Linus Riedel reist klimafreundlich Auf zwei Rädern unterwegs nach Namibia

Wuppertal · Man könnte fast sagen, der Weg ist sein Ziel, wenn der Wuppertaler Linus Riedel mit dem Fahrrad Richtung Süden unterwegs ist und immer dort anhält, wo es für ihn etwas zu tun gibt. Das südlichste Land, das der 22-Jährige erreichen möchte, ist Namibia. Bis dort hin sollen ihn seine zwei Räder tragen.

 Linus Riedel mit dem Fahrrad am Rhein in der Nähe von Bingen. Bis nach Afrika hat er noch einen weiten Weg vor sich.

Linus Riedel mit dem Fahrrad am Rhein in der Nähe von Bingen. Bis nach Afrika hat er noch einen weiten Weg vor sich.

Foto: Riedel

Drei Jahre ist es her, dass Linus Riedel als Freiwilliger für ein paar Monate in einer Schule in Namibia arbeitete. Eine tolle Zeit, in der er Unmengen an Erfahrungen sammeln konnte. Eines aber gefiel ihm nicht an seinem „ökologischen“ Freiwilligendienst: das Fliegen. Für den Heimweg von Namibia nach Deutschland hätte er gerne das Fahrrad genommen. Eine Idee, deren Umsetzung sich nicht ganz so einfach gestaltete wie zuerst gedacht. Aber sie setzte sich in Linus Riedels Kopf fest. Den Rückweg vor drei Jahren nahm er mit dem Flugzeug, „Aber für mich war klar: Ich möchte diese Fahrradtour unbedingt machen“, erklärt er beim Gespräch mit der Rundschau, zu dem er natürlich mit dem Fahrrad kam.

Im September 2019 ist es dann schließlich so weit. Von seinem Elternhaus aus bricht er auf Richtung Namibia. Sein erster Stopp: Mannheim, wo er sozusagen im Vorbeifahren ein Vernetzungstreffen organisiert, für Menschen, die Lust auf klimafreundliche, gesellschaftliche Veränderung haben.

Und da er auf seiner Strecke nach Namibia keiner festen Route folgt, nimmt er anschließend einen Umweg von knapp 1.500 Kilometern auf sich, um fair produzierte und mit dem Segelschiff in die Niederlande transportierte Schokolade klimafreundlich mit dem Fahrrad von Amsterdam nach Münster zu transportieren. „Mein Ziel ist Namibia, aber was auf der Fahrt passiert, das lasse ich auf mich zukommen“, erklärt er den Umstand, dass er sich wie eine Feder im Wind mal hier und mal dort hin wehen lässt.

Zum Jahresende schafft er es dann doch noch über die Landesgrenze bis nach Frankreich, wo er für ein paar Wochen gegen Kost und Logis bei der Renovierung eines Hauses hilft.

Unterwegs ist der 22-Jährige mit 40 Kilogramm Gepäck auf seinem Rücken und in seinen Satteltaschen: Zelt, Schlafsack, Isomatte, warme Kleidung, Kochgeschirr und Gewürze. Ganz wichtig: Zimt, um seinen meist in Wasser gekochten Haferflocken ein bisschen Geschmack zu geben. Sein Handy lädt er über das Fahrrad auf, ein Bett findet er bei Freunden oder Fremden, die er über die Plattform warmshowers.org („warmeduschen.org“) kennen lernt. Ab und zu schlägt er für eine Nacht draußen sein Zelt auf, bei Minusgraden bemüht er sich aber lieber um ein Dach über dem Kopf, das nicht aus Zeltplane besteht.

60 bis 130 Kilometer legt Linus am Tag mit seinem Fahrrad zurück. Und während seine Muskeln die Beine bewegen, bewegt der 22-Jährige in seinem Kopf ein paar Gedanken: „Wo geht es in meinem Leben hin? Möchte ich irgendwann studieren? Wohin führt mich meine Radtour?“

Zu Weihnachten schickt ihm seine Mutter ein Zugticket mit der Frage, ob er über die Feiertage nach Hause kommen wolle. Und da Zugfahren klimafreundlicher ist als Fliegen, kommt er. Im Moment gefällt es Linus sehr gut, frei und ungebunden zu leben und immer dort hinzufahren, wo er gerade gebraucht wird. Bevor er zu seiner Radtour aufbrach, ging er ein halbes Jahr lang 40 Stunden in der Woche arbeiten, um eine finanzielle Basis für seine Reise zu schaffen. Davon und von seinem Kindergeld lebt der 22-Jährige im Moment. Viel braucht er nicht während seiner Zeit auf dem Fahrrad. Unterwegs gibt er höchstens etwas Geld für Essen aus.

„Mein Ziel ist nach wie vor Namibia, und bald werde ich auch etwas direkter in Richtung Süden fahren“, erklärt er seinen Vorsatz für das neue Jahr.

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