000 Euro. Fast dreimal so viel wie ein herkömmlicher Dieselbus.

Foto: AWG/Andreas Fischer

Rein optisch unterscheiden sich die zwölf Meter langen WSW-blauen Solobusse kaum von ihren dieselbefeuerten Kollegen, sie sind nur ein wenig höher. Der zentrale Unterschied kommt aus dem Auspuff, beim Wasserstoffbus produziert weder Stickoxid noch CO2. Die Busse stoßen stattdessen reinen Wasserdampf aus. Im Bus wird der Wasserstoff in einer Brennstoffzelle in Strom umgewandelt. Der Strom treibt den Elektromotor an, der satte 285 PS auf die Straße bringen. Wie bei allen Elektrofahrzeugen steht das volle Drehmoment sofort zur Verfügung.

„Das macht sich insbesondere bei Bergstrecken in Heckinghausen oder hoch nach Ronsdorf bemerkbar“, so Ulrich Jaeger, Geschäftsführer der WSW mobil. Während der nicht vorhandene Schadstoffausstoß Fußgänger und die Umwelt freut, sticht für Fahrgäste und Anwohner der Strecken eine zweite Eigenschaft der Wasserstoffbusse positiv heraus: Die Busse haben kein Motorengeräusch, sie sind an der Haltestelle fast lautlos, auf der Strecke hört man nur die Rollgeräusche. „Wer an einer Buslinie wohnt, weiß, dass Busse durchaus ihre eigene Geräuschkulisse haben“, so Jaeger. Die neuen Wasserstoffbusse stromern dagegen flüsterleise durch die Stadt.

Der eigentliche Clou der Wasserstoffmobilität bei den WSW ist jedoch das sogenannte Wuppertaler Modell. Weltweit einmalig wird unter dem Dach der Wuppertaler Stadtwerke nicht nur der ÖPNV, hier die Busse, mit Wasserstoff betrieben, sondern auch der Treibstoff produziert. Das erledigt die Abfallwirtschaftsgesellschaft AWG am Standort des Müllheizkraftwerks Korzert in Cronenberg. Im Schatten des Kraftwerks wurde seit dem Winter ein Elektrolyseur inklusive Wasserstofftankstelle errichtet. Bei der Elektrolyse wird Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. Manche mögen sich an ihren Chemieunterricht erinnern, es ist der berühmte Knallgasversuch. Die Energie zur Aufspaltung kommt aus dem Strom, der bei der Müllverbrennung erzeugt wird.

Martin Bickenbach, Geschäftsführer der AWG, ist seit der ersten Stunde beim Projekt dabei: „Am Anfang mutete das Thema `Müllverbrennung und Mobilität´ exotisch an, aber aus heutiger Sicht haben wir den Gedanken der Kreislaufwirtschaft gemeinsam mit der WSW nur logisch zu Ende gedacht.“

Für NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst ist das Wuppertaler Modell daher auch mehr als nur eine kluge lokale Lösung. Wüst bewertet das Projekt von WSW und AWG als Innovation, „die Kreislaufwirtschaft neu und weiterdenkt.“ Der Verkehrsmister wörtlich: „Im Jahr 120 nach Inbetriebnahme der Schwebebahn bringt Wuppertal erneut eine Verkehrsinnovation europäischen Ranges auf die Strecke.“

Da es noch keine Serienfertigung von Wasserstoffbussen, Elektrolyseuren oder Wasserstoff-Tankstellen gibt, wurde das Projekt umfangreich gefördert. Mit insgesamt 6,5 Millionen Euro haben die Europäische Union, der Bund, das Land NRW und der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr das Projekt unterstützt. Die Gesamtkosten für das Wasserstoffprojekt betragen 12 Millionen Euro.

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